Andreas van Kann an seine Frau Annelie, 5. Januar 1945
Frankenforst, 5.1.44 [geändert in:] 45
Meine liebe Annelie!
Die Welt um uns hätte wohl ihren Sinn verloren, wenn mal etwas wie vorgesehen klappen würde. Abgesehen davon, das es dann am Ende doch hinhaut - und mächtig hinhaut sogar! - ist dies eine recht unerfreuliche Tatsache. Nun sei bitte nicht enttäuscht; es handelt sich nämlich um folgendes:
Man suchte heute einen Adjutanten für einen Batallionskommandeur. Ich habe mich hier in diesen Arbeiten schon etwas eingewöhnt und da hat man mich gleich zu diesem Batallion versetzt. Das wäre ja weiter nicht gefährlich, das Pech liegt aber darin, daß ich mich gleich auf den Weg machen müßte. Wie gesagt „müßte“ - aber ich
denke ja garnicht daran! Ich habe mir jetzt bei der Umquartierung einige Nächte teilweise oder ganz um die Ohren schlagen müssen und da will ich jetzt nochmal ordentlich Schlaf nachholen. Es ist jetzt 18.20 h, wenn ich diesen Brief fertig habe, lege ich mich in Dein wunderschönes Heiabett, träume süße Träume und denke garnicht an den hundeverfluchten Barras. Morgen werde ich mich dann gegen 7 auf die Socken machen, wenn ich keinen Wagen kriege, (Benzinmangel) muß ich bis Odental zu Fuß latschen oder ich fahre per Anhalter Bahnhof. Du kommst ja nun morgen mittag hier her. Ich will mich in der Zeit bemühen, ob ich Dich irgendwie mit einem Wagen oder einem Krad
abholen lassen kann. Sollte mir das nun nicht möglich sein, so mußt Du bitte mal pilgern bis Odenthal, das sind etwa 10 Kilometer - etwa knapp 2 Stunden. Ich werde aber noch genauestens nach hier fernmündlich (wir haben ja eigenes Netz) Bescheid geben. Warte Du hier auf den Gefreiten Trettin, der wird Dich genauestens aufklären! (Ich bitte, mich nicht mißzuverstehen! -) Es könnte auch sein, das ich nicht direkt in Odenthal bin, sondern in einem anderen Ort in der Nähe; auch das sagt Dir der Gefreite Trettin. Du wohnst natürlich bei mir im Quartier - ick meene! wir können uns das wohl jetzt leisten ha! -
So, Liebling - ich hoffe, Du bist
im Bilde - paß auf, daß Dir auf dem Weg nichts passiert, hoffentlich kommst Du gut nach hier.
Zum Schluß sollst Du schnell noch wissen, das ich mich einer unheimlichen Portion Sehnsucht auf Dich warte und Dich wahnsinnig lieb habe!
Immer Dein Adschki.
- Übrigens dauert unser Aufenthalt doch länger als vorgesehen. - Ich lasse Dich die ganze Woche einfach nicht weg! -
Küßchen! Dein Mann