Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 18. April 1944

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Frankenforst, 18.4.44

Liebster Adi!

Heute habe ich leider wieder keine Post von Dir bekommen.

Wir kommen gerade aus Köln. In dieser Nacht ist ja dort allerhand passiert. Deine Eltern sind auch gerade mit einem blauen Auge davon gekommen, d. h. bei Deiner Mutter kannst Du es sogar wörtlich nehmen. Natürlich war noch niemand im Keller als die Bomben fielen. Bei Euch gegenüber ist eine Luftmine

herunter bekommen. Dein Vater war gerade im Hausflur. Na, Du kannst Dir ja vorstellen, was Deinen Eltern und Frau Schramma alles an den Kopf flog. Deine Mutter bekam irgend ein Schmutzsplitterchen ins Auge. Euer Haus und natürlich die ganze Gegend sehen herrlich aus. Deine Eltern waren diesmal mit dem Schreck davongekommen, hoffentlich ist es ihnen eine Lehre, daß sie jetzt direkt in den Keller gehen. Ich will nicht weiter darüber berichten, Deine Mutter wird Dir sicher auch ausführlich berichten. Und stell’ Dir mal vor, Adele und ich wußten bis heute

morgen noch nicht, daß überhaupt Alarm war. Wir hatten einfach nichts gehört. Toll was!

Morgen mehr. Jetzt schreibe ich wieder auf dem Bett. Das ist so unbequem.

Tausend liebe Grüße + Küsse

Deine Annelie.