KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 3. April 1930 wurde ich in Köln geboren. Ich bin die zweite Tochter des Stadtinspektors Johann B. und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. G..

Von 1936 - 1940
besuchte ich die Volksschule Köln-Ehrenfeld Baadenbergerstr.

Von April 1940 - Juni 1943
besuchte ich die Mittelschule Gravenreuthstr.

Von August 1943 - April 1944
besuchte ich die 63. Volksschule Dresden.

Von April 1944 - August 1944
besuchte ich die Staatliche Oberschule für Mädchen Köln-Sülz.

Von April 1945 - November 1945
erhielt ich in den Hauptfächern Privatunterricht.

Im November 1945
trat ich in die städtische Kaiserin-Augusta-Schule Köln ein.

Ostern 1946
wurde ich in die neugebildete Untersekunda R eingewiesen.

Meine Eltern waren in der glücklichen Lage, mir eine sorgenfreie Kindheit zu gestalten. Schon früh weckten sie in mir den Blick für das Schöne und Gute. Sie erreichten dies teils durch Reisen, teils durch gute Bücher. Als ich mit sechs Jahren in die Volksschule kam, wurde ich langsam an den Schulzwang gewöhnt. Wir lernten die Anfangsgründe wie im Spiel. Meine Eindrücke der ersten drei Schuljahre sind mir nur noch undeutlich in Erinnerung. Sie wurden zurückgedrängt durch die Erlebnisse des vierten Schuljahres. Leider erhielten wir in diesem eine Lehrerin, die mir das Lernen sehr schwer machte. Sie versuchte, mich in meinem Eifer zu hemmen. Ich mußte einsehen lernen, daß im Leben nicht immer der Wahrheitsliebende etwas erreicht, sondern der, der um die Gunst des Vorgesetzten wirbt und sich ins rechte Licht zu setzen weiß. Auf der Mittelschule wurde uns eine freiere Erziehung zuteil. Doch der Druck, der noch von der Volksschule her auf mir lag, löste sich erst in der Dresdener Schule, wo mein Lehrer mich zu selbständigem Denken und Handeln erzog. Und diese Erziehungsrichtung wurde auf der Hildegardisschule fortgesetzt. Da ich den Übergang zur höheren Schule gemacht hatte, mußte ich tüchtig lernen, um das Klassenziel zu erreichen. Meine Klassenlehrerin unterstützte mich wohlwollend in meinem Streben, so daß ich mein Ziel erreichte. In dieser Zeit fing ich an zu begreifen, daß ich nicht für meine Lehrer und Eltern lernte, sondern nur für mich selbst. Als nach dem Kriege meine Eltern es mir ermöglichten, mich in Privatstunden weiterzubilden, ergriff ich diese Gelegenheit freudig. Zu Vieren begannen wir diese Privatstunden und gingen alle mit der gleichen Begeisterung ans Werk. Unserm Lehrer bereitete es große Freude, vier so arbeitsfreudige und lernbegierige Schüler weiterzubilden. Durch diese Privatstunden erreichte ich, daß ich bei Wiederbeginn der Schule in die Klasse eingewiesen wurde, die der normalen Entwicklung entsprach.

Als ich zur Kaiserin-Augusta-Schule kam, hatte ich mir vorgenommen, mir auf allen Gebieten ein gutes Grundwissen anzueignen. Ich wollte mich auf kein Fach besonders einstellen, da ich mir sagte, daß dies erst auf der Universität angebracht wäre. Nicht immer ist mir das gelungen, denn meinen natürlichen Anlagen nach zeigte ich mehr Interesse für die naturwissenschaftlichen Fächer. Mit viel Willen und Energie mußte ich mich daher um die sprachlichen Fächer bemühen. Erst als ich durch das Latein eine gute Grundlage erhalten hatte, erreichte ich Fortschritte in der französischen Sprache. Dieses wurde noch gefördert, da mein Klassenlehrer oft vergleichende Sprachstudien mit uns betrieb. Ich lernte so, die Kenntnisse, die ich erworben hatte, auszuwerten. Es machte mir nun Freude, die Beziehungen in den einzelnen Sprachen herauszuarbeiten. Um meinen schon lange gehegten Plan, Ärztin zu werden, auszuführen, möchte ich Ostern die Reifeprüfung ablegen. Sollte sich erweisen, daß die Aussichten, im ärztlichen Beruf Erwerbsmöglichkeiten zu finden, weiter schlecht sind, werde ich mich um Zulassung zum zahnärztlichen Studium bemühen.