KAS (Köln)

Die Klasse 8a

[Von der Klasse 8a sind im Schularchiv weder die Beurteilungen noch die Lebensläufe überliefert. Auch die Aufstellung der eingereichten Aufsatzthemen konnte nicht aufgefunden werden. Die folgende Aufgabenstellung wurde den Aufsätzen direkt entnommen. Er wurde offenbar on sämtlichen Schülerinnen ausgewählt.]

 

1.) Entspricht die Haltung des Leutnants Siewers meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier? (Im Anschluß an Beumelburgs Novelle „Der Feigling“)


Abituraufsatz

Entspricht die Haltung des Leutnants Siewers meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier? (Im Anschluß an Beumelburgs Novelle „Der Feigling"}

Leutnant Siewers, der erst vor kurzer Zeit zum Offizier befördert wurde, erhielt einen Pionierzug, dessen Lücken mit jungen Soldaten aufgefüllt wurden. Dieser Zug sollte bei einem Gegenangriff gegen die Franzosen eingesetzt werden.

Als der Augenblick gekommen war, daß die Soldaten in das Feuer sollten, trat ein junger Pionier aus den Reihen und bat den Leutnant, ihn nicht mitgehen zu lassen, er sei krank. Siewers wird traurig, denn er weiß um die Todesangst der jungen Soldaten, muß er sich doch selber immer wieder überwinden. „Ich kenne das alles", sagte er, nur müssen R.sie einmal die Zähne zusammenbeißen." Aber der Pionier bettelt und schreit, er könne nicht mit, nur dieses eine Mal möge man ihn zurücklassen.

Da wird der Leutnant streng. „Vorwärts!" ruft er. Zwei Pioniere nehmen den Kleinen in ihre Mitte. Hier klafft eine Lücke, die Wesentliches verschweigt._

Unversehrt kehrt der Junge zurück. Siewers sieht ihm lange in die Augen. „Wie soll das enden" spricht er zu ihm, denn er weiß, daß das nicht verständlich wegen der Lücke sh. oben.Kriegsgericht ohne Erbarmen mit ihm verfahren wird.

In dem Jungen ist eine Verwandlung vorgegangen. Er benimmt sich hochmütig und gibt eine spöttische Antwort, als der Leutnant ihn bittet, sich nur einmal an seine Stelle zu denken Z._ und zu A.urteilen , wie er dann handeln würde. Siewers fährt ihn an: „Was weißt du von uns? Weißt du nicht, daß auch wir uns immer Z._ und R.immerwieder überwinden müssen? Du kannst es nicht wissen, daß auch ich einmal feige war und den verwundeten Freund draußen liegen ließ und davonrannte!"

Da bittet der Junge den Leutnant um Verzeihung.

Ein Tank soll gesprengt werden. Siewers läßt den Pionier zu sich kommen und spricht sachlich mit ihm über die bevorstehende Aufgabe. Der Junge bittet den Leutnant, ihm diese Aufgabe zu überlassen.

Erst Z._ als Siewers weiß, daß er die Tat nicht vollbringen will, um dem Kriegsgericht zu entgehen, und auch nicht aus Dankbarkeit, weil er ihn zu sich selber geführt hat, sondern nur, Satz! hängt ab von: er will die Tat nicht vollbringenum vor sich selber bestehen zu können, um seine Feigheit zu sühnen, übergibt Siewers ihm die Aufgabe.

Der Pionier stürmt nach vorne, sprengt den Tank, läuft zurück, so schnell er kann, und breitet in übermütiger Freude seine Arme aus, als er den Graben erreicht hat, und ruft: „Herr Leutnant, nun ist alles, alles gut." In dem Augenblick trifft ihn die Kugel eines Franzosen. Und die Wirkung?_

Walter Flex sagt: „Leutnantdienst tun heißt: seinen Leuten vorleben."

