KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 13.10.1927 als zweites Kind des Lehrers Heinz S. und seiner Ehefrau Ida, geborene L., in Windeck/Sieg geboren.

3.1.1934: Umzug nach Holzlar.

17.4.1934: Aufnahme in die Volksschule Holzlar.

1936: Umzug nach Niederpleis, Besuch der dortigen Volksschule.

Ostern 1939: Aufnahme in das Städtische Lyzeum Siegburg.

1943: Umschulung in die Städtische Studienanstalt Bonn.

1944: Unterbrechung des Schulunterrichts wegen der Fliegergefahr.

Herbst 1945: Wiederaufnahme in die Studienanstalt Bonn.

1947: in Folge des Todes der Mutter: Umzug nach Köln und Aufnahme in die Obersekunda der Kaiserin-Augusta-Schule.

1948: Versetzung nach Unterprima.

1949: Versetzung nach Oberprima.

Ich habe den größten Teil meines Lebens in kleinen Dörfern verbracht, und so war ich von den ersten Tagen an mit der Natur verbunden. Wiesen, Wald und