KAS (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs B

1.) Alles, was uns begegnet, läßt Spuren zurück, alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei. (Goethe) (Nach eigenen Erlebnissen)

2.) Die Volksmärchen: Eine Brücke zwischen den Völkern. (Vorgelegt wird: 1.) Ein sibirisches Märchen: Das Fisch-Mädchen, 2.) ein deutsches Märchen: Die Sterntaler, 3) ein französisches Märchen: Cendrillon.

3.) Vergleich zweier Mutterbildnisse: (Christoph Amberger: Margarete Welser. Hans Thoma: Bildnis der Mutter des Künstlers)


Lebenslauf

Als zweites Kind des Kaufmanns Jakob S. und seiner Gattin, Elisabeth Katharina geb. H., kam ich am 4. Mai 1929 in Köln-Lindenthal zur Welt. Von einer schweren Krankheit, die mich als Vierjährige befiel, erholte ich mich verhältnismäßig schnell, und in einem Privatkindergarten vergaß ich recht bald die Schmerzen, die ich hatte ausstehen müssen. Unbewußt wurde ich hier zur selbstlosen, freudigen und christlichen Lebenshaltung erzogen. An viele Kinder und systematisches Arbeiten schon gewöhnt, machte es mir keine Schwierigkeit, mich in der Schule heimisch zu fühlen. Die Volksschule Melaten, die ich 3 Jahre, von 1935-38 besuchte, wurde wegen der geringen Schülerzahl aufgelöst. In der Lindenthaler Schule ging das Arbeiten strenger vor sich. Wurde mir doch erst hier bewußt, wieviel der Lehrer in der früheren Volksschule von Krieg und Politik erzählt und wie wenig er sich ums Lernen bekümmert hatte. Im Jahre 1939 kam ich zur Mittelschule in Köln-Ehrenfeld. Mein besonderes Interesse wandte ich dem Englischunterricht zu. Auch dem Deutschunterricht folgte ich mit großer Aufmerksamkeit. Nach kaum zweijährigem Besuch der Mittelschule verließen wir für acht Monate die Heimat, um uns in der Nähe von Bad Tölz von den Schrecken des Krieges zu erholen. Es war nicht leicht für mich, dort in der Oberschule für Knaben mitzukommen. Durch den häufigen Unterricht im Freien wurde uns die Naturwissenschaft anschaulich gemacht. Und trotzdem war ich froh, als ich in die Heimat zurückkehren durfte. Schon nach kurzer Zeit, 1942, trat ich aber in die Oberschule für Mädchen am Georgsplatz ein, um dort später mein Abitur zu machen. An eine ganz andere Arbeitsweise mußte ich mich hier gewöhnen. Die längste Zeit des Tages widmete ich nun den Schularbeiten, um das bisher Versäumte bald nachzuholen. Mein Interesse am Lernen wuchs immer mehr. Die nächste Umschulung, wieder nach Bad Tölz, Ende 1943, war für mich zunächst von Nachteil. Wie anders waren doch die Menschen! Früher hatte ich den Unterschied garnicht so empfunden. Die große Verschlossenheit meiner Mitschülerinnen trug mit dazu bei, daß ich nur freudlos meine Arbeit tat, und es dauerte lange, bis ich meine Umgebung verstand und mich eingelebt hatte. - Inzwischen war es 1945 geworden, und der Unterricht mußte unterbrochen werden. Tagelang hörten wir die Kolonnen abgekämpfter Soldaten und halbverhungerter Tiere vorbeiziehen. Es war für mich eine schöne Aufgabe, diesen armen Menschen zu helfen, soweit es möglich war. In jenen Wochen spürte ich, daß jeder junge Mensch zu geben vermag, wenn es die Not gebietet, während er sonst gewohnt ist zu nehmen. Bald hörte man statt des Rückzuges unserer Landsleute das Donnern der feindlichen Artillerie. Nach kleineren Gefechten war der Widerstand gebrochen. In dieser Zeit der Ungewißheit und des Elends habe ich unserer Bäuerin eine Magd ersetzt. Die schöne, doch für mich nicht geeignete Arbeit wurde durch den Unterrichtsbeginn, Weihnachten 1945, abgelöst. Die Unruhen waren soweit behoben, daß wir in Gaststätten und Kaffees unsere Arbeit aufnahmen. Vorläufig konnten wir zwar nur unregelmäßig unterrichtet werden. Wir versuchten in der kurzen Zeit, das Pensum der 7. Klasse durchzuarbeiten. Ostern 46, kehrten wir jedoch wieder in unsere alte Heimat zurück, um uns hier zum dritten Male ein Heim zu schaffen. Ich trat nach Ostern 1946 in den Sonderkursus der Kaiserin-Augusta-Schule ein. Durch das große Verständnis, das mir die Lehrer meiner Heimatstadt entgegenbrachten, war es mir schon nach kurzem möglich, mich in diesem Sonderlehrgang wohlzufühlen und mit großer Freude mitzuarbeiten.

Schon früh weckten meine Eltern und besonders mein Bruder in mir die Liebe zur Natur. Zu meinem größten Schmerz wurde mein inniggeliebter Bruder jedoch ein Opfer des Krieges. - Je mehr ich von Blumen und Tieren hörte, je stärker war in mir das Verlangen, mehr von allen Wundern der Schöpfung zu erfahren. Darum vermisse ich den Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern sehr. Ich nehme deshalb teil an den Vortragsreihen und Übungen des Albertus-Magnus-Werkes bei Fr. Kreutz. Aber nicht nur den Menschen wissenschaftlich, also biologisch psychologisch und medizinisch zu erkennen, ist mir Bedürfnis, sondern den notleidenden und hilfesuchenden Menschen mit größter Bereitschaft beizustehn, soll mir Erfüllung meines Lebens sein. Ich beabsichtige deshalb, Fürsorgerin zu werden.

