Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 3. Juli 1943
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Köln, den 3.7.43.
Mein lieber Adi!
Nun habe ich doch noch keine Post von Dir bekommen, das heißt, es ist noch überhaupt keine Post heute ausgetragen worden und dabei haben wir heute schon Samstag. Wie lange wird es wohl noch dauern bis die Post endlich verteilt wird.
Hoffentlich hast wenigstens Du den Brief aus Bonn bekommen, damit Du Dich nicht weiter unsertwegen beunruhigst. Die Briefe, die ich hier in Köln und in Frechen eingeworfen habe, werden wohl auch noch nicht weitergegeben worden sein. Es ist ja zu dumm, daß das Telegram nicht durchgegangen ist. Ich habe extra zwei Formulare von Frechen mitgebracht, weil am Dienstag von hier aus noch garkeine Telegrame weitergeleitet wurden. Das einzige Postamt befindet sich unten am Kaiser-Wilhelm-Ring. Deine Mutter war mit dem ausgefüllten Formular auf der Ortsgruppe, um es abstempeln zu lassen. Das machte aber diesmal nichtmehr die Ortsgruppe, sondern die Polizei. Hier wurde gesagt: Nur Telegramme von Totalfliegergeschädigten würden bescheinigt, wenn alle Telegramme von Teilgeschädigten herausgingen, so könnte man ja die ganze Front herausziehen. Ich hätte ja trotzdem einmal versucht, ein Telegram von Bonn aus aufzugeben, Dein Onkel war doch am Mittwoch dort. Weißt Du, ich selbst wollte weiter nichts unternehmen. Ich glaube, Deine Eltern sind in dieser Beziehung ein bißchen abergläubig.
Na ja, trotzdem rechne ich immer noch damit, daß Du in den nächsten Tagen kommst. Ich meine, in diesem Falle ließe man Dich auch so für ein paar Tage nach Hause. Vielleicht klappt es doch noch. Ich wäre ja so froh. Wir haben jetzt doch überhaupt nichts mehr vom Leben.
Habe ich Dir schon geschrieben, daß die Deutzer Werkstätten schon wieder ausgebrannt sind. Jetzt haben wir überhaupt keine Geschäfte mehr: der Kaufhof im Rischmodhaus, Carl Peters, Krüger + Knopp, Hettlage, alles, alles weg. Du müßtest Dir das mal alles ansehen kommen. Ich selbst wage mich nicht weiter als zum Neumarkt. Ich warte mal noch bis die Leichenbrocken alle von der Straße weg sind.
Wie geht es Die noch? Was macht der Dienst? Wohlmöglich bist Du mittlerweile schon Uffz. geworden, und ich erfahre überhaupt nichts davon. Höchste Zeit, daß mal endlich Post kommt. -
Was wirst Du morgen machen?
Wir sind nach Weiden zu einem Schulfreund von Vater eingeladen. Dort sollen wir uns mal satt Obst essen. Da weiß ich wenigstens, was ich morgen machen soll. Die Leute haben ein Mädel in meinem Alter und einen Jungen von 18. Er ist gerade aus dem R.A.D. entlassen. Ich selbst bin noch nie dort gewesen, aber vielleicht sind es ganz nette Leute. So, mein allerliebster Schatz, nun werd’ ich mal zu Deinen Eltern gehen.
Recht liebe Samstagsgrüße und einen süßen Kuß (siehe oben)
Deine Annelie.