Andreas van Kann an Annliese Hastenplug, 11. Oktober 1943
11.10.43.
Meine allerliebste Annelie!
Nun ist mein Geburtstag auch vorbei. Ich hatte mir vorgestellt, es würde sehr traurig werden. Aber da hatte ich mich gewaltig geirrt. Das Lazarett und die Kameraden haben mir einen sehr schönen Tag gemacht. Ich bekam Blumen und Zigaretten und sonst noch so Kleinigkeiten. - Ich habe mich sehr darüber gefreut, das läßt sich ja denken. -
Aber trotzdem habe ich den ganzen Sonntag viel an Dich gedacht. Weißt Du noch im vorigen Jahr? Da waren wir noch beisammen. Das war doch gerade die Zeit zwischen RAD und Komiß. Jetzt bin ich schon ein Jahr Soldat - mein Gott - ich muß immer wieder staunen, wie die Zeit vergeht. So werden auch die paar Wochen vergehen, die ich hier bleiben muß bis ich soweit hergestellt bin, daß ich die Fahrt ins Reich ohne Schäden überstehen kann. Ob ich dann sofort nach Wengerode kommen kann ist natürlich noch fraglich. Jedenfalls
besteht ja - wenn ich irgendwo im Reich bin - die Möglichkeit, daß Du mich mal besuchen kommst. Wenn es nur für 2 - 3 Tage wäre - Deine Arbeitsstelle muß Dir für die Zeit frei geben. -
Ich bin nun mal gespannt, wann ich die erste Post von Dir bekomme. Ende der Woche dürfte es aber endgültig soweit sein. Dann möchte ich Dich bitten, mir Deine Post, die von der Truppe zurückkommt, nach hier hin nachzusenden. Ich möchte doch viel Post bekommen, wo ich das doch solange entbehrt habe. -
Liebste - ich grüße und küsse Dich tausendmal!
Dein Adi.