Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 8. April 1944

18785 D, Karsamstag.

Meine liebe Annelie,

nun bin ich gestern und vorgestern nicht zum Schreiben gekommen - wir sind nämlich wieder in Stellung gerückt. Die schönen Ruhetage sind nun doch zu Ende - naja, ewig hätten die ja auch nicht dauern können. Es ist nur schade, daß wir gerade über Ostern wieder nach vorne gegangen sind - doch auch das ist ja mehr oder weniger egal, bei uns ist ja ein Tag wie der andere.

Gestern bekam ich Deinen Brief vom 28.3. in dem Du mir schreibst, daß noch immer keine Post von mir da ist. Da gehen die Briefe aber doch sehr lange, ich habe doch gleich am ersten Tag geschrieben. Hoffentlich hast Du am nächsten Tag Post gehabt; ich bin mal gespannt auf Deinen nächsten Brief.

Gestern ist ein Kamerad aus meiner

Gruppe auf Urlaub gefahren. Ich habe ihm unsere Tel. Nr. gegeben, er wird Euch mal Samstags-Abends aus Rheine (Wstf.) anrufen. Wenn mal ein Kölner fährt, dann wird er mal zu Dir kommen. Ich habe gehört, das Päckchensperre sein soll; stimmt das? Schade, ich dachte schon bald etwas Kuchen zu bekommen. Naja - die Sperre wird wohl auch bald aufgehoben!

Und Fritz schreibt noch immer von unterwegs! Wenn er seine FPN schreibt, dann schreibe sie mir auch bitte, gell. -

Liebling, heute habe ich wieder mal so richtig „at ärme Dier“ - so ganz richtig. Am liebsten würde ich davonlaufen - - zu Dir! Dann wäre alles gut! Meinen Kopf würde ich in Deinen Schoß legen und Du würdest mir die Haare kraulen und ich würde lachen und weinen zugleich ... -

Es ist schön so zu träumen, Liebste, doch man wird so unendlich traurig - man sollte es eigentlich nicht tun. Aber die Erinnerung ist so schön, und man läßt sich ja so gerne gehen ...

Man sollte für gemeinsame Stunden viel dankbarer sein, als wir es bisher waren, Annelie! Findest Du nicht auch. Ich habe unser letztes Zusammensein viel zu selbstverständlich aufgefaßt. Das tut mir ja so leid, Liebste! Jede Minute mit Dir ist doch ein Geschenk für mich - und da muß man doch dankbar sein! -

Ich verspreche Dir: der nächste Urlaub wird der schönste werden von allen bisher. Ich will nie bockbeinig sein und meinen Kopf aufsetzen - jede Minute soll wie ein Feiertag sein.

Und ich weiß genau: Du hilfst mir dabei, gell! -

Noch 3 Monate, Liebste - dann kann ich schon wieder bei Dir sein; freust Du Dich auch so sehr. Es wird aber auch sehr schön, nicht wahr. - - -

Christian geht also zur Schule. Na der hat auch Schwein gehabt; außerdem ist der „ebenfalls“ bei der Artillerie. Für die Grüße danke ich sehr; hast Du nicht seine Anschrift, ich würde ihm gerne mal schreiben! -

Hier will der Winter gar kein Ende nehmen - ist es bei Euch auch noch so kalt? -

Laß mich schließen, Liebste!

Einen lieben, langen Kuß

Dein Adi.