Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 24. April 1944
18785 D, 24.4.44.
Meine liebe gute Annelie!
Ich habe es mir jetzt lange überlegt, ob ich’s schreiben soll, oder nicht. Ja und weil ich weiß, daß Vorfreude die schönste Freude ist, will ich Dir’s nicht vorenthalten ...
(Jetzt fasse Dich erst mal, setze Dich fest hin und zünde Dir eine Zigarette an!!)
Liebste, Dein Peps ist zur Kriegsschule versetzt! In den nächsten Tagen werde ich hier die Kurve kratzen - sobald die Beförderung vom Regiment hier ist, dann bin ich soweit. Ich nehme an, daß ich, wenn Du diesen Brief bekommst, schon auf dem Weg zur Heimat - zu Dir - bin. Es kann sich nur noch um Tage handeln, so genau läßt sich das ja nicht im Voraus sagen. (Hoffentlich ist Dir die
Zigarette jetzt nicht ausgegangen!!)
Wie es gekommen ist? Ja - ich weiß es selbst nicht genau. Vorgestern Nacht hörte ich ein Gespräch, (zufällig) bei welchem sich mein Chef mit meinem Zugführer unterhielt. Beide beurteilten mich tadellos. In anbetracht[!] meiner Frontbewährung im Sommer, werde ich jetzt abgestellt, der Chef stand auf dem Standpunkt, daß nach einer solchen Verwundung die Feldbewährung als abgeleistet zu werten sei. - Gestern erfuhr ich nun von meinem Zugführer, daß es soweit ist mit mir. Da wirst Du Dir meine Freude denken können - ich wußte nicht, wie mir geschah ...
Jetzt kann es also garnicht mehr lange dauern, bis ich bei Dir bin, Liebste - ach, wie ich mich freue - ich kann es Dir nicht beschreiben.
Hast Du auch alles soweit fertig zur
Trauung. Ich bleibe nämlich nach wie vor bei meiner Absicht, im Urlaub zu heiraten. Also, jetzt mit Hochdruck zur Sache. Meinetwegen können wir Doppelhochzeit machen, kannst ja mal mit Adele drüber sprechen! -
Nun weiß ich noch nicht, ob ich gleich von hier den Einsatzurlaub bekomme, oder ob ich erst noch nach Goch muß. Jedenfalls fahre ich ja über Köln und bleibe auch im letzten Falle für ein paar Stunden bei Dir. Außerdem kannst Du ja gut - wenn ich längere Zeit in Goch bleiben sollte - nach dort kommen; jetzt - wo es bald Sommer wird, ist das ja auch nicht so schlimm. Und es war doch schön in Goch, nicht wahr ...
Gestern bekam ich 3 Briefe und eine
Karte von Dir, meist aus Koblenz. Du, Liebling, sei mir nicht böse, wenn ich Deine Briefe nicht beantworte - Du wirst verstehen können, daß ich jetzt „andere“ Dinge im Kopf habe: heim - nichts als heim zu Dir! - -
Kannst mir ja ruhig noch schreiben, die Briefe kommen ja zurück, aber nicht größeres mehr schicken [.?.]. Hoffentlich haben meine Eltern die Uhr nicht abgeschickt! Das wäre Pech, denn die könnte man gewiß in den Mond schreiben! -
Laß mich schließen! Liebste, ich grüße und küsse Dich aus der Freude übervollem Herzen
Dein Adi.