Anneliese van Kann an ihren Mann Andreas, 2. Februar 1945

In der 4. Woche. Freitag.

Frechen, den 2.2.45

Mein liebster Adi!

Auch heute muß ich Dir ein paar liebe Grüße senden, obwohl ich schrecklich schrecklich müde bin. Wir hatten die ganze Nacht Fliegeralarm und da konnte ich um fünf Uhr erst ins Bett kriechen.

Liebster, wie geht es Dir? Hätte ich doch endlich Post von Dir! Das heißt, zwei Briefe hatte ich ja schon von Dir, aber doch nur von unterwegs. Aber wo bist Du jetzt, was machst Du jetzt?

Wann kommst Du wieder zu mir!

Ich möchte ja auf alle alle Bequemlichkeiten verzichten, wenn Du nur bei mir wärest! Ganz klein und bescheiden möchte ich mit Dir leben auf einem Dachkämmerlein. Nur endlich ein gesundes Herz haben! Das meine ist so weh und so krank. -

Mein Gott, mir fallen die Augen halb zu.

Da muß ich an Dich denken. Wie müde mußt Du manchmal sein! Wie oft findest Du keine Stunde Schlaf in der Nacht! Wie gut haben wir es dagegen bisher gehabt. Warum soll ich es so viel besser haben als Du?

Liebster, liebster Adschki, ich liebe Dich!

Immer

Deine Annelie.