Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 4. Mai 1944
Frechen, den 4.5.44.
Mein lieber Adi!
Ich werd’ verrückt! Heute morgen habe ich Deinen lieben Brief bekommen. Ich mußte mich wirklich mal setzen, die Zigarette ist mir nicht ausgegangen - weil - ich keine hatte. Deine Eltern hatten denselben Brief vom 24.4. schon vorgestern bekommen und mir natürlich auch davon berichtet.
Ich wollte es aber garnicht glauben. Fassen kann ich es jetzt noch nicht. Ist es auch tatsächlich wahr? Mein Gott, das wäre ja wunder - wundervoll. Nein ich kann es wirklich nicht glauben und ich bin auch nicht eher davon überzeugt bis Du vor mir stehst. Ach, ich bin so aufgeregt. Keine fünf Minuten kann ich ruhig sitzen. Es sind ja schon heute 10 Tage her, seit Du den Brief geschrieben hast. Da
könntest Du also täglich kommen. Ich freue mich ja so, mein Liebling.
Eigentlich brauchte ich Dir ja garnicht mehr zu schreiben. Aber vielleicht verzögert sich Deine Abreise doch noch etwas und Du sollst doch wissen, wie ich mich freue!
Hoffentlich ist es nur wahr! Doch dann hättest Du mir wahrscheinlich doch garnichts davon geschrieben. Und befördert wirst Du auch. Na, das ist aber fein!
Lieber, lieber Adsch, komm’ bald! Ach, vielleicht bist Du schon unterwegs! -
Gestern bekam ich auch drei liebe Briefe von Dir. Die werde ich Dir mündlich beantworten. Entschuldige bitte mein Gekritzel, aber ich schreibe hier am Schalter, während ich die Kunden bediene. Ich konnte es aber nicht mehr bis heute abend aushalten.
Auf Wiedersehen! Mein Liebling.
Dann Küsse in Natura
Deine Annelie.