Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 24. März 1944
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Frankenforst, 24.III.44.
Mein liebster Adi!
Immer ist noch keine Post von Dir da. Heute abend war Deine Mutter an der Bahn. Auch sie haben noch nichts von Dir gehört. Wir sind ordentlich in Unruhe. Wie mag es Dir nur ergehen?
Vor ein paar Nächten hatte ich einen sehr schönen Traum. Ich träumte, über Nacht ist der Friede gekommen und da habe ich auf Dich gewartet und plötzlich warst Du da und ich war so froh und glücklich und habe gedacht, nun ist ja alles gut. Und dann bin ich wach geworden mit einem frohen Gefühl und da merkte ich plötzlich, daß ja alles
nur ein Traum war. -
Manchmal träume ich allerdings auch weniger schöne Dinge. - Doch davon will ich lieber nicht sprechen. -
Ich habe Dich doch so lieb und Du mußt einfach wiederkommen. Was soll ich denn ohne Dich auf dieser Welt. Ach, ich könnte es mir garnicht vorstellen.
Hoffentlich kommst Du recht bald wieder nach Hause. Die Zeit schleicht ja jetzt nur so dahin. Wie schnell waren dagegen Deine Urlaubswochen herum. -
Nun muß ich sooft an voriges Jahr um diese Zeit denken. Da konnte ich Dich in Wahn besuchen. Jeden Sonntag waren wir beisammen. Es war eine wunderschöne
Zeit. Ich war so glücklich. -
Jetzt bin ich gespannt, ob Du nach der bestimmten Zeit abgestellt wirst, d. h., wenn bis dahin der Krieg noch nicht aus ist. Man kann ja alles nicht wissen. -
Fritz ist jetzt in Italien. Wo er ist, wissen wir noch nicht. Er schrieb nämlich erst von „unterwegs“.
Hier gibt’s sonst nichts Neues.
Morgen ist Samstag. Jetzt muß ich in Köln unsere Sachen waschen, weil wir hier kein warmes Wasser haben und die Leute möchte ich auch nicht immer belästigen. Aber es geht ja auch prima so, die Lindenstr. 82 muß einfach stehen bleiben. Sonntag werde ich mit Deiner Mutter nach Rath-Heumar zum Schneider fahren.