Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 11. August 1943
Wittlich, den 11.8.43.
Mein lieber Adi!
Ein halbes Stündchen ist mir noch von der Mittagspause verblieben, da will ich Dir schnell ein paar Zeilen schreiben.
Gestern waren Deine Eltern hier. Sie sind zu Fuß aus Ürzig gekommen. Um 8.20 sind sie wieder weiter gefahren. In der Zwischenzeit haben wir unser Zimmer aufgesucht, dann sind wir ins Bahnhofsrestaurant ins Türmchen, wo wir gut zu Abend gegessen haben. Zwei Portionen habe ich verzehrt: die delikate Platte und Salatplatte mit Bratkartoffeln. Es hat ganz prima geschmeckt. - Jetzt hatte ich glücklich ein Zimmer für Deine Eltern bekommen und nun hatten sie keine rechte Lust,
nach Wittlich zu kommen, in Ürzig gefällt es ihnen doch besser. Außerdem haben sie das Zimmer in „Sonnenschein“ bis Montag fest gemietet. Nun ja, ist ja nicht schlimm, ich bin ja froh, daß es ihnen in Ürzig überhaupt gefällt. Bei Mies gibt’s abends immer ein gutes Fläsch’chen Wein, da haben Deine Eltern auch wenigstens etwas Gesellschaft, obwohl sie schon einige kleine Familiendramen mitgemacht haben. Übermorgen kommen Deine Eltern sicher wieder her. Besuch ist immer eine schöne Abwechslung.
Meine Eltern sind in Köln. Ich bin ja mal so gespannt, was sie dort erreichen. -
Gestern schrieb Fritz, er ist noch immer in Mannheim. Wahrscheinlich
wird er uns Samstag/Sonntag besuchen kommen, d.h. natürlich meine Schwester. Ich habe schon seit vorigem Freitag keine Post von Dir bekommen.
Wie ist das? Hast Du jetzt wenig Zeit zum Schreiben. Ich warte doch mit solcher Sehnsucht auf Post von Dir. Ich hab’ Dich so lieb und möcht so gerne bei Dir sein, lieber - lieber Peps! -
Heute Nachmittag haben wir Sport. Ich habe zwar kein Turnzeug, werde aber trotzdem mitgehen. Ich kann dann lesen oder schreiben. - So vergeht die Zeit schon etwas schneller. Es ist ein langweiliger Dienst beim Komiß!
Wie geht es Dir noch, Liebling?
Hoffentlich bleibst Du noch recht lange in Frankreich. -
Nun muß ich allmählich schließen.