Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 10. Oktober 1943

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Köln-Frankeforst. (10.10.43 ?)

Mein lieber Adi!

Gott sei Dank, endlich Nachricht von Dir! Am Freitag kam der Brief des Div. Pfarrers bei Deinen Eltern an. Was ich bis heute ausgestanden habe, ist unbeschreiblich. Die schlimmsten Vorstellungen quälten mich bei Tag und Nacht. Du lebst also noch, und wirst wieder gesund. Ich war so glücklich, als ich in die Lindenstraße kam und die Briefe an Deine Eltern lahs. Weinen hätte ich mögen. - Ach so, Lindenstraße! Stimmt, die wird Dir in diesem Falle ein spanischer Begriff sein, wo Du noch garkeine Post von uns bekommen hast. Ja, wir sind seit dem 1. September wieder in Köln und schlafen im Frankenforst. Wir mußten einfach wieder zurück. Ich arbeite wieder auf der Sparkasse in Frechen. Das weißt Du ja alles noch garnicht. Dabei ist es schon so lange her, daß wir wieder hier sind, mir scheint das Wittlicher Gastspiel wie ein Traum. Leider habe ich auch so lange keine Post von Dir. Dein letzter Brief war vom 15. September und wurde mir von Wittlich nachgeschickt.

Daß Dir etwas passieren würde, hatte ich im Gefühl, schon damals als Du weggingst, besonders

im letzten Monat. Ich war immer so traurig und niedergeschlagen. Ich hätte es direkt als Sünde angesehen, mir mal ein Kinostück anzusehen. Ich wußte doch genau, daß Du immer in Lebensgefahr warst, brachte doch der Wehrmachtsbericht täglich wenig erfreuliche Berichte. Na, nun bist Du aus dem Schlammassel raus und ich kann wieder aufatmen. Hoffentlich wirst Du wieder ganz gesund und hast nicht so viele Schmerzen. Mein armer Peps, könnte ich sie doch mit Dir teilen. Seit ich von Deiner Verwundung wußte, habe ich immer nur gedacht: wenn er nur wiederkommt, wie, das ist ganz egal. Was würde ich auch ohne Dich anfangen? Nun scheint es ja noch glimpflich abgegangen zu sein. Lieber, lieber Peps, wie bin ich froh. Jetzt kann ich doch wieder ruhig schlafen.

Sicher kommst Du bald nach Deutschland ins Lazarett. Ich habe noch einige Urlaubstage zu bekommen, ich werde Dich mit Deinen Eltern besuchen. Ich freue mich schon so darauf. Hoffentlich ist es recht bald! Ich habe Dich doch so lieb. Was Du mir bist, das habe ich jetzt so richtig empfunden. Das war viel viel schlimmer als alle Fliegerschäden der Welt zusammen.

Im Übrigen sorgen Deine Eltern ja auch recht lieb

für uns. Nach Dienstschluß essen wir bei Euch und dann fahren wir eiligst in den Frankenforst. Heute abend hatten wir nämlich schon um 8 Uhr Alarm. Die Eltern sind noch in Ürzig.

Sonst geht es mir noch gut. Es wäre aber auch alles nebensächlich, Hauptsache! Du bist noch da! Hoffentlich dauert es recht lange, ehe Du wieder ganz gesund bist, ich meine, während der Dauer des Krieges. Es ist zwar kein frommer Wunsch, aber ein egoistischer. Der ganze R.O.B. war ja doch eine große Sch.... Ich bin richtig froh, daß er ins Wasser gefallen ist. Ich habe meine Ansicht noch immer nicht geändert, im Gegenteil! Die Hauptsache bliebe doch, daß Du nicht mehr zur Front kommst.

Auf die vier Wochen Erholungsurlaub freue ich mich riesig. Wir werden dann von Samstag bis Montag nach Koblenz zur „Annemie“ fahren. Oder hättest Du keine Lust? Hast Du mich überhaupt noch lieb? Ich habe es ja so lange nicht mehr gehört.

Ich rechne allerdings sehr damit, daß Du nach Wittlich geschrieben hast und daß mir die Briefe nachgeschickt werden. - Du Peps, ich bin so froh, wie - das kann ich schlecht beschreiben.

Mein Herz hüpft dauernd so - vor Freude wenn ich daran denke, daß Du aus dem verfluchten Rußland heraus bist.

Nun mein Herzallerliebster! laß Dir die Zeit nicht so lange werden, denk’ viel an mich und laß Dich lieb küssen.

Deine Annelie.

Schreibe mir bitte zu Dir nach Hause oder Kreissparkasse Frechen, am Besten zu Dir, sonst geht die Post so lange.

Wenn Du mal was hast, was Deine Eltern unter keinen Umständen wissen dürfen, schreibst Du nach Frankenforst. Es könnte ja sein, daß sich Deine Eltern mal beim Brieföffnen vertuen könnten! (Das soll absolut kein Verdacht sein!!!)