KAS (Köln)

Gesamtbeurteilung der Klasse 8 (Sprachen) 1942

Charakteristik der Klasse 8 spr.

In der Klasse 8 spr. sind nur 14 Schülerinnen, die alle 1939 aus der Antoniterschule in die Oberschule für Mädchen, Georgsplatz, gekommen sind. Sie stammen aus zwei verschiedenen Klassen, die auch heute noch nicht ganz in einander verschmolzen sind, da die Charaktere zu verschiedenartig sind. Immer wieder kann man zwei Parteien unterscheiden, die sich in gewissem Sinne gegenüberstehen. Dazu kommen verschiedene Anschauungen und Ansichten, in denen sie sich nicht einig sind, da noch nicht alle erkannt haben, daß man die Gesinnung des Einzelnen achten muß, einerlei ob er dieselbe hat oder eine andere.

Die Klasse selbst ist nicht schwer zu lenken, sie hört lieber auf gute Worte als auf Schelten, wenngleich es ohne das nicht immer abging. Sie ist lustig, oft ausgelassen und manchmal auch reichlich laut. Es ist eine Durchschnittsklasse, die aber doch bei größerem Fleiße, ruhigen Zeiten, ruhiger Arbeitszeit ohne Fliegeralarm und bei gutem Schlafe viel mehr hätte erreichen können.

Durchschnittlich gut geartet, machten nur wenige uns wirklichen Ärger. Viele von ihnen sind Führerinnen im BDM und verstehen sich durchzusetzen. Fast alle haben treu und freudig ihren Einsatzdienst abgeleistet.

Alle Schülerinnen der Klasse sind zum Abitur zugelassen.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1942

[Es ist offenbar keine Aufstellung der eingereichten Aufsatzthemen überliefert. Die beiden folgenden Aufgabenstellungen wurden den Aufsätzen direkt entnommen.]

 

1.) Welches Bild mache ich mir von Königin Luise nach einer Reihe von Briefen?

2.) Welches Bild mache ich mir von Eva Lessing nach einer Reihe von Briefen?


Beurteilung

Ingrid E. gehört zu den besten Schülerinnen und zu den guten Elementen der Klasse, sie ist einsichtsvoll, denkt folgerichtig, ist sehr fleißig und strebsam, außerordentlich hilfsbereit für jede, die sich an sie wendet. Sie ist auch recht ehrgeizig und möchte das Ziel nicht nur erreichen, sondern auch Gutes dabei leisten. Ihr steter Wunsch ist durch ihr gutes Vorwärtskommen der Mutter Freude zu bereiten. Sie ist im Unterricht außerordentlich lebhaft dabei und sicherlich fördernd für die Klasse. Sie ist ein guter Kamerad. Infolge des Berufes des Vaters und seiner Amtskämpfe und der politischen Begebenheiten im Saargebiet, sowie der Räumung des Saargebiets bei Kriegsbeginn bekam sie früh Einsicht ins Leben und wurde dadurch früher reif als ihre Klassengenossinnen, was von mancher ihrer Mitschülerinnen als Überheblichkeit angesehen wurde. Ingrid hat sich auch viel im BDM betätigt und wurde schon Weihnachten 1937 mit einer Mädelschaft betraut. Sie liebt den Sport und durfte 39 als Untergausiegerin im Hochsprung am Obergausportfest teilnehmen. Sie ist stolz darauf, schon  manchmal für die Gemeinschaft einen Sieg davon getragen zu haben. In den großen Ferien trat sie für Brandwache ein. Ingrid verspricht ein tüchtiger Mensch in ihrem späteren Leben zu werden.

Lebenslauf

Am 28. November 1923 wurde ich als Tochter des Pfarrers Georg E. und seiner Ehefrau Hildegard geb. H. zu Hoffnungsthal im Bez. Köln geboren. Mein Vater war Norddeutscher. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Pommern, lebte aber später in Westfalen. Mein Großvater war Seminardirektor und stammte aus einem alten Bauerngeschlecht. Die Vorfahren meiner Mutter waren vielfach Fabrikanten und Offiziere. Ihre Familie ist seit Jahrhunderten in einer Kleinstadt Mitteldeutschlands ansässig. Ich habe zwei Geschwister, einen zweieinhalb Jahre älteren Bruder und eine fünfzehn Monate jüngere Schwester.

