KAS (Köln)

Die Klasse 8a

[Von der Klasse 8a sind im Schularchiv weder die Beurteilungen noch die Lebensläufe überliefert. Auch die Aufstellung der eingereichten Aufsatzthemen konnte nicht aufgefunden werden. Die folgende Aufgabenstellung wurde den Aufsätzen direkt entnommen. Er wurde offenbar on sämtlichen Schülerinnen ausgewählt.]

 

1.) Entspricht die Haltung des Leutnants Siewers meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier? (Im Anschluß an Beumelburgs Novelle „Der Feigling“)


Abituraufsatz

Entspricht die Haltung des Leutnants Siewers meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier? (Im Anschluß an Beumelburgs Novelle „Der Feigling".)

Im Jahre 1927 überflüssigsaßen Weltkriegskameraden zusammen . Sie erzählten von ihren Kriegserlebnissen.

„Es war im April 1917. Leutnant Siewers kam von der Offiziersschule zu seiner ehemaligen Kompanie zurück. Sein Zug ?setzte sich aus den neu ausgebildeten Pionieren des Jahrgangs 1898 zusammen. Er war genau so alt wie die Neuen. - In Laon steht er vor den angetretenen Soldaten. Seine Augen wandern von einem zum anderen und verweilen bei denen von Hans Buschenhagen. Diese Augen scheinen zu sagen: „ Du wirst sehen, ich werde meine Sache schon gut machen. Glaubst Du, es ist sehr schwer?" Erich Siewers bemerkt, daß der Junge etwas zu forsch aussehen will. -

[ab hier] überflüssigFeldwebel Braschke brüllt: „Buschenhagen" und noch einmal „Buschenhagen". Der Kleine hört erst nach einiger Zeit und wird krebsrot. Siewers sieht es und lenkt Braschke von dem jungen Pionier ab. „Warum hat Unteroffizier Schwarzkopf das Kinn nicht an der Binde?" Der Feldwebel rast schnaubend zu Peter Schwarzkopf und tobt: „Das Kinn an die Binde." „Herr Feldwebel gestatten ausnahmsweise, daß ich die Binde an das Kinn nehme." Er zog die Binde aus der Tasche [bis hier] überflüssigund führte sie ans Kinn.

Peter Schwarzkopf überbrachte Leutnant Siewers die Meldung, daß sie zum Chemin des Dames aufbrechen müßten, um die dort eingefallenen Franzosen zurückzuschlagen. Hans Buschenhagen hörte diese A.Mitteilung . - Am nächsten Morgen, der Zug war auf dem befohlenen Weg, kam Pionier Buschenhagen zu Siewers. „Herr Leutnant, ich kann nicht mit nach R.Vorn . Es ist eine alte Sache. Ich weiß, ich hätte mich schon vor ein paar Tagen krankmelden müssen, aber ich dachte, es ginge vorüber." „Ich kenne das alles. Es geht nach dem erstenmal vorüber, Buschenhagen." „Ich bitte Herrn Leutnant, es geht wirklich nicht." Der Junge rutschte auf den Knien. „Unteroffizier Schwarzkopf, Feldwebel Braschke, nehmen Sie Pionier Buschenhagen zwischen sich!" Sie marschierten weiter. Vor der Ailletebrücke nicht wesentlicherhielt der Zug feindlichen Beschuß. Leutnant Siewers lag benommen an einem Baum. Die Granate war in diesem Baum explodiert, und ein Stück Holz war ihm mit aller Wucht an die Stirn geflogen. - Plötzlich vermißten sie Buschenhagen.

Erich Siewers saß in seinem Erdloch, als zwei Infanteristen den jungen Pionier brachten. Er war in einem Bunker aufgefunden worden. Nach anfänglichem Leugnen, hatte er was?alles gestanden. Er sollte, bis zur Verhandlung des Kriegsgerichtes, bei seinem früheren Zug bleiben. - Mit einem Ruck wandte sich der Leutnant um und sah Buschenhagen an. „Wie soll das nun werden, Buschenhagen? A.Sehen Sie sich mal an meine Stelle." „Vielleicht versuchen Herr Leutnant sich in meine Lage zu versetzen." „Was denkt Ihr Euch denn, wenn Ihr von zu Hause kommt? Meint Ihr, wir wären Holzklötze? Damals bin ich auch davongelaufen und habe den verwundeten Kameraden zurückgelassen." - „Sie bleiben vorläufig bei R.Ihren alten Kameraden, Buschenhagen."

Ein Befehl war gekommen. Der französische Panzer, der vor ihrer Linie lag, sollte gesprengt werden. Der Leutnant beriet sich mit Schwarzkopf, ob er Buschhagen die Ausführung übertragen sollte. „Entscheidend ist, ob ich es darf", meint Siewers zum Unteroffizier. „Wenn Du es kannst, dann darfst Du es auch." „Ich glaube, ich muß." Er ließ den Jungen zu sich kommen und sprach mit ihm über den Befehl. Buschenhagen wollte, sondern?aber nicht aus Angst vor dem Kriegsgericht. Nachts um drei Uhr ging es los. Siewers war erregt. Würde der Junge zurückkommen? Plötzlich ratterten Maschinengewehre. Unteroffizier Schwarzkopf und Leutnant Siewers hörten einen dumpfen Knall. Der Panzer! Sofort setzten die angeforderten R.Mienenwerfer ein. Da kam auch schon Buschenhagen Stilmit großen Schritten über das Feld A.gelaufen. Ein Angriff der Franzosen war etwas zu früh losgegangen. „Artillerie anfordern", brüllte Schwarzkopf. „Noch einen Augenblick, sonst kommt er nicht mehr zurück." Als der Unteroffizier das Feuer anfordern wollte, brüllte der Leutnant: „Ich habe hier zu befehlen." Einen Schritt vor dem Graben stand mit leuchtenden Augen Buschenhagen. Mit ausgebreiteten Armen drehte er sich übermütig um und sagte: „Jetzt ist alles, alles gut, Herr Leutnant." „Runter kommen." Da gab es einen dumpfen Schlag, der Junge machte eine halbe Drehung und R.viel Was war geschehen?dem Leutnant in die Arme .

Leutnant Siewers erfüllt die erste Forderung, die an einen Offizier gestellt wird A.restlos ! Er lebt seinen Männern vor. Es liegt nicht in seiner Natur, gefühlskalt über alles hinwegzugehen. Dadurch fällt ihm das Leben an der Front besonders schwer, doch er läßt sich davon nichts anmerken. Vor jeder Schlacht muß er den „inneren Schweinehund" bekämpfen, und er verlangt von seinen Männern nicht mehr als von sich selbst. Verständnis und Mitgefühl für seine Untergebenen finden wir bei Leutnant Siewers im höchsten Maße. In jeden R.Einzelnen versetzt er sich und hilft ihm, so gut er kann, sei es in einer kleinen Angelegenheit, um Buschenhagen vor dem brüllenden Braschke zu schützen oder in einer großen: den Jungen vor der Verurteilung des Kriegsgerichtes zu Wiederholg.schützen . Nur seine Haltung am Schluß ist nicht ganz richtig. Durch sein Mitgefühl mit dem Kleinen bringt er die ganze Linie in Gefahr. Doch liegt das bestimmt nicht an mangelndem Verantwortungsbewußtsein. nicht ganz verständlich.Er will lieber selbst den Panzer sprengen und sich dadurch in Gefahr bringen , als es einen anderen tun lassen. Seine Menschenkenntnis ist sehr groß. Schon bei der ersten Begegnung ?ihrer Augen weiß Erich Siewers, daß Buschenhagen vor der Schlacht einen schweren Kampf mit sich A.anzufechten hat. Er ist darum auch nicht erstaunt, als Buschenhagen sich auf dem Weg zur Front krankmeldet. Er versucht mit Güte dem Kleinen zu erklären, daß jeder seinen „inneren Schweinehund" bekämpfen muß. „Ich kenne das alles Buschenhagen. Es geht nach dem erstenmal vorüber." Siewers was heißt das?ficht mit dem Jungen den Kampf . Doch er merkt, daß ?sie beide den Weg daraus nur noch durch einen Befehl finden, und so brüllt er: „Vorwärts." Er vertraut auf seine Männer und hat auch ihr Vertrauen. Siewers stellt sich nicht über seine Gr.Untergebene , und trotzdem ist er im entscheidenden Augenblick der Führer. Er gibt seine Fehler zu und fragt auch den Unteroffizier um Rat.

Die Haltung des Leutnants Siewers entsprich sh. d. Folgendeganz meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier, bis auf das etwas zu weitgehende Mitgefühl.

Die Verfasserin geht bei der Inhaltsangabe auf Unwesentliches manchmal zu sehr ein, während Wesentliches stellenweise nur knapp angedeutet wird. Besser gelungen ist der zweite Teil, die Beantwortung der gestellten Frage. Allerdings gelingt es nicht immer, das gedanklich Richtige sprachlich klar darzustellen.

noch eben ausreichend (4 -)

4.III.43