KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 5. Oktober 1928
wurde ich in Köln als Tochter des Omnibusunternehmers Heinrich H. und seiner Ehefrau Agnes H., geb. H., geboren.

Am 17. Oktober 1928
wurde ich in der katholischen Kirche St. Severin auf den Namen Marianne getauft.

Ostern 1935:
Eintritt in die Volksschule Zwirnerstraße.

Ostern 1939:
Eintritt in die Kaiserin-Augusta-Schule.

Ostern 1940
ging ich zur ersten heiligen Kommunion.

Sept. 1944 - Nov. 1945
besuchte ich keine Schule.

Ostern 1946:
Versetzung in Untersekunda.

Ostern 1947:
Versetzung in Obersekunda.

Ostern 1948:
Versetzung in Unterprima.

Ostern 1949:
Versetzung in Oberprima.

Ich habe eine glückliche und beschwerte Kindheit verlebt. Da ich sehr wenig mit Spielgefährtinnen zusammenkam, suchten meine Eltern mir diese zu ersetzen. So kam es, daß ich mich sehr meinem Vater anschloß, der mich früh mit den schönen Gebäuden und malerischen Winkeln meiner Heimatstadt bekannt machte. Auch lernte ich durch ihn bald die Schönheiten der Natur auf zahlreichen Fahrten und Wanderungen kennen und lieben. Diese herrlichen Entdeckungsfahrten bleiben mir als die schönsten Erlebnisse meiner Kindheit unvergessen. Zu meinen schönsten Erholungsstunden gehören auch heute diejenigen, die ich in der Natur verbringen kann.

Der Eintritt in die Volksschule bedeutete für mich eine große Umstellung. Die neue Umgebung, der Umgang mit den vielen fremden Menschen war mir ungewohnt und behagte mir gar nicht. Nur der liebevollen Führung meiner damaligen Lehrerin verdanke ich, daß ich den Anschluß an die Gemeinschaft leicht fand, mich schnell in der Schule wohlfühlte und sie immer mehr lieben lernte.

Mit großer Erwartung trat ich 1939 in die Kaiserin-Augusta-Schule ein. Hier machte mir das Lernen noch mehr Freude, denn hier begann ein geregelteres Lernen als in der Volksschule. Besonderes Interesse brachte ich dem neuen Fach Englisch entgegen. Ich werde nie vergessen, mit welchem Stolz ich zu Hause meine erste englische Vokabel „pen" verkündete. Englisch hatte ich immer besonders gern. Auch als später Französisch und Latein dazu gelehrt wurden, blieb Englisch meine Lieblingssprache - vielleicht deshalb, weil die beiden anderen Sprachen zu spät in unseren Unterrichtsplan einbezogen worden waren oder weil ich die englische Sprache heute praktisch verwenden kann; denn ich stehe seit 1947 mit einem Londoner Mädel in Briefwechsel. Als der Latein- und Französischunterricht begonnen hatte, betrieben wir nebenbei etwas Sprachgeschichte in diesen Stunden. Ich lernte die Verbindungen und Beziehungen dieser Fremdsprachen untereinander und zu der Muttersprache kennen. Sehr interessant war mir zu sehen, wie man von der Sprache, ja schon von einzelnen Ausdrücken her, auf die Mentalität des Landes schließen kann.

Nach meiner Schulzeit möchte ich die Fremdsprachen nicht vernachlässigen, sondern ich werde versuchen, noch Italienisch und Spanisch zu lernen. Ich hoffe, daß ich bald Gelegenheit habe, ins Ausland zu fahren, um dort meine Sprachkenntnisse zu erweitern und zu vertiefen.

In den naturwissenschaftlichen Fächern gefällt mir das selbständige Experimentieren so sehr, daß ich dieses zum Schrecken meiner Eltern nicht selten zu Hause fortsetzte. Die Biologiestunden liebe ich vor allen, besonders die, die von Krankheiten und Seuchen und deren Bekämpfung handeln. Was haben Forscher nicht schon auf diesem Gebiet geleistet! Aber vieles wird noch zu tun sein. Und hier einmal mithelfen zu dürfen, ist mein größter Wunsch.

Was mir die Schule in den Deutsch-, Musik- und Religionsstunden gegeben hat, kann ich heute wohl noch nicht völlig erfassen. Aber gerade in diesen Stunden ist mir klargeworden, daß wir nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen.

Die letzten Kriegsjahre waren richtungsgebend für meine Berufswahl. Dadurch, daß ich als Sanitäterin in der Zeit der schweren Luftangriffe eingesetzt worden war, gewann ich einen kleinen Einblick in die Tätigkeit eines Arztes. Diesen Beruf, zu dem ich schon lange eine Neigung hatte, möchte ich nach meinem Abitur ergreifen. Obwohl die Aussichten des Medizinstudiums heute noch sehr dunkel sind, gebe ich doch die Hoffnung nicht auf, später einmal als Ärztin meinen Mitmenschen helfen zu können.