Die ersten vier Jahre meiner Kindheit verlebte ich in Hoffnungsthal, wo wir in einem fast zweihundert Jahre alten bergischen Fachwerkhaus wohnten. Ich habe aus dieser Zeit nur noch schwache Erinnerungen. Ich freue mich, daß ich in den zwei letzten Jahren durch unseren Umzug nach Köln wieder in engere Beziehung zu meinem Heimatdorf getreten bin. Meine Mutter spricht noch oft davon, wie froh sie war, daß wir unsere ersten Lebensjahre in der frischen Landluft und der erholenden Stille verbringen konnten.

Im Februar 1928 zogen wir nach Saarbrücken ins Saargebiet, das damals unter der Schutzherrschaft des Völkerbundes stand. Mein Vater war von seiner Behörde dorthin berufen worden. Schwer fiel es ihm, Hoffnungsthal, das er in sechzehnjähriger Tätigkeit liebgewonnen hatte, zu verlassen. Die Großstadt mit ihrer Unrast hatte ihn nie angezogen. Zwei Gründe aber brachten ihn dann doch dazu, von Hoffnungsthal zu gehen: Die Stadt bot ihm größere und vielseitigere Wirkungsmöglichkeiten. Mein Vater war kein Volksredner; er setzte logische Denkkraft voraus, wofür er auf dem Lande nur geringes Entgegenkommen fand. Für uns Kinder erhoffte er von diesem Wechsel bessere Beschulungsmöglichkeiten.

In Saarbrücken wohnten wir in der Gemeinde St.-Johann im dortigen Pfarrhause in der Rotenbergstraße. Wir hatten ein großes Haus mit einem schönen Garten, wo wir in aller Freiheit aufwachsen durften. Meine Eltern zeigten Verständnis für unsere Tollheiten und spielten selbst oft mit uns. - Ein wahres Paradies war unser Kinderzimmer, das wir ganz nach eigenem Geschmack ausstatten durften. Bis Freitagabend wurde hier gemalt, gebaut und gebastelt. Den Fußboden nahm mein Bruder meist für seine weit verzweigte Eisenbahn in Anspruch. Als besondere Gunstbezeugung durften wir Schwestern Weichen stellen und Schranken schließen. Samstags mußten wir das Feld dem Putzeimer räumen.

Mein Bruder ging damals schon zur Schule, und ich beneidete ihn oft darum. Wie gern wäre ich mitgegangen! Voller Stolz und Freude erlebte ich meinen ersten Schultag; ich fühlte mich nun viel erwachsener, besonders neben meiner kleineren Schwester. Ich hatte in den vier Volksschuljahren eine nette Lehrerin, die sich liebevoll mit uns abgab, und zu der wir mit aller unserer kleinen Not kommen durften. Das Lernen fiel mir leicht, und so blieb mir viel Freizeit zum Spielen und Herumtollen. Ich lebte mich in der Schule schnell und leicht ein, konnte mich gut anschließen und hatte bald nette Freundinnen, sodaß ich mich nie einsam fühlte. Am liebsten aber war ich zu Hause. Gleich nach der Schule wurde jede kleinste Begebenheit des Unterrichtes den Eltern erzählt, und ich weiß noch genau, wie traurig ich war, wenn meine Eltern einmal nicht zu Hause waren oder mein Bruder oder meine Schwester erzählten, sodaß ich warten mußte. Schon damals hatte ich nie vor meinen Eltern Geheimnisse. Ich fand stets ein offenes Ohr bei ihnen. Auch später konnte ich ihnen, als meinen besten Kameraden, alles anvertrauen.

