Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 10. August 1943
Wittlich, den 10.8.43.
Mein süßer Peps!
Schnell will ich die paar Minuten Freizeit benutzen, Dir einen Brief zu schreiben. Heute haben wir wieder sehr schönes Wetter. Gott sei Dank, für Deine Eltern. So können sie doch wenigstens etwas unternehmen. Bei schlechtem Wetter kann man auf dem Lande ja wahnsinnig werden. Dann hielte Dein Vater es bestimmt nicht lange hier aus. Ich bin mal gespannt, ob sie uns heute besuchen werden. In der Mittagspause werde ich schnell einmal in die Stadt laufen. Dort mir mir in einer „Metzgerei und Fremdenpension“ der Post gegenüber ein Zimmer für Deine Eltern versprochen. Jetzt will ich gleich in der Mittagspause mal hören, wann es frei wird, damit mir es nur kein anderer vor der Nase wegschnappt. Gestern abend konnte mir das Fräulein nämlich noch nicht genau sagen, wann die jetzigen Mieter auszögen. Hoffentlich habe ich Glück! -
Gestern abend waren wir mit Karl, einem Hontheimer Jungen und mit zwei Töchtern des Hauses auf der Kirmes.
Als ich den Kirmesrummel sah, mußte ich unwillkürlich Vergleiche mit Köln ziehen. Der Unterschied war zu gewaltig. Es waren dort: eine Raupe, eine Kettenkarussel, eine Karussel mit Pferdchen, solche elektr. Autos zum Selbstfahren, eine paar
Schießbuden und einige Verlosungsstände. Am Besten gefielen mir die Autochen, ein Auto - 40 P. Als wir nach Hause gingen, war ich RM 6.- quitt. Darüber ärgere ich mich nachher immer. Jetzt lachst Du, gell? Du Gauner!
Wir haben sehr wenig Arbeit hier, die meiste Zeit wissen wir garnicht, was wir tun sollen. Das gefällt mir teils, teils, manchmal ist es ja ganz angenehm. Das Schlimme dabei ist, daß die Zeit so langsam vergeht, das Angenehme, daß man absolut nicht nervös werden kann. -
Vergangene Nacht hatten wir Fliegeralarm. Zuerst habe ich mich auf die andere Seite gelegt und weitergeschlafen. Nachher hat Frau Wagner uns geweckt, während einer ganzen Stunde wurde die Gegend von Fliegern überflogen. Wo die mal wieder hinwaren wächst kein Gras mehr. Ich bin mal gespannt auf den Wehrmachtsbericht. Die Leute meinen, im Rhein-Main-Gebiet seien sie gewesen. Das Gebrumme hört sich doch furchtbar unheimlich an. Bisher habe ich das noch nie so gehört. -
In der nächsten Woche schicke ich Dir ein Bildchen von mir. Die Heeresstandortverwaltung hat ja zwei Bilder für den Ausweis von uns machen lassen. Meine sind ganz gut geworden, da werde ich einige nachmachen lassen. So, für jetzt genug.
Liebe Grüße u. Küsse
Deine Annelie.
Hurra, ich habe ein Zimmer bekommen! von Freitag - Mittwoch!