Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 1. August 1943

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Ürzig, 1.8.1943.

Liebster Peps!

Aus Ürzig recht liebe Sonntagsgrüße.

Heute ist mal wieder eine richtige Schweinehitze, besser gesagt, noch immer. In ein paar Stunden kannst Du an mich denken. Dann kraxle ich den Berg hinauf, Deine Eltern an der Lahn abzuholen. Hoffentlich kommen sie auch. Sie haben auf das Telegramm noch nicht geantwortet. Das nehme ich aber dann als Zustimmung an. Heute wäre wieder das schönste Wetter um Schwimmen zu gehen. Wenn Du hier wärest, wären wir auch bestimmt heute morgen schon gegangen. Gestern waren wir den ganzen Tag in Wittlich (Adele u. ich.)

Wir haben schon einige Sachen zu unseren Quartiersleuten gebracht. Wir haben uns das Kämmerlein noch mal angesehen. Schön ist es bestimmt nicht.

Hoffentlich kriegen wir mit der Zeit was anderes, besseres. Danach waren wir bis ½ 3 Uhr schwimmen.

Ich muß schon sagen, ein herrliches Strandbad, das Schönste an Wittlich. Hoffentlich ist das Wetter noch lange so schön, daß ich es noch recht gut ausnutzen kann. Um 3 Uhr war ich beim Friseur und dann sind wir todmüde, erhitzt und mit viel „Arm Tier“ nach Hause gefahren. Heute abend geht es nun wieder nach Wittlich, in unsere Heimat. Haben wir überhaupt noch eine „Heimat“? Wenn ich Dich nicht hätte, würde ich es tatsächlich

behaupten. Du bist ja überhaupt nur noch der einzige Sinn meines Lebens. Wenn ich nicht wüßte, daß dieses jetzige Leben einmal in und mit Dir endigen würde, könnte ich es wirklich nicht aushalten, keine Heimat, keine Sachen und dann eine Kriegsstellung. Arm wie eine Kirchenmaus. -

Stell’ Dir mal vor, gerade kam ein Mädchen aus (Hotel) Moselgold (Ürzig), sie könnten das Zimmer heute noch nicht hergeben, weil sie selbst wegen einer Totenmesse eines Gefallenen Neffen Verwandte zwecks Übernachtung bekämen.

Nu, denen habe ich vielleicht Bescheid gesagt. Na, ich brauch’ wohl weiter nichts zu sagen, Du kennst mich ja!!! Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als irgendwo anders für die eine Nacht ein Zimmer zu besorgen. Weißt Du, solche

Unkorrektheit bei Geschäftsleuten liebe ich sehr. Verdammt noch mal!

Wie geht es Dir, mein Liebling, was macht die Erkältung.

Hoffentlich kriege ich recht bald Post von Dir, aber das wird wohl noch etwas dauern.

Für heute genug.

Ich liebe Dich, mein lieber Peps!

Kuß Deine Annelie