Abituraufsatz

Alles, was uns begegnet, läßt Spuren zurück, alles trägt unmerklich zu unserer Bildung bei (Goethe) - (Nach eigenen Erlebnissen)

Gliederung:

A. Einleitung:

Eine A. Die Beziehung des Inhaltes zum Th. ist sehr oberflächlichBegegnung, die mich zur Beantwortung des Themas führt .

Das ist keine Gliederung.B. Hauptteil:

Beweis für die Richtigkeit des Ausspruches an einem Erlebnis.

C. Schluß:

Zusammenfassung


A. Heute erst wird mir vieles klar, was ich früher nicht verstanden, vieles bewußt, was ich damals nicht empfand. Das Wiedersehen G und A.eines schon lange vergessenen deckt oft kleine, aber schöne, manchmal jedoch auch schaurige Erlebnisse wieder auf.

Vor einigen Tagen besuchte uns eine Dame, die ich lange nicht gesehen hatte. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich in ihr eine Frau erkannte, die mir früher so viel bedeutet hatte. Sie war nicht nur gealtert, nein, ihre Züge waren durch das Avergangene Leid, die Not und Sorge geformt worden. Und ich glaube, daß es sehr vielen Menschen so geht, daß nicht nur ihr Charakter, ihr Wesen durch äußere oder innere Die Einleitung führt nicht zum Thema.Eindrücke und Erschütterungen gewandelt werden, sondern auch ihre leibliche Hülle , besonders ihr Antlitz.

B. Als ich mich an diesem Abend zur Ruhe legte, mußte ich unwillkürlich an meine Kindheit denken. Tränen kamen mir in die Augen, denn es würde niemals wieder so schön werden; hatte ich doch A.das verloren, was mir Schutz und Halt geboten hatte.

[Ganze restliche Arbeit=] Thema!_ "Heina tählen", scholl es durch das Haus, wenn der nur um vier Jahre ältere Bruder einmal nicht neben dem kleinen Mädchen saß. Unermüdlich erzählte er Onähmlich hübsche Geschichten I, oder spielte mit mir, dem Schwesterlichen, mit den Püppchen. Meistens waren wir ohne Freunde. Es war doch gerade so schön, wenn wir beide alleine sein durften. Das Verhältnis konnte sich so ungestört entfalten. - Später hatten wir glücklicherweise auch denselben Schulweg I_ und diese Zeit benutzten wir selbstverständlich dazu, unsere Freuden und Enttäuschungen einander zu erzählen. Er war immer derjenige, der einen Ausweg fand und durch ein liebes Wort I, das erregte Gemüt zu beruhigen wußte. Sollte dieses harmonische Zusammenleben immer so bleiben? In unserer Phantasie hatten wir uns zwar sehr schön Oausgemahlt , daß wir einander nie verlassen dürften, Redensart.doch das Schicksal kennt kein Rücksichtnehmen auf Wünsche . - Wie Otausende anderer junger Menschen mußte auch er, der mir nun unentbehrlich geworden war, dem Kriegsruf Gehorsam leisten. Der Abschied war schwer, doch wir hofften bei de auf eine baldige Rückkehr. Ein häufiger Briefwechsel verschwieg ungeschickt.keinem der beiden , was er erlebt hatte, wie er es aufgenommen , und wie er damit fertig geworden war. In einem kurzen Urlaub durfte ich ihn nochmals sehen. - Dann kam die Vermißtennachricht I_ - nach einem halben Jahr der zermürbenden Ungewißheit I, die Todesnachricht.

Meine Mutter, der durch diese Nachricht fast das Herz gebrochen war, faßte sich zuerst I, und versuchte I_ mich zu trösten, so gut dies möglich war. Häufiger denn je I, las ich des Gefallenen gute Ratschläge, die er mir in seinen Briefen gab. Und je älter ich werde, selbst diese Gedanken lassen sich nur schwer mit dem Wort des Th. in Einklang bringen.desto mehr spüre ich, wie groß sein Einfluß war . Manch üble Eigenschaft hat er durch seine brüderliche Erziehung auf gute Bahnen zu lenken versucht, und ich sehe es als meine schönste Aufgabe an, den Weg zu gehen, den er mir vorgeschlagen hat. C. Sein allzufrüher Tod ist mir eine Lehre, das Leben so zu gestalten, daß ich stets daran arbeiten kann, kindliche Übertreibung.den Weg zur Vollkommenheit zu finden . Und wenn mir ein Hindernis in den Weg gelegt wird, so denke ich nur an ihn, denn er hat den Glauben in mir zurückgelassen, daß der Mensch mit allen Schwierigkeiten, die ihm gestellt werden, zurechtkommen kann.

Unbekümmert um das Thema berichtet die Verfasserin von der Bedeutung ihres gefallenen Bruders für die eigene Entwicklung. Sie hat also weder Goethes Wort, noch das Thema begriffen. Nicht einmal gewissenhaft überlesen ist der Aufsatz:

Nicht genügend.

Die Jahresleistungen waren durchschnittlich Genügend.

22.II.47 T. Rolff.