Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 13. Januar 1944
52 (letzter Lazarettbrief)
Frankenforst, 13.1.44.
Mein lieber Peps!
Nun habe ich Dir gestern einen etwas ziemlich scharfen Brief geschrieben. Sei mir bitte nicht böse deswegen. Er entsprach halt so ganz meiner Stimmung. -
Also sei bitte nicht böse und komme bald nach Hause. Ich warte doch so sehnsüchtig auf Dich. Ich war ja so enttäuscht, als ich gestern las, daß Du noch immer nicht kommst und ich hatte doch so fest Ende der Woche mit Deinem Kommen gerechnet.
Ob Du denn nächste Woche kommst? Hoffentlich ja! Bitte Liebling, auch wenn Du nach Hause kommst, bitte bei Deinen Eltern keinen „reinen Tisch“ machen. Ich will das nicht haben. Auf ihre Art haben ja alle Eltern recht. Und daß Du deswegen Krach zu Hause schlägst, nein bitte, dafür waren Deine Eltern doch immer zu gut zu mir. Es fiele ja doch alles auf mich zurück. Na Du wirst mich schon verstehen. Wenn Du mal nur hier wärest.
Liebling, hast Du mich auch noch lieb?
Ich Dich sehr. Ich weiß auch garnichts anderes zu schreiben. Wie stur und eintönig das Leben hier ist, kannst Du Dir vielleicht garnicht vorstellen. Darum bist Du doch
mein einziger Gedanke. -
Wie geht es Dir denn. Welcher Art sind denn die kleinen Komplikationen, die bei Dir eingetreten sind?
Hast Du wieder Fieber bekommen oder klappt es mit den Wunden noch nicht so recht? Schreib’s doch mal! Ach Liebster, was sind das doch für Zeiten!
Ob der Krieg in diesem Jahre endlich zu Ende geht? Wir wollen es hoffen. Das ist ja kein Leben mehr. Ach, man darf erst garnicht davon anfangen.
Nun komm’ auch bald.
Einen lieben Kuß
Deine Annelie.