Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 26. April 1944

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Köln, den 26.4.44

Mein lieber Adi!

Heute habe ich leider keine Post von Dir bekommen. Adsch, Liebling, wärest Du doch hier, dann wäre alles viel, viel leichter zu ertragen. Das heißt, ich persönlich habe ja weniger mitzumachen, aber wenn ich all das Elend sehe, dann wird man ganz traurig und niedergeschlagen. Denk’ Dir, in dieser Nacht sind in der Lindenstraße schon wieder Bomben gefallen, zum dritten Mal in dieser Woche. Du kennst die Lindenstr. nicht mehr wieder. Die Häuser um das kleine Plätzchen, wo Mainka stand, sind ein Trümmerhaufen.

Ihr habt mal wieder mächtiges Glück gehabt, allerdings auch wieder viel kaputt. Wann nimmt dies Elend mal ein Ende? Deine Mutter war zum Glück nicht hier. Sie ist seit gestern früh in Bonn und pflegt Deine Großmutter, deren letztes Stündchen wohl auch bald geschlagen haben wird. Siehst Du Liebling, bei all diesem Elend müßte ich Dich hier haben. Das wäre mir Trost. Ich habe solche Sorgen um Dich. Liebster, komm’ doch wieder. Die Hauptsache ist doch, Du kommst wieder! Und bald werden wir heiraten und sind mal wieder für kurze Zeit glücklich. Ich freue mich ja so auf Dich. Du denkst viel über die

Zukunft nach, gell. Und so lieb! Du hast so schöne Namen für unsere Kinder ausgesucht. Ich werd’ mal nachdenken, vielleicht fallen mir auch noch ein paar nette Namen ein. Orscha habe ich auf der Karte gefunden. Hoffentlich bleibt es wenigstens noch so ruhig dort bis Du abgestellt wirst. Ach, hoffentlich wirst Du überhaupt abgestellt! Ich mache mir solche Gedanken. Von Koblenz habe ich immer noch nichts gehört, schon seit Ostern nicht mehr. Hoffentlich ist ihnen nichts passiert. Überall hört man, die Flieger seien dort hauptsächlich in Moselweiß und Lützel gewesen. Hoffentlich ist heute abend ein Brief im Frankenforst. Frau Schramma geht heute abend mit uns schlafen.

Nun, Liebster, muß ich allmählich schließen. Ich hab’ Dich wahnsinnig lieb und denke so viel an Dich, immer und immer.

Nun umarme ich Dich ganz innig und küsse Dich lieb und lange.

Immer Deine Annelie.

Einen schönen Gruß von Deinem Vater. Er hat heute zwei Briefe von Dir bekommen. Schreiben können Dir Deine Eltern in den nächsten Tagen kaum vor lauter Arbeit.