Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 21. September 1943
Frechen, 21.9.43
Mein lieber Adi!
Nun habe ich immer noch keine Post von Dir bekommen, vielleicht ist heute welche da, wenn ich zurück komme (nach Hause kann ich ja nicht sagen). Es ist doch sehr schwer und traurig so ohne Heim zu sein.
Früher habe ich oft gedacht: was haben wir doch eine unmoderne Wohnung! Das würde ich heute nicht mehr sagen. Jetzt merkt man erst, wie lieb einem jedes einzelne Stück war. Manchmal meine ich, ich müßte doch noch einmal die Treppe hochgehen können.
Daß das einfach nicht mehr da ist, kann ich immer noch nicht recht begreifen. Das Geräusch der einzelnen Türen beim Auf- und Zumachen habe ich immer noch in den Ohren. Wenn ich dann täglich (Flandrische Str. war die Endhaltestelle der „F“ nach Frechen) an unserem (gewesenen) Haus ein paarmal vorbei muß, dann krieg ich eine Wut -, überhaupt auf
noch vieles mehr! - - -
Wenn Du nur gesund zurückkommst! Das ist immer noch die Hauptsache! Gell Peps, Du kommst doch wieder?! Ich freue mich doch so auf unser Wiedersehen. Ich habe auch noch einige Tage Urlaub zu bekommen. Hoffentlich kommst Du noch vor dem 15. Dezember. Denn dann gibt’s keinen Urlaub mehr - wegen des Jahresabschlusses!
Na, hoffentlich klappt alles wunschgemäß! Hast Du mich auch noch lieb? Ich möcht’ Dich jetzt ununterbrochen küssen.:! Du lieber lieber Peps-Labbes! Im Frankenforst finden wir es sehr nett. Schöner könnten wir es momentan garnicht haben. Wir haben jetzt auch Frau Schramma’s Radio an. Wir sind sehr froh damit, man fühlt sich dann lange nicht so einsam. -
Hoffentlich habe ich heute Post!
Recht liebe Küsse
Deine Annelie.