Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 28. November 1943
Budweis, 28.11.43.
Meine allerliebste Annelie!
Nun habe ich gestern die ersten Schritte nach draußen gewagt. Ich hatte vom Arzt eine Karte für ein Mozart-Konzert der Prager Philharmoniker bekommen. Es war herrlich. Zum ersten Mal war ich wieder unter Menschen - in einer (ziemlich!) kultivierten Stadt. Und dann das Konzert, wirklich, ich war begeistert. Ich habe mir für heute Abend eine Karte für’s Theater besorgen lassen; „Was die Lerche singt“ gibt es. Ich freue mich sehr darauf. - Wie schön wäre es, wenn Du jetzt bei mir wärst - wir könnten miteinander ausgehen, Du - das wäre herrlich. Dann wäre alles erst richtig schön ...
Leider habe ich gestern und heute wieder keine Post von Dir bekommen. Bist Du noch immer krank?
Ich will es nicht hoffen. P. (Pater) Wunibald schrieb’ mir einen seiner ulkigen Briefe. Er habe versucht, Dich zu trösten, ohne jedoch Deine beiden Herzkammern zufrieden stellen zu können. Er ist der Ansicht, daß ich allein dazu in der Lage sei! Nun - das will ich glauben, ha, das wäre doch gelacht, was meinst Du, mein Schatz. -
Schreib’ mir bitte oft! -
Viele liebe Grüße
und einen heißen Kuß
Dein Adi.