Während die ersten drei Volksschuljahre für mich viel Neues gebracht hatten, war es mir im vierten Jahre oft langweilig durch das ständige Wiederholen und Einprägen. Merkwürdigerweise wurde bei uns den ganzen Morgen oft nur gelesen, geschrieben oder gerechnet. So erfüllte sich Ostern 1934 mit meinem Eintritt in das städtische Auguste-Viktoria Lyzeum zu Saarbrücken eine Sehnsucht. Viel Neues gab es, was mir Freude bereitete. Ich hatte nun Fachunterricht, und zu meinem Entzücken erschien in jeder Stunde eine neue Lehrerin. Es gab richtigen Turnunterricht an Geräten, während in der Volksschule nur gespielt worden war, Französisch wurde gelernt, mein Glück war groß! In meiner Klasse saßen zwar viele neue Mädel, aber auch an sie gewöhnte ich mich schnell. Meine Freundin aus der Volksschule kam mit mir in dieselbe Klasse. Dazu kam noch, daß eine verstorbene Schwester meines Vaters am Auguste-Viktoria Lyzeum Studienrätin gewesen war. So kannten mich die Lehrerinnen gleich, wozu sicher auch die Stellung meines Vaters beitrug. Das Lernen fiel mir weiter leicht und nahm nur wenig Zeit in Anspruch. Wenn die Schule auch, solange ich auf der Schulbank saß, einen großen Eindruck auf mich machte und ich ihr alle Aufmerksamkeit schenkte, so machte sie damals doch noch nicht den wichtigsten Bestandteil meines Lebens aus. Im Sommer war unser schöner Garten mein Erholungsort, im Winter bot das geräumige Pfarrhaus reichlich Platz für unsere Kinderspiele. Meine Eltern sahen gern, wenn wir Freunde und Freundinnen mitbrachten. Ich liebte damals besonders wilde Jungensspiele und stand darin meinem Bruder und seinen Freunden nicht nach.

In dieser Zeit zog ein wichtiges Ereignis alle meine Aufmerksamkeit und Begeisterung auf sich: Die Saarabstimmung mit ihren vielen Vorbereitungen. Hier erlebte ich zum ersten Male, was Volkstum ist und was es heißt, durch Gewaltspruch vom großen Vaterland getrennt zu sein. So klein ich damals noch war, so erfaßte ich doch, daß etwas Bedeutendes geschah. Ich war ganz betrübt, daß meine Eltern, da sie 1918 noch nicht im Saargebiet gewohnt hatten, nicht mit abstimmen durften, während doch so viele von auswärts zum Abstimmen kamen. Der Abstimmungstag steht mir noch lebhaft vor Augen: Es war Schneewetter, und die Menschen schwiegen in langen Reihen vor den Abstimmungslokalen. Jede Äußerung war verboten. In der Dunkelheit stand ich mit meinen Eltern vor dem Saarbrücker Rathaus, wo die ersten Wahlurnen unter militärischer Bewachung der Völkerbundsmächte abgeholt wurden. Begeistert sangen wir das Deutschlandlied. Ich war ganz ergriffen von allen den Vorgängen. Als erstes horchte ich am 16. Januar morgens nach dem Wahlergebnis. Wenn ich selbst auch nichts dazu getan hatte, so fühlte ich mich doch mit stolz bei dem einzigartigen Wahlergebnis. Mit Tannen- und Blumengirlanden, die schon fertig im Keller gelegen hatten, wurde unser Haus geschmückt. Mit einem deutschen Wahlsieg hatte jeder gerechnet. - Ebenso unvergeßlich ist mir der 1. März 1935, der Tag der Rückgliederung mit dem Führerbesuch in Saarbrücken.

So glücklich in vieler Hinsicht für mich die Saarbrücker Jahre waren, so brachten sie doch viele schwere Tage für mein Elternhaus. Für meinen Vater bedeuteten diese Jahre eine schwere Kampfzeit mit einem Kollegen. Früh lernte ich erkennen, daß das Leben hart an den Menschen tritt und daß Treue und Hingabe an ein Amt nicht immer gelohnt werden. Ich merkte, daß nicht alle Menschen gut sind. Es stimmte mich oft traurig, wenn ich sah, wie mein Vater unter der Hinterlist der Menschen leiden mußte, ohne daß ich ihm helfen konnte. Ich fühlte mich damals zu besonderem Fleiß und Gehorsam verpflichtet, um meinem Vater wenigstens Sorgen zu Hause zu ersparen. Ich konnte, weil ich mehr als meine Kameradinnen vom Leben gesehen hatte, nicht mehr so wüst sein und mich an nichtige Kleinigkeiten hängen. Ich wurde darum von manchen nicht verstanden, was ich aber leicht trug, da ich an das Leid meines Vaters dachte. Außerdem hatte ich liebe, verständnisvolle Freundinnen. Bewundern mußte ich immer meine Mutter, die sich ganz meinem Vater anpassen konnte. Sie half ihm in der Gemeinde und stand ihm auch in seinem Kampfe tapfer zur Seite; sie teilte jede Not mit ihm.

