KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 13.10.1929 wurde ich in Köln als Tochter des Bäcker- und Konditormeisters Hans P. und seiner Ehefrau Käthe P., geborene P. geboren.

Am 18.10.1929 wurde ich katholisch getauft.

Von 1936 - 1940: Besuch der Volksschule

Vom 1940 - Februar 1943: Besuch der Höheren Schule Köln Georgsplatz

Vom Februar 1943 - Oktober 1943: Besuch der Höheren Schule Bad Kreuznach

Von Oktober 1943 - Juni 1944: Besuch der Höheren Schule Köln, Georgsplatz.

Von Oktober 1944 - März 1945: Besuch der Oberschule in Leisnig bei Leipzig.

Seit Dezember 1945: Besuch der Kaiserin-Augusta-Schule.

1946: Einweisung in UIIR.

Ostern 1947: Versetzung nach OIIR.

Ostern 1948: Versetzung nach UIR.

Ostern 1949: Versetzung nach OIR.

In meiner Kindheit entbehrte ich ein schönes Zusammenleben mit meinen Eltern. Da meine Eltern dauernd in unserem Geschäft beansprucht wurden, wurde ich von einem Kindermädchen aufgezogen.

Als ich 7 Jahre alt war, schickten meine Eltern mich wegen meiner Vorliebe für körperliche Bewegung in eine Schule für rhythmische Gymnastik. Die Stunden, die ich dort verbringen durfte, brachten mir große Freude. Als ich auf die Höhere Schule kam, war ich zuerst enttäuscht. Das Lernen fiel mir schwer, und meine Zeugnisse waren nicht gut. Darüber war ich sehr traurig, denn in der Volksschule war mir das Lernen leicht gefallen, und ich war eine der besten Schülerinnen gewesen. Allmählich aber gewöhnte ich mich an die vielfältige Arbeit und gewann Freude daran. Besonders begannen mich Mathematik und Physik zu fesseln.

Mit 11 Jahren nahm ich Klavierstunden, angeregt durch eine Tante, die Sängerin war und mich durch ihr Klavierspiel und ihren Gesang der Musik nahebrachte. Leider konnte ich mich nur 2 Jahre am Klavierspiel erfreuen. Durch Bombenangriffe wurde unsere Wohnung zerstört, und ich kam zu Bekannten auf einen Bauernhof. Dort tat sich mir eine neue Welt auf. Wenn ich bisher meine Freizeit hauptsächlich in einem Raum verbracht hatte, so war ich jetzt nur draußen in der Natur zu finden. Stundenlang konnte ich allein über Wiesen und Berge laufen und die Natur auf mich wirken lassen. Außerdem gaben mir die weiten Wiesen Gelegenheit, nach Herzenslust Gymnastik zu treiben.

Nachdem meine Mutter in Köln eine neue Wohnung gefunden hatte, holte sie mich auf meinen Wunsch wieder nach Köln. Jede Woche durfte ich einmal eine Schauspielvorstellung besuchen. In dieser Zeit waren diese Theaterbesuche meine größte Freude.

Bei den nun immer schlimmer werdenden Fliegerangriffen erschütterte mich ein besonderes Erlebnis. Als wir nach dem Heulen der Sirenen zum öffentlichen Luftschutzkeller eilten, fielen schon die ersten Bomben. Kurz vor dem Eingang des Luftschutzraumes sah ich ein feuriges Etwas in einiger Entfernung von mir herniedersausen. Wie gelähmt, vermochte ich keinen Schritt weiterzugehen, bis der erste Schreck ein wenig gewichen war. In den folgenden Tagen machte sich in mir eine solch große Angst und Nervosität bemerkbar, daß meine Mutter eiligst mit mir Köln verließ.

Als wir 1945 nach mehreren schwarzen Grenzübergängen, die grauenhafte Erlebnisse mitsichbrachten, in Köln eine neue Wohnung gefunden hatten, besuchte ich bis zur Eröffnung der Höheren Schulen eine Schule für rhythmische Gymnastik.

In der Kaiserin-Augusta-Schule lebte ich mich dann schnell ein. Am meisten interessierte mich der Unterricht in Deutsch, Geschichte und Französisch. In Deutsch wurden wir vor allem in den beiden letzten Jahren dazu erzogen, unsere Gedanken zu ordnen und jedes oft gedankenlos gebrauchte Wort auf seinen Sinn hin zu prüfen.

Aus der interessanten Lektüre in Französisch gefiel mir besonders „Le Bourgeois Gentilhomme" von Molière. In diesem Stück mit seiner witzigen, geistvollen Charakterisierung der Menschen spiegelte sich mir der französische Geist wider. Und überhaupt entzückt mich die französische Sprache in ihrer Musikalität und Eleganz immer wieder von neuem. Erst jetzt hatte ich Gelegenheit, mich wieder etwas mit Musik zu beschäftigen. Im Musikunterricht versuchten wir in den Geist verschiedener Werke, die uns vorgespielt wurden, einzudringen. Die Musikgeschichte zeigte uns die Wurzeln und Entwicklung unserer Musik, und ich erkannte gewisse Zusammenhänge mit der Entwicklung unserer Kulturgeschichte.

Der Turnunterricht, in dem die Gymnastik sehr gepflegt wurde, kam meiner Neigung sehr entgegen.

Meine Freude an der Verbindung von Musik und Bewegung hat mich zu dem Entschluß geführt, Gymnastiklehrerin zu werden.