Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 12. März 1944
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Köln, den 12.3.44.
Mein lieber Adi!
Heute ist mal wieder seit langer Zeit der erste Sonntag ohne Dich. Wie ich Dich vermisse. Es ist so schrecklich ruhig hier. Wo magst Du jetzt sein? Wie mag es Dir ergehen. Ich habe solche Sehnsucht nach Dir, die Trennung ist so schmerzlich. Aber viel schmerzlicher ist es, Dich in Gefahr zu wissen. Ich habe solche Angst und Sorge um Dich. Wenn Du nur wieder nach Hause kommst, wie, das ist ganz gleich. -
Unsere Urlaubstage waren so schön. Wie schön sie waren, weiß man erst immer nachher zu schätzen. Weißt Du, wenn Du da bist, dann bin ich wunschlos glücklich. Sobald Du weg bist, fehlt mir was, dann habe ich eine innere Unruhe, so als ob ich was versäumen würde.
Nun müssen wir wieder warten, wie lange? Wer weiß es. Ich bin so unglücklich, mein lieber lieber Adi. - Gestern kamen Fritz und Adele von Koblenz zurück. Vater war in Lieg/Hunsrück. Da sind sie ihm nachgefahren. Sie haben die Einwilligung zur
Hochzeit von ihm bekommen. Nun wollen sie Juni oder Juli heiraten. Die Glücklichen! So haben wir also bald ein großes Fest in der Familie. Hoffentlich bist Du dann wieder hier, damit ich auch einen „Brautverführer“[!] habe. Das ist doch sehr wichtig! Ich hab’ Dich doch so wahnsinnig lieb. Denken darf ich überhaupt nicht. Sonst kriege ich „et ärm’ Dier“. Aber was will ich machen. Ich muß doch an Dich denken. Du mußt mir auch recht oft schreiben, wenn es geht. Nicht viel, ein kurzer Kartengruß genügt. Gell, das versprichst Du mir?!
Eigentlich sollten wir heute noch beisammen sein. Ich hatte mich die ganze Woche so auf den Sonntag gefreut. Nun ja, Enttäuschungen zu überwinden, hat man ja gelernt. -
Und nun will ich noch einiges von unserem neuen Zimmer berichten. Wir waren heute morgen dort und haben uns vorgestellt. Es ist eine große Villa „Margaretenhof“, bewohnt von zwei älteren Damen. Es wohnt aber schon eine Frau (fliegergeschädigt) mit ihrem 10 jährigen Kind dort. Wir haben ein weißes Doppelschlafzimmer, so groß, wie eures hier in der Lindenstraße, dann hat man uns ein kleines Wohnzimmer zur Verfügung
gestellt hinter dem Wintergarten: ein runder Tisch, zwei Sessel ein Schrank. In den Zimmern ist Heizung. Wir essen bei Schultes, gegenüber dem Hotel. Das einzige, was wir vermissen, ist fließendes Wasser. Du siehst also, wir sind wieder ganz gut untergebracht. Brauchst Dir also keine Sorgen zu machen. Genaue Eindrücke kann man ja erst schildern, wenn wir dort wohnen. Ich werde Dich auf dem Laufenden halten. Dienstag ziehen wir ein. -
Nun muß ich allmählich schließen. Ich muß nämlich noch nach Hause und an Annemie schreiben. Nächsten Sonntag fahren Deine Mutter und ich nach