Das Schöne war, daß meine Eltern auch in der Zeit härtesten Kampfes immer Zeit für uns hatten, mit uns spazieren gingen, Reisen machten und auch für unsere kleinen Nöte Verständnis zeigten. Wie reich macht mich die Erinnerung an die traulichen Abende in meines Vaters Studierzimmer! Wenn mein Vater auch allzu früh von uns gehen mußte, so habe ich ihn doch viel, ja mehr als manch ein anderer gehabt, besonders da er, was mit seinem Amte zusammenhing, viel zu Hause war; seine letzten Lebensjahre widmete er überhaupt nur noch seiner Familie.

Wie haben in dieser Zeit unsere schönsten Sommerreisen gemacht, ins Elsaß, in den Schwarzwald, an den Bodensee und ins Allgäu, waren dabei recht glücklich, und alle Not und Sorge wurden für vier Wochen vergessen. Diese Reisen waren sehr wertvoll für mich, da ich schönste Natur, fremde Menschen und Sitten kennenlernte. Mein Vater bereitete unsere Reisen immer sorgfältig vor und wählte für die Landschaft und den Menschen charakteristische Orte. Er führte uns vor allem zu den berühmten Baudenkmälern und Kunstschätzen und erklärte sie uns. Auf unserer Reise in das Elsaß wurden mir zum ersten Male Schrecken und Grausamkeit eines Krieges klar, als ich alle die verwüsteten Wälder und die unzähligen Gefallenenfriedhöfe aller Nationen sah. Auf andern Reisen standen wir mit unsern Eltern auf dem Straßburger Münster und vor dem Isenheimer Altar des Matthias Grünewald in Kolmar. Wir besuchten das Geburtshaus Hans Thomas in Bernau im Schwarzwald und das Hebelhaus in Hausen. Eine besonders schöne Ferienzeit verbrachten wir in Schlageters Heimatstädtchen Schönau im Wiesetal.

1938 wurde mein Vater in den Wartestand versetzt. Wir wohnten nun in einer geräumigen Etagenwohnung an den Saaranlagen. Meine Mutter gab Nachhilfeunterricht, um uns Kindern ein Leben in gewohnter Weise zu ermöglichen. Mein Vater stand ihr hilfreich zur Seite und erteilte selbst Lateinstunden. Ich half jetzt mehr zu Hause, da meine Mutter wenig Zeit hatte. Ich betätigte mich gern im Haushalt, und mein Helfen gab mir rechte Zufriedenheit. Es war mit schmerzlich, daß mein Vater durch seine Versetzung in den Wartestand mich nicht selbst konfirmieren konnte.

Seit Anfang 1935 gehöre ich dem B.D.M. an. Zuerst war ich im Jungmädelbund, kam dann aber schon mit 13 Jahren in den B.D.M. Ich ging eifrig und freudig zum Dienst und war stolz, als ich Weihnachten 1937 mit der Führung einer Mädelschaft betraut wurde. Ein Jahr später bekam ich eine Schar. Ich lernte jetzt Verantwortung kennen. Es fiel mir nicht immer leicht, Heimabende abzuhalten, was wohl damit zusammenhing, daß ich zu jung war. Meine Tätigkeit im B.D.M. brachte mir viel Gewinn. Außerdem, daß ich selbständiger wurde und mich besser durchzusetzen lernte, nahm ich oft an kulturellen, politischen und sportlichen Veranstaltungen teil. Da es in Saarbrücken einen H.J. Theaterveranstaltungsring gab, der es H.J. Führern und -Führerinnen ermöglichte, zweimal im Monat eine Oper, ein Schauspiel oder ein Konzert zu besuchen, kam ich öfter ins Theater. Ich hörte verschiedene Dichterlesungen.

