Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 11. November 1943

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Frankenforst, 11.11.43.

Mein liebster Peps!

Nun hoffe ich doch nicht, daß es mit Dir wieder schlimmer geworden ist, weil ich so wenig von Dir höre. Allerdings, wenn man Fieber hat, kann man natürlich nicht viel schreiben, das weiß ich am Besten von mir selbst.

Ich habe aber immer noch die leise Hoffnung, daß das Fieber bald gewischen ist und Du in die Heimat transportiert werden kannst. Nun, mein Lieber, wie liegt der Fall? Jetzt liegst Du schon fast 1 ½ Monat im Lazarett, eine verdammt lange Zeit, wenn man an

jedem Tag mit dem Wiedersehen rechnet. Trotzdem bin ich froh, daß Du überhaupt in Warschau im Lazarett liegst, aber schließlich kann ich deshalb doch nicht leugnen, daß ich schrecklich große Sehnsucht nach Dir habe und es ist klar, daß es mir lieber wäre, Du wärest irgendwo in einem Lazarett in Deutschland. Pfui, Anneliese, das ist mal wieder recht egoistisch gedacht! Aber ich kann doch nichts dafür, daß ich Dich nun mal so lieb habe. Vielleicht liegt es aber auch an Dir, vielleicht hast Du Dich in eine hübsche Krankenschwester verliebt und Du willst garnicht von dahinten weg. Aber warte nur

Kerlchen, dann komme ich persönlich nach Warschau. Sollst mal sehen wie ich dazwischen fegte. Ach, Du kennst mich ja garnicht in Eifersucht und Zorn. (Oder doch?!?!)

Gestern erhielt ich Post von unseren Eltern. Die Wohnung in Koblenz ist ihnen vom Wohnungsamt endlich zugesagt worden. Jetzt haben sie Anträge für Möbelbezugscheine gestellt. Vielleicht kannst Du ihnen in Deinem Erholungsurlaub zu Möbel verhelfen?! Es sind nämlich garkeine zu haben. Na, darüber können wir ja mal sprechen. Wir sollten ja die Küche von Familie Broich bekommen. Leider ist daraus nichts geworden.

Herr Broich wollte Wein dafür haben. Doch woher nehmen und nicht stehlen! Ja, ja, man hat’s nicht leicht! Hätten wir unsere alte Wohnung noch in der Flandrische Str. 20! Wie oft muß ich das denken, obwohl es uns absolut nicht schlecht hier geht. Aber zu Hause ist eben zu Hause. Ab 15.11. haben wir auch eine angenehme Dienstzeit von 8 - 1 und von 2 - 4 Uhr. Schön, was? - Dafür haben wir aber auch jeden Abend Alarm.

Nun Herzallerliebster, mach’ daß Du bald fieberfrei bist!

Einen ganz lieben Kuß

Deine Annelie.