Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 25. September 1944

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Koblenz, den 25.9.44

Mein lieber Adi!

Du wirst staunen, einen Brief aus Koblenz zu bekommen. Ja, Deine Mutter und ich sind heute, Sonntagfrüh mit dem Fünfuhrzug hierher gefahren. Die Flieger waren in der vorigen Woche zweimal hier und da hatte ich garkeine Ruhe, ich mußte unbedingt mal her fahren. Bei uns hat Gott sei Dank alles gut gegangen. Allerdings sind allerhand Bomben in der Gegend gefallen, auch in unsere Straße, die schöne neue Kirche ist auch hin; Volltreffer ins Chor. Ja, die Koblenzer werden in Zukunft nochmehr durch Bombardements mitzumachen haben, es ist ein zu wichti-

ger Eisenbahnknotenpunkt. - Deine Mutter hat sich eben etwas hingelegt, wir sind nämlich heute morgen schon so früh aufgestanden und morgen früh wollen wir auch wieder um ¼ 5 Uhr fahren. In dieser Zeit ist es am Ungefährlichsten. Sobald es hell ist, sind die feindlichen Jäger da, täglich werden eine Menge Züge beschossen. -

Von Dir habe ich die ganze Woche keine Post bekommen. Hoffentlich liegt morgen abend welche im Frankenforst. Die Post von Dir ist doch die einzig schöne Abwechslung in diesem trostlosen Leben.

Ach Liebster, wärest Du doch hier. Ich kann es manchmal nicht mehr aushalten, immer so alleine. Du glaubst garnicht,

wie einsam ich mich manchmal fühle. Überall muß man alleine hingehen und fahren. Jetzt ist es abends auch schon immer so früh dunkel und da bin ich doch so bange. So oft muß ich dann denken, wenn doch jetzt Dein Adi bei Dir wäre. Vielleicht bist Du doch schon bald bei mir. Man weiß es ja nicht. -

Adele ist noch in Rheinbach. Sie hat schreckliches Heimweh. Wahrscheinlich sollen sie in die Nürnberger Gegend kommen. Sie will mit aller Gewalt nicht mir, sie schreibt ganz trostlose Briefe. Wenn doch alles einmal ein Ende hätte. -

Wie geht es Dir noch? Was magst Du heute

machen. Ich muß so oft daran denken. Vielleicht schreibst Du mir jetzt im Moment auch einen Brief. -

Sonst wüßte ich im Moment wenig Neues. Morgen schreibe ich Dir einen lieben Brief. Ich kann mich jetzt nicht so richtig dazu sammeln, um mich her wird zu viel gequasselt, Frau Heugen von nebenan ist nämlich eben gekommen.

So laß mich für heute schließen.

Liebe Sonntagsgrüße und Küsse

Deine Annelie.