Die Zeit, die ich in Saarbrücken verlebte, nahm im August 1939 mit Ausbruch des Krieges ein jähes Ende. Das Saargebiet mußte geräumt werden. Es war ein tiefes Erlebnis, wie die doch ziemlich große Stadt sich allmählich leerte. Ich half beim Abtransport junger Mütter und ihrer Kinder. Nach vielen Aufregungen fanden wir uns in Köln zusammen, wo es meinen Eltern gelang, eine möblierte Wohnung zu mieten. Das bedeutete für mich eine große Umstellung. Ich kam jetzt in eine neue Schule, die Oberschule am Georgsplatz in Köln, in die 6. Klasse sprachlich, wo ich mich erst nur schwer einleben konnte. Ich dachte noch zu viel an Saarbrücken und meinte, alles müßte auch hier so wie dort sein. Ich mußte manches nachlernen, was sehr schwierig war, da ich Bücher und sonstige Hilfsmittel noch in Saarbrücken hatte. Ganz fremd war ich aber auch in der neuen Schule nicht. Meine Mutter war schon Schülerin des Lyzeums der Evangelischen Gemeinde in der Antoniterstraße gewesen. Eine Lehrerin, die schon meine Mutter unterrichtet hatte, und um deretwillen meine Eltern uns gerade auf diese Schule geschickt hatten, räumte mir manche Schwierigkeit aus dem Wege.

Alle diese Unannehmlichkeiten, die mich erst bedrückten, überwand ich; ich war jung, und wir waren alle zusammen. Viel mehr mußten meine Eltern unter der Umstellung leiden. Mein Vater war immer gewöhnt, sein eigenes Arbeitszimmer zu haben, wohin er sich zurückziehen konnte. Meine Mutter hatte es ganz besonders schwer. Da die Räumung Saarbrückens ihr das Betätigungsfeld als Privatlehrerin zerstört hatte, trat sie in den Schuldienst der Stadt Köln ein. Anfangs war es nicht leicht, sich nach so vielen Jahren einzugewöhnen, aber sie setzte sich tapfer durch.

In der ersten Zeit in Köln merkte ich oft, daß ich keine Rheinländerin bin. Oft beneidete ich meine Kameradinnen, die alles mehr von der heiteren Seite nahmen. Es ist überhaupt eine meiner Schwächen, daß ich die Dinge oft zu schwer nehme, bei einem Mißerfolg zu schwarz sehe und leicht den Mut verliere. Ich war wohl von Saarbrücken her, wo ich immer die beste war, verwöhnt. Ich habe nach jeder Enttäuschung alle Kraft zusammengerafft und mich durchzusetzen versucht. So lebte ich mich dann in der neuen Schule ein und fand auch Freundinnen, die mir treu zur Seite standen.

Im September 1940 erhielten wir den Ruf zur Rückkehr nach Saarbrücken. Da wir uns entschlossen hatten, nach Köln zu ziehen, das uns mit seiner Universität bessere Bildungsmöglichkeiten bot, gingen wir nur kurze Zeit zur Vorbereitung unseres Umzugs nach Saarbrücken zurück. Freudig, mit den Klängen des Saarliedes wurden wir in unserer alten Heimat empfangen. Als wir die Stadt ganz unversehrt vorfanden, wußten wir, was wir der Tüchtigkeit unserer Soldaten zu verdanken hatten. -

Im Oktober 1940 zogen wir nach Köln, was im Kriege schwierig war. Wir hatten gerade uns gemütlich eingerichtet, als mein Vater ganz plötzlich an einem Herzschlag starb. Noch heute kann ich es kaum fassen, wie wir die ersten Wochen überlebt haben. Alles, was das tägliche Leben brachte, kam mir so nichtig vor, und ich wollte mich garnicht mehr damit abgeben. Wie oft habe ich meine Kameradinnen beneidet, die noch einen Vater hatten! Ich werde meinen Vater nie vergessen können, und die Wunde, die sein Tod in unsere Familie riß, wird nur schwer heilen. Mein Vater war ein kluger und geistiger Mensch, ein ernster Seelsorger und ein gütiger und liebevoller Familienvater. Es wird mir ein Vorbild bleiben, wie gewissenhaft er seine Predigten ausarbeitete. Arm und reich war für ihn kein Unterschied. In meinem Elternhaus gingen Leute aus den gebildetsten Kreisen wie Angehörige der breitesten Volksschichten freundschaftlich ein und aus.

