Andreas van Kann an Annliese Hastenplug, 18. August 1943
Königsberg, 18.8.43.
Meine liebste Annelie!
Ganz planmäßig geht unsere Reise - wir teilen uns die Sache prima ein: Nachts fahren wir und tagsüber machen wir irgendeine Stadt unsicher. Das ist soweit ganz nett. Doch leider werden wir diese Nacht die Reichsgrenze passieren. Morgen sind wir schon in Brest-Litowsk. Diese Stadt wollen wir uns auch mal ansehen und dann - naja, dann ....
Königsberg gefällt mir nicht. Besonders die Leute sind garnicht nett - wenn ein Menschenschlag stur ist, so sind es die Ostpreußen im wahrsten Sinne
des Wortes. Heute Morgen fuhren wir mit der Straßenbahn, wollten zum Schloß. Der Schaffnerin sagten wir, sie solle uns doch Bescheid sagen. - Das dauerte eine Ewigkeit - bis die Schaffnerin uns an der Endhaltestelle in „gutem Dialekt“ klar machte, daß sie vergessen habe, uns Bescheid zu sagen, wir möchten wieder mit zurück fahren. Dabei waren wir fast die einzigsten Fahrgäste. So etwas ist ganz typisch für die Leute in dieser Stadt.
Nachher gehen wir in den Film: „Gefährtin meines Sommers“. Hast Du diesen Film gesehen? Leider habe ich nachher keine Zeit mehr,
sonst würde ich Dir darüber schreiben.
Heute morgen haben wir eine nette Kahnpartie gemacht. Du, da habe ich sehr an Dich gedacht. Weißt Du noch - Härchen - wie wir auf dem „Öcher (Aachener) Weiher“ umher gegondelt sind? Das waren schöne Zeiten, gell. Wir müssen aber noch mal Kahnfahren! In Dresden kann man das herrlich. Den ersten Urlaub nach der Schule verleben wir in Dresden, dann wirst Du ja auch schon Urlaub gekommen! -
Ich freue mich heute schon darauf.
Liebe gute Annelie
viele liebe Küße
Dein Adi.