Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 3. Oktober 1944
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Köln, den 3.10.44.
Lieber Adi!
Nun bin ich schon seit zwei Tagen bei Euch. Es ist jetzt abends schon so früh dunkel und dadurch, daß man momentan so ein großes Stück zu Fuß laufen muß, kann ich unmöglich mehr zum Frankenforst fahren. Des Nachts lassen uns die Flieger ja auch eher in Ruhe als tagsüber (ich will’s allerdings nicht zu laut sagen!)
Gestern und heute haben die Flieger am Tage auch wieder ordentlich abgeworfen. Ich bin glücklich, daß ich tagsüber in Frechen und nicht in der Stadt bin. Heute sind vor unsere Hauptstelle wieder drei Bomben gefallen. Am Freitag bekomme ich auch wegen eines Zimmers in Frechen Bescheid gesagt.
Ich bin wirklich zu bange, drei Monate lang in der Stadt zu schlafen. Dann werde ich auch etwas schlanker, Deine Eltern überfüttern mich nämlich. Du bist doch so schlank geworden, ich hab’s nämlich auf dem Bild gesehen, das Du Deinen Eltern geschickt hast. Gut schaust Du darauf aus. Sicher hast Du mir auch so ein nettes Bild geschickt, aber ich bekomme ja die ganze Woche keine Post, erst Samstag wenn ich zum Frankenforst komme. -
Heute abend waren wir in „Träumerei“. Ich fand den Film sehr überspannt. - Liebster, sei mir nicht bös, wenn der Brief heute abend so kurz und wenig lieb ist, aber es ist mal wieder zu viel Betrieb um mir. So sei für heute lieb gegrüßt und geküßt von
Deiner Annelie.