KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 19. April 1930:
geboren als Tochter des Amtsgerichtsrats Heinrich M. und seiner Ehefrau Annelise, geb. H., in Reetz/Neumark.

Vom 15. April 1936 bis April 1940:
Besuch der Volksschule in Reetz/Neumark.

Von April 1940 bis August 1943:
Besuch der Städtischen Mittelschule für Mädchen in Arnswalde/Neumark.

Vom 12. Oktober 1943 bis 18. Januar 1945:
Besuch der Städtischen Oberschule für Jungen in Arnswalde/Neumark.

Vom 18. Januar 1945 bis 4. Dezember 1945:
Kein Schulbesuch mangels Gelegenheit.

Vom 4. Dezember 1945 bis 11. Juli 1947:
Besuch der Zabelschule (Staatliche Oberschule für Mädchen) in Gera/Thüringen.

Vom 22. August 1947 bis 30. Juli 1948:
Besuch der Städtischen Oberschule für Mädchen in Detmold/Lippe.

Am 28. August 1948:
Eintritt in die UIR der Kaiserin-Augusta-Schule in Köln.

Ostern 1949:
Versetzung nach OIR.

...[Unvollständige Vorlage]...

unsere Klasse vor der Frau Rektorin aufführte. Schon mit elf Jahren war ich fest entschlossen, Sprachlehrerin zu werden.

Einen tiefen Eindruck hinterließ in mir ein Gespräch, das ich als Kind mit einer Tiroler Bauernfamilie führte. Zwar pries ich das Leben dieser Menschen inmitten der herrlichen Natur glücklich, doch staunte ich über die harte Arbeit und die zähe Ausdauer des Begbauern, seinen Besitz zu erhalten. Ich konnte anfangs nicht begreifen, daß die Tiroler Landleute trotz aller Mühsal zufrieden waren und fragte sie, ob sie nicht lieber in der Stadt oder im Flachland wohnen wollten. Wie erstaunt war ich über die Antwort: „Wir würden mit keinem Menschen tauschen." Damals erkannte ich zum ersten Mal, wie Natur und Heimatboden einen Menschen formen können.

Als wir vor den anrückenden sowjetischen Truppen fliehen mußten, erfuhr ich, was es bedeutet, heimatlos zu sein. Meine eigene Ratlosigkeit und Furcht, die ernsten, bedrückten Gesichter meiner Eltern und meine stille Einsegnung in einer kleinen Dorfkirche sind die Bilder der Erinnerung an die erste trostlose Zeit nach der Flucht. In einem abgelegenen Fischerdorf an der mecklenburgischen Ostseeküste erlebte ich den Einzug der Roten Armee und den Zusammenbruch des deutschen Reiches. Die Angst um die persönliche Sicherheit, das bange Warten auf meinen Vater, den die Russen grundlos verhaftet und wochenlang gefangengehalten hatten, Hunger und Entbehrungen gehörten zu den Schrecknissen jener unvergeßlichen Monate. Doch furchtbarer noch empfand ich die seelische Leere, als ich sah, daß meine Vorbilder und Ziele von ehemals bloße Begriffe geworden waren und Werte wie „Vaterland" und „Menschenwürde" ihren Glanz für mich verloren hatten. Damals wurde mir das Wort Gottes zum Erlebnis und Trostspender; in ihm sah ich den beständigsten aller Werte.

Nach fast einjähriger Unterbrechung meines Schulbesuchs durch die Kriegsereignisse habe ich es wie ein Geschenk empfunden, meine Schulausbildung weiter fortsetzen zu dürfen. Die Freude, die ich an der Schule hatte, war womöglich noch größer geworden. Dazu war ein Gefühl der Verpflichtung getreten, die mir die höhere Schulbildung auferlegte. So bemühte ich mich, auf den guten Sprachgrundlagen, die ich an den Schulen meiner Heimat erhalten hatte, aufzubauen und meine Sprachkenntnisse zu erweitern. Zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte es, englische und französische Gedichte zu lesen, deutsche Zeitungsaufsätze ins Englische zu übersetzen, vergleichende Sprachkunde zu treiben und Briefe in englischer Sprache zu schreiben. Durch einen lebendigen Briefwechsel mit englischen und amerikanischen Studentinnen habe ich nicht nur meine englischen Sprachkenntnisse erweitert, sondern auch ein gutes Bild über Land und Leute erhalten und einen anregenden Gedankenaustausch in politischen, religiösen und künstlerischen Fragen erreicht. Das schönste und befriedigendste Gefühl, das der Gedankenaustausch mit meinen ausländischen Freundinnen in mir ausgelöst hat, ist das Gefühl menschlicher Verbundenheit trotz der großen Entfernung, die uns trennt, und trotz unserer verschiedenen Staatszugehörigkeit.

Mehrere Studienfahrten in altertümliche Städtchen des Lipperlandes und des Wesergebietes haben mein Interesse an Kunstgeschichte geweckt. Seit ich die schönen Renaissancebauten in Lemgo und die ehrwürdige, romanische Klosterkirche zu Corvey gesehen hatte, zog es mich immer wieder zu den großartigen Kirchen und Profanbauten vergangener Jahrhunderte. Doch am meisten fesselte es mich, die Madonnenbilder und -skulpturen der verschiedenen Stilepochen miteinander zu vergleichen und aus Gesichtsausdruck und Körperhaltung auf die Auffassung zu schließen, die unsere Ahnen von ihrer Religion und dem Wesen der Gottesmutter hatten. Wenn ich in den Kunstwerken den Geist des Künstlers und seiner Zeitgenossen spüren konnte, fühlte ich mich immer mit den Menschen jener Zeit verbunden.

Wenn die Verhältnisse mich nicht zwängen, mich für einen bestimmten Beruf möglichst kurzfristig ausbilden zu lassen, würde ich am liebsten meinen Neigungen nachgehen und neue Sprachen, Kunstgeschichte und Chemie studieren.

Doch während meiner Schulzeit an der Kölner Kaiserin-Augusta-Schule habe ich mich entschlossen, von einem Studium abzusehen und mich als Dolmetscherin ausbilden zu lassen.