Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 14. Juli 1944
Thorn, 14.7.44.
Meine liebe Annelie!
Ich muß es immer wieder schreiben, ich fühle mich hier sehr wohl. Es ist direkt ganz herrlich hier. Der Dienst ist nun so richtig angelaufen - es fließt manches Schweißtröpfchen, aber egal - es macht Spaß. Man weiß ja, wofür es ist und außerdem empfindet man immer, daß all das nichts mit Schikane oder dergleichen zu tun hat. Das ist das Schöne an unserer Schule. - Jetzt auch
[Tintenklecks!] entschuldige vielmals - eigentlich müßte ich ja jetzt neu anfangen, aber Papier ist knapp!
mal etwas über die Form des Essens. Um mal eine Parallele zu ziehen: alles im Stil „Maywald“ - ich möchte fast sagen noch doller; da wirst Du Dir denken können, daß ich mich in meinen Erwartungen nicht enttäuscht sah. Nach und nach werde ich Dir noch mehr solcher Einzelheiten
schildern. Mit dem von mir so gehaßten Fegen und Schrubben haben wir nichts zu tun; dafür ist ein ganzer Schwarm von Putzfrauen da, die während unserer Abwesenheit allen Dreck fegen. Fabelhaft was?!
Ein Oberfähnrich vom letzten Lehrgang erzählte uns heute, daß jeden Monat Fahrten unternommen werden. Es geht da mal nach Marienburg, Danzig, Zakopane und zu den deutschen Umsiedlern aus Bessarabien. Jedesmal für 3 - 4 Tage. Ist das nicht herrlich! Nach den ersten „strammen“ 4 Wochen steigt die erste Fahrt. -
Sag’ mal, ist es bei Euch eigentlich auch so unverschämt warm? Hier ist eine unerträgliche Hitze. Naja, da werde ich auch wieder mal etwas schlanker. Kannst Du Dir vorstellen, wie ich schwitze!?! -
So laß mich schließen, ich will nämlich auch noch den Eltern schreiben. -
Ich grüße Dich - Liebste - und einen ganz, ganz lieben Kuß
Dein Adi.