KAS (Köln)

Vorbemerkung

Von der Klasse OI G konnten bislang lediglich die Gesamtbeurteilung sowie einige Einzelbeurteilungen der Schülerinnen aufgefunden werden.

Gesamtbeurteilung der Klasse OI G

Gesamtgutachten über die OI G:

Aus mancherlei Gründen wird das kleine Häuflein dieser OI G ein gutes Andenken hinterlassen: Sie haben liebevoll-kameradschaftliche Gefühle für ihre Lehrer gehegt und betätigt, ohne je die Grenzen der Ehrerbietung zu überschreiten. Durch ihren lebhaften Anteil und selbständige Stellungnahme war dafür gesorgt, dass es in den Stunden nie langweilig herging, selbst bei dürrem Stoff. Mit gleichmässig guter Laune nahmen sie die schwarzen wie die heiteren Lose hin und vermochten mit entwaffnendem Humor selbst aufziehende Gewitter zu besänftigen.

Diese Vorzüge haben ihre Gegenseite: die Neigung sich anregen zu lassen und anzuregen ist grösser als der Wille, in mühsamer Arbeit sich Gedächtnisstoff anzueignen oder allein weiter und tiefer nachzudenken und zu gestalten. Es verrät sich darin auch die Tatsache, dass bei den meisten die rein verstandsmässige, die logische Begabung nicht so stark ist wie die intuitive und gefühlsmässige. Ihre Liebe zur Musik mag in diesem Zusammenhang passend erwähnt werden. Dazu kommt, dass Schülerehrgeiz – immerhin ein nicht ganz entbehrlicher Ansporn – der Mehrzahl von ihnen fernliegt. So erklärt es sich, dass trotz vorwiegend guter, (wenn auch nirgends überragender) Befähigung nicht entsprechende Leistungen erreicht wurden.

Die Möglichkeit, so ein Gesamtbild der Klasse zu entwerfen, steht in seltsamen Widerspruch zu der doch gültigen Feststellung, dass diese acht Mädchen sehr ausgeprägte, ja gegensätzliche Individualitäten sind. Man legt bei ihnen aber auch grossen Wert darauf „ein Narr auf eigene Hand“ zu sein, bis hinein in die Kleidung. Trotz der sich darauf ergebenden Spannungen und Entladungen wuchs die Klasse immer mehr zu fester Kameradschaft zusammen mit viel gegenseitiger Fürsorge.

Die Lebensläufe enthüllen die Wirren und Nöte der Kriegsschicksale. Es ist erfreulich, dass die Mädchen diese Erschütterungen körperlich und seelisch verhältnismäßig gut überwunden haben, wenn man nicht ihren betrüblichen Mangel an Konzentrationsfähigkeit als Kriegsfolge ansehen will. Die Wissenslücken jedenfalls, die damals entstanden sind, gehen ihnen bis heute nach und konnten auch durch die Vorteile, die eine so kleine Klasse mit sich bringt, nicht ausgeglichen werden. Selbst die alten Sprachen, die erst nach dem Kriege aufgenommen wurden, hatten noch unter unnormalen Verhältnissen zu leiden: Wenige Monate nach dem Lateinbeginn setzte schon das Griechische ein, dazu ohne Buch. Die unausbleibliche Folge war eine Überschwemmung mit Vokabeln und Formen, deren das Gedächtnis kaum Herr werden konnte. Auch der naturwissenschaftliche Unterricht (insbesondere der Physikunterricht) musste durch den Lehrmittelmangel sehr fragmentarische Resultate erzielen. Auf die ….

 

[Ende der Vorlage!]


Beurteilung

Ohne dass sie es im geringsten darauf anlegt - in ihrer jugendlichen Tapsigkeit stösst sie eher einmal an - gewinnt sie die Menschen durch ihre erquickende Ursprünglichkeit und die Gemütswärme, mit der sie aller Kreatur zugetan ist. Sie ist überzeugt, dass der Mensch zum Guten tendiert und träumt darum mit Inbrunst vom „ewigen Frieden".

Lange war sie an „höheren", namentlich literarischen Fragen kindlich unbeteiligt, hat dann aber die anderen rasch eingeholt, ja übertrifft sie jetzt manchmal durch überraschende Einsichten, die sie mehr intuitiv als folgernd gewinnt. Dass sie aber auch eine genügende Portion Verstand hat und ein solider Arbeiter ist, hat sie namentlich in den alten Sprachen bewiesen.