Nachdem mein Bruder nach Ablegung seiner ersten juristischen Staatsprüfung im Mai 1941 zum Militär ging, wurde es bei uns einsam. Es gab für mich viele neue Aufgaben. Wie gut hatte mein Bruder meine Mutter in ihrem tiefen Schmerz trösten können, und wie hatte er ihr bei allen Angelegenheiten zur Seite gestanden! Alles dies fiel jetzt auf meine Schwester und mich. Es war doch oft schwer! Meine Mutter raffte entschlossen alle Kräfte zusammen und übte, was ihr schwer war, ihren Lehrerinnenberuf weiter aus. Daher fühlte ich mich noch mehr als bisher dazu verpflichtet, etwas zu leisten, um meiner Mutter Freude zu machen und meinen Dank zu zeigen.

Solange ich zur Schule gehe, gehört der Sport zu meinen Lieblingsfächern. Schon oft hatte ich das Glück, an Schul- und B.D.M. Sportfesten teilzunehmen. Immer war ich stolz, wenn ich einen Sieg für meine Gemeinschaft erringen konnte. Nie werde ich die schönen Tage in Kaiserslautern vergessen, wo ich 1939 als Untergausiegerin im Hochsprung am Obergausportfest teilnehmen durfte.

Neben dem Sport hatte ich immer eine besondere Vorliebe für die naturwissenschaftlichen Fächer: Biologie, Chemie und Mathematik. Ich wählte mir deshalb auch Mathematik als Prüfungsfach. Der Deutschunterricht war mir von jeher ein besonders liebes und fesselndes Fach. Auch die Fremdsprachen habe ich mit großem Eifer betrieben, die Lateinstunden hatte ich besonders gern.

Die Berufswahl ist mir nicht leicht geworden. Ich hatte mir lange vorgenommen, Mathematik zu studieren. Meine Mutter hatte mir vorgeschlagen, ins Lehrfach zu gehen. Jetzt ist es möglich, daß mein geheimster Wunsch in Erfüllung geht und ich Medizin studieren kann. Als lockendstes Ziel steht mir die medizinische Forschung vor Augen.

Ich bitte, mich zur Reifeprüfung zuzulassen und mein Religionsbekenntnis auf dem Reifezeugnis zu vermerken.

Abituraufsatz

Ersatz für die Reifeprüfungsarbeit.

Welches Bild mache ich mir von Königin Luise nach einer Reihe von Briefen?

EinWelch feiner, gütiger und reifer Mensch spricht aus den verschiedenen Briefen, die Königin Luise an Geschwister, Vater, Gatten und Kinder schrieb .! Als vollkommener Mensch steht sie vor mir, sowohl in ihrer Haltung zur Familie, als auch in ihren 1. A. 2. A. Sie meinen „Pflichterfüllung"?Pflichten zu Gott und Vaterland.

Königin Luise faßt ihr Leben als Verpflichtung auf. Die schweren Aufgaben, die sie zu erfüllen hat, als Mutter von 5 Kindern und Gattin eines Königs, dessen Land in größter Gefahr ist, kann sie nur durch die Reinheit und Güte ihres Wesens 3. A.bewerkstelligen . Sie folgt dabei ( - )den inneren Empfindungen, ihrem Herzen, denn dies ist der einzige Weg für sie, glücklich zu werden. Sie braucht nicht erst mit anderen ( - )über ihre einzelnen Pflichten zu „debattieren", sondern sie weiß von Anfang an, wie sie handeln muß, um rechtschaffen und gut zu sein. (12; 25-31.)

