Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 16. September 1944
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Köln, den 16.9.44
Mein lieber Adi!
Nun hatte ich die ganze Woche nur einen Brief von Dir bekommen. Sicher hast Du auch so wenig Zeit, vielleicht liegt es aber auch an der Beförderung der Post. Ich selbst bin auch in dieser Woche sehr wenig zum Schreiben gekommen. Denk’ Dir mal, wir kriegen in unserer zehnstündigen Arbeitszeit unsere Arbeit garnicht alle geschafft. Wir können fast jeden Abend erst um ½ 7 Uhr von Frechen fahren und eine Mittagspause kennen wir auch nicht mehr. Einen solchen Betrieb wie momentan hat die Sparkasse in Frechen noch nie
gesehen. Einfach entsetzlich! Und ich armes Wurm als Kassiererin.
Gestern Abend war ich so abgespannt und durchgedreht, daß ich nicht mehr 2 + 2 zusammenzählen konnte. Heute morgen war es besonders schlimm. Die Schlange stand über den Hausflur bis auf die Straße. Gestern hab’ ich innerhalb 7 Stunden ungefähr 250.000.- RM ausgegeben. Zähle die mal alle in 50 und 20 RM-Scheine. Nun ja, den Leuten kann man es nicht verdenken. Schließlich will jeder etwas
Geld haben, wenn wir räumen müssen, und das wird wohl nicht mehr allzu lange dauern. Deine Eltern haben Dir ja schon geschrieben, wo wir vorerst hin wollen. Meine Eltern schrieben gestern, daß sie zu Fuß zum Hunsrück gehen wollten. Na, noch ist es ja nicht so weit. Die meiste Sorge macht mir unser Adelchen. Die ist so einsam und verlassen dahinten in Rheinbach. Von Fritz hat sie immer noch nichts gehört. Findest Du das nicht merkwürdig? Vor 7 Wochen die letzte Post aus Innsbruck. Was mag da wohl los sein?! - Vorhin war ich auch nochmal
bei der Polizei wegen des pol. Führungszeugnisses. Ich hatte es doch schon vor vier Wochen beantragt. Der Wachtmeister sagt, sie hätten die Sache weitergegeben, aber weil ich in Koblenz geboren wäre, gingen die Erkundigungen ja bis dahin, daher dauerte es etwas länger. Im Übrigen muß das politische Führungszeugnis von der Wehrmachtsdienststelle bei der Ortsgruppe angefordert werden. Dein Vater hat sich erkundigt, ich gehöre ja jetzt zu Eurer Ortsgruppe. Na, Zweck wird das ganze wohl keinen mehr haben, aber man weiß es ja nicht. -
Liebster Adi, schreib mir doch bald, ich warte doch so sehnsüchtig auf Post von Dir! Morgen mehr!
Liebe Küsse
Deine Annelie.