Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 27. August 1944
Meine liebe Annelie,
nun bin ich gestern wieder mal ausgegangen und war im Kino. Es gab „Die Entlassung“. Weißt Du einer von den Filmen, die Du nicht ausstehen kannst, von wegen Politik; die mich aber so kollosal interessieren. Im Übrigen ist der Film tadellos - allerdings von Liebe keine Spur. Aber auch solch ein Film kann gut sein. -
Nun etwas anderes. Zu Weihnachten fährt mein Leidensgenosse, der Grenadier Leopold Reichling nach Hause. Er hat in Koblenz einige Stunden Aufenthalt, er fährt mit dem
Eilzug um 20.00 Uhr nach Trier. Jetzt möchte ich Dich bitten, ihn abzuholen - aus einem ganz bestimmten Grunde. Außerdem möchte er von Dir erfahren in welcher Kirche am 2. Feiertag nachmittags eine Messe hören kann. - Also, er kommt am 26. Dez. (2. Feiertag) mit dem SF. Zug 2046 um 14.32 Uhr in Koblenz Hbf. an. Sei bitte so gut und gehe mal hin. Warte so lange, bis sich der Bahnsteig geleert hat. Er wird Dich schon erkennen. Du trägst doch den Maulwurf und die rote Tasche, gell! - Poldi ist ein Kopf größer als ich, ziemlich schlank und hat kein Koppel. (Ver-
wundete tragen kein Koppel!)
Übrigens ist er Luxemburger - ein fabelhafter Kerl; Student der Naturwissenschaften an der Uni in München. Wir haben schon sehr feine Stunden erlebt! - Alles andere wirst Du von ihm erfahren. - Er will außerdem Verlobung feiern daheim! -
Leider habe ich heute auch noch keine Post von Dir bekommen. Es ist zum Kotzen mit der DRP. Na, vielleicht ist heute abend etwas dabei.
Nun, Liebste, viele liebe Grüße und einen heißen Kuß
Dein Adi.