( - )InnigHerzlich und innig ist Luises Verhältnis zu den Geschwistern. Sie gehören fest zu ihr und in ihr Leben. Offen und ungezwungen berichtet sie ihnen von ihrem Schicksal, ihren Entschlüssen und den Gefühlen, die ihr Innerstes bewegen. Ein Zusammensein mit den Geschwistern, dem sie fast unleserlichtoll vor Freude entgegensieht, stärkt ( - )sie und ermuntert sie. Brief 4, 26, 13.35.

Auch der Gedanke, den Vater wiederzusehen, macht sie „toll und [..?..]". Luise liebt ihren Vater über alles. Voll Dankbarkeit spürt und empfängt sie auch noch in der Ehe die väterliche Güte und Huld, die ihr Stärkung in ihrem Leid geben doppelt.und helfen, es zu tragen . (Brief 25 15, Brief 13 30-35.)

Güte und tiefe häßliche FormHerzlich- und Zärtlichkeit zeichnen Luise als Mutter aus. Die Kinder sind ihre „Schätze" 4. Z._ und voll innerem Glück und voll Stolz weiß sie von jedem einzelnen dem Vater zu 5. Fl.ezählen . In ihrer Erziehung ist sie nicht kleinlich. Unarten, wie sie jedes Kind hat, verzeiht sie gern, denn diese verlieren sich später. Ihr Hauptziel ist, tüchtige Menschen aus ihnen zu machen, die sich in der Welt bewähren und durchsetzen. So lieb sie ihre Kinder hat, so ist sie doch ? trifft es nicht.froh , daß sie in der Jugend schon Schweres erlebt haben, denn das wird ihnen Halt im späteren Leben geben. Besonders glücklich erscheint mir der Wesenszug, daß sie bei aller Not liebevoll zu den Kindern ist und ihnen gern eine Freude gönnt. (Seite 25-27, Brief 8)

Als Gattin steht Luise groß vor mir, ich muß bewundern, wie sie sich ganz dem Gatten anpassen kann und als Frau auch viel Verständnis für die politischen Aufgaben des Gatten zeigt. Nicht Angst und Schrecken erfüllen sie, als ihr Vaterland durch Napoleon bedroht wird, und nicht unleserlich.kopflos rettet sie ihr Leben, sondern als Höchstes sieht sie den Gatten, dem sie dienen will, da er für eine ehrenvolle und gerechte Sache kämpft. Vorbildlich erscheint mir, wie die äußere Not sie noch fester an den Gatten bindet, sodaß er sagen kann: „Du bist mir im Unglück noch werter und lieber geworden . Nun; nun weiß ich, ...was ich an die habe". Je mehr Not von draußen an sie 6. A.tritt , desto mehr Wohltat und Milde ist in ihr und um sie. (Brief 19)

Bei all ihrem Tun blickt Luise als letztesLetztes auf das Vaterland und prüft, ob ihr Handeln seiner würdig und zu seinem Heil ist. Es ist besser, ehrenvoll unterzugehen, als einen ?schändlichen Frieden zu unterzeichnen. Schwer wird es ihr, ihr Vaterland zu verlassen. (Brief 12 15, Brief 13 4)

Luise hat bei aller Enttäuschung und allem Schweren ( - ), das sie erlebt hat, ihre Zuversicht nicht verloren. Ihr hilft im Leben ihr großes Gottvertrauen und der Glaube, daß das Gute doch einmal siegen wird und der Herr nicht mehr schickt, als der Mensch tragen kann. Ihr Leben steht in Gottes Hand. Sie ergibt sich dem Schicksal und gewinnt dadurch innere Ruhe und ?geistige Glückseligkeit. Tiefe Reife zeigt sie in der Auffassung, daß die Welt nur ein Übergang ist 7. Z._ und daß es hier gilt, besser und reifer zu werden. (Brief 19 Seite 23-24)

Luise ist eine vorbildliche Frauengestalt. Jede deutsche Frau sollte so wie sie handeln und den glücklichen Ausgleich finden zwischen den eigenen Wesenszügen und den 8j. A.Pflichten, die das Leben verlangt .

Die Arbeit ist richtig aufgebaut und bringt das Wesentliche.

Wegen mehrfacher Ausdrucksfehler kann der Aufsatz nur

befriedigend (III)

genannt werden.

5.3.