KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 25.V.30
als Tochter des Postbeamten Franz D. und seiner Frau Charlotte, geb. K., in Königsberg geboren.

1931:
Übersiedlung nach Köln.

1936 - 1940:
Besuch der Volksschule.

1940 - 1947:
Besuch der Städtischen Mittelschule Köln-Ehrenfeld.

Ostern 1947:
Eintritt in die Obersekunda der Kaiserin-Augusta-Schule.

Ostern 1948:
Versetzung in die Unterprima.

Ostern 1949:
Versetzung in die Oberprima.

Von den ersten Jahren meiner Kindheit ist nicht viel zu berichten. Unter der Obhut meiner Eltern wuchs ich heran. Meine Eltern, unsere Wohnung, unser Garten - das war meine Welt. Der Eintritt in die Schule war für mich, wie wohl für jedes Kind, ein großes Ereignis. Bald ging ich gern zur Schule, denn das Lernen fiel mir nicht schwer. In der Mittelschule kam mir der Schulbetrieb ganz anders vor als in der Volksschule. Wir hatten viel mehr Fächer, einen Stundenplan und fast für alle Fächer andere Lehrer. Die Schulaufgaben wurden nicht mehr alle nachgesehen. Das alles machte Eindruck auf mich, ich fühlte mich nicht mehr so klein. - Ich hatte alle Fächer gern und kam überall gut mit. Mit den Jahren merkte ich jedoch, daß die Fremdsprachen mir am leichtesten fielen, und so ist es bis heute noch. - Etwa bis 1944 hatte wir geregelten, fast ununterbrochenen Unterricht. Dann wurden die Bombenangriffe immer häufiger und schwerer, sodaß der Unterricht sehr darunter litt. Schließlich wurde die Schule im Juni 1944 ins Sudetenland verlegt. Ich fuhr mit ins KLV-Lager. Dies war die erste Trennung von meinen Eltern und Geschwistern auf längere, unbestimmte Zeit. Im großen und ganzen war die Lagerzeit schön, wenn auch die lange Trennung von den Eltern und Geschwistern - ich war über ein Jahr von zu Hause fort - schmerzlich war. Nie habe ich etwas von einem militärischen Drill und einer streng nationalsozialistischen Schulung gespürt, wie sie in vielen KLV-Lägern angewendet worden sind. Der Schulunterricht ging geregelt weiter. Nach Beendigung des Krieges kam ich im Juli 1945 nach einem fünfwöchigen Marsch durch Deutschland wieder nach Köln zu meinen Eltern zurück. - Im Dezember 1945 wurde ich in die 5. Klasse der wiedereröffneten Mittelschule Grafenreuthstr. aufgenommen. Nach der 6. Klasse trat die schwierige Frage der Berufswahl an mich heran. Ich hatte schon mehrmals den Gedanken gehabt, Lehrerin zu werden. Auch als die Schulentlassung immer näher rückte, wurde der Plan wieder in mir lebendig. Dann entschloß ich mich, das Abitur zu machen, ob ich nun Lehrerin würde oder nicht. Nach den Osterferien 1947 kam ich am 15. April in die damalige Obersekunda der Kaiserin-Augusta-Schule. Hier kam für mich Latein als neues Fach hinzu. Ich hatte schon vorher Lateinstunden genommen und erreichte bald den Stand der Klasse. In Englisch und Französisch kam ich gut mit; auch die naturwissenschaftlichen Fächer, auf die in der Mittelschule nicht so großer Wert gelegt worden war, interessierten mich, nachdem ich mich in sie eingearbeitet hatte. So kann ich heute sagen, daß ich nicht ausgesprochen für ein Fach besonders begabt bin, aber nach wie vor lerne ich in den Fremdsprachen besonders leicht. In meiner Freizeit - soweit mir nach den Schulaufgaben und der Arbeit im Haushalt noch welche übrig bleibt - lese ich englische Zeitschriften und höre im Radio fremdsprachliche Sendungen. Außerdem betreibe ich Sport und besuche gern Konzerte.

Wenn ich auf die Zeit in der Kaiserin-Augusta-Schule zurückblicke, muß ich sagen, daß sie mir viel Wertvolles gegeben hat. Was wir in der Mittelstufe gelernt und manchmal ohne richtiges Verständnis auswendig gelernt haben, wurde vertieft. Klares Denken und kritischer Sinn wurden geschult. Im englischen und französischen Unterricht lernten wir, aus der Sprache auf den Charakter des Volkes zu schließen. Wir lernten den Unterschied zwischen germanischen und romanischen Völkern empfinden, wenn wir die englische und französische Sprache, z.B. im Klang und in der Wortbildung, verglichen.

Ich habe gespürt, daß unsere Lehrer bemüht waren, uns Wesentliches und fürs Leben Wichtiges mitzugeben.

Nach dem Abitur werde ich voraussichtlich im Laboratorium eines großen chemischen Werkes die Lehre antreten.