Andreas van Kann an Annliese Hastenplug, 7. Oktober 1943
Ostland, d. 7. Okt. 1943
Meine liebe Annelie!
Gewiß wirst Du Dir große Sorgen machen, seit Du die Nachricht von meiner Verwundung hast. Heute kann ich Dir nun ausführlich schreiben. Nach langem hin u. her fahren, bin ich im Kriegslazarett Wilna (Litauen) gelandet. Voraussichtlich werde ich hier solange bleiben, bis ich in die Heimat transportiert werden kann. Meiner Meinung nach, dürfte das 14 Tage dauern.
Jetzt etwas über meine Verwundung. Mich hat eine russische Handgranate erwischt. Das Ding flog zuerst gegen meine linke Schulter rollte dann zu Boden u. ging dann in die Luft. Natürlich habe ich dann eine Menge Splitter in die ganze linke Seite bekommen. Sozusagen vom „Scheitel bis zur Sohle“. Glücklicherweise sind die Verwundungen so, daß ich kein Glied verliere.
Ich habe natürlich nichts von der Front mitbringen können. Noch nicht einmal mein Waschzeug.
Ich möchte Dich bitten, mein Naicecairé zu füllen (Rasierzeug, Creme u.s.w. nicht vergessen) u. versandfertig zu machen. Sobald ich weiß, das ich irgendwo länger bleibe, werde ich Dir diese Anschrift mitteilen. Jetzt hat das Schicken ja doch noch keinen Sinn. Aber schreiben mußt Du jetzt ganz oft. Post ist in 3 Tagen hier.
Herzl. Grüße u. einen lieben Kuß
Dein Adi.
Mache Dir keine Sorgen, daß ich nicht selbst schreiben kann. Ich liege so zuge[.?.] im Bett, u. da geht das so schlecht. An der rechten Hand habe ich nichts.