Wir erwarten vom deutschen Offizier, daß er seinen Leuten vorlebt. Nur der kann führen, der sich selber führt und überwindet. Wir erwarten vom deutschen Offizier Verständnis für seine Leute, ein großes Verantwortungsbewußtsein und ehrliche Besorgnis um seine Männer. Der Vorgesetzte muß klug und überlegen sein, damit die Untergebenen Achtung vor ihm haben können. Nur durch große Ehrlichkeit wird der Offizier das Vertrauen seiner Soldaten haben. Dabei soll aber die Zurückhaltung, wie sie sich für den Vorgesetzten geziemt, gewahrt bleiben. Er muß in manchen Fällen streng sein können. Wir erwarten vom deutschen Offizier Gerechtigkeit und Güte und Tiefe, durch die er sich in die Lage eines jeden einzelnen hineindenken kann.

Die Haltung, die wir vom deutschen Offizier erwarten, erfüllt Leutnant Gr.Siewers ganzes Wesen. Auch er hat sich immer wieder überwinden müssen, um das Schlechte zu besiegen Z._ und um nicht feige zu sein.

Auch er hat einmal den verwundeten Freund draussen liegen lassen und ist davongelaufen. In dem ehrlichen Einsehen der Schwäche und in ihrer Überwindung liegt seine Größe, und dadurch hat er, trotz seines jungen Alters das Vertrauen seiner Soldaten.

Bei allem Vertrauen und aller Ehrlichkeit wahrt Leutnant Siewers seine Zurückhaltung und Autorität. Er ist der Vorgesetzte. Wir sehen das an dem Ausruf „ich habe zu befehlen!"

Großes Verständnis A.hat Siewers für seine Leute. Als der Pionier aus der Schlacht zurückkommt, sieht Siewers ihm lange in die Augen und legt die Hand auf seine Schulter. Ein anderer Beweis für sein Verständnis ist auch folgendes: Als sein Zug vor ihm angetreten war und der kleine Pionier puterrot wurde, weil er nicht R.acht gab , als sein Name verlesen wurde, lenkte der Leutnant geschickt die Aufmerksamkeit wessen?_ auf seinen Unteroffizier.

Gr.Siewers Verantwortungsbewußtsein ist so groß, daß er lange sinnt, ehe er dem Pionier die Aufgabe der Sprengung gibt, ob er den Jungen in die Gefahr bringen darf: „Entscheidend ist, ob ich darf, aber ich glaube, ich muß."

Um seine Untergebenen isst Siewers besorgt. Um jeden Preis will er den Pionier vor dem Kriegsgericht bewahren. Darum gibt er ihm die Gelegenheit zum Beweis seiner Tapferkeit.

Wenn Leutnant Siewers sagt „Wenn R.sie nicht wollen, sie brauchen es nicht" oder „ich werde R.ihnen dieAufgabe nicht geben", so beweist das seine Klugheit, denn er will damit erreichen, daß der Junge nicht handelt ihm zu Gefallen oder aus Dankbarkeit. Darum spricht er auch so nüchtern und sachlich zu ihm. Siewers weiß um die große Wandlung, und daß er nicht handelt, um dem Kriegsgericht zu entgehen, und dennoch wirft er ihm vor: „Sie wollen nur den Tank sprengen aus Angst vor dem Kriegsgericht, oder warum sonst?" Siewers will ganz sicher sein, und den Jungen ringen lassen. Darum auch das scharfe: „Sagen sie nein, ich werde mit dem Kriegsgericht schon verhandeln." Aber er kann ihn dabei nicht ansehen. Sicher würde er viel lieber unklaraus dem Herzen zu ihm gesprochen haben , aber es wäre unklug gewesen.

Wie tief Lt. Siewers mit dem Pionier empfindet, sehen wir an den bangen Fragen, die er immer wieder an den Unteroffizier richtet: „Glaubst du, daß er R.zurück kommt ?"

unvermitteltSo entspricht die Haltung des Leutnants Siewers in jeder Beziehung meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier.

Die Verfasserin setzt sich eingehend und verständnisvoll mit der gestellten Frage auseinander.

Die Inhaltsangabe weist leider eine empfindliche Lücke auf (D. Flucht vor dem Feind).

Stilistisch im allgem. zufriedenstellend.

noch befriedigend ( 3 -)

4.3.43