Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 24. September 1944

Thorn, 24.9.44.

Meine liebste Annelie,

endlich bekam ich heute Deinen lieben Brief vom 19., nachdem ich gestern Deine Heiratspapiere (erste Sendung!) bekommen habe. Nun, ich werd’ sie gut verwahren; man kann ja nie wissen - gell, Liebling!

Heute Nachmittag ist tatsächlich frei bei uns, wir wissen garnicht, wie uns geschieht. Ich habe gerade „große Wäsche“ gemacht - ganze zwei Stunden habe ich dazu gebraucht. Jetzt hängen blitzsauber an der Leine: 4 Paar Socken, 8 Taschentücher, 1 Sporttrikot, und mein beigefarbenes Hemd. Schimpf bitte nicht, weil ich letzteres selbst gewaschen habe - ich bin ganz vorsichtig damit umgegangen und sauber geworden ist es auch. Jetzt habe ich mich sonntaglich angezogen, und habe eine richtige Feiertagstimmung. Ja, trotz allem! Am Abend will ich mal in’s Kino gehen, es läuft: „Nacht ohne Abschied“. Er soll ganz nett sein, ich bin mal gespannt. -

Dein Brief war so lieb, so sehr lieb - ich habe mich so sehr gefreut - Annelie, das kann

ich Dir garnicht sagen. Du bist ja meine liebe, gute Frau!

Hoffentlich wird doch noch alles gut, ein bißchen Hoffnung habe ich ja immer noch! -

Gestern habe ich Dir ein Foto geschickt. Heute schicke ich Dir noch mal eins, vielleicht ist das eine oder das andere verloren ehe es in Köln ist. Gefällt Dir das Foto - oder ich?! Liebling, Küßchen!

Nun, laß mich schließen, es wird Zeit daß ich mich auf den Kinoweg mache!

Herzlichst!

Und einen ganz lieben, langen Kuß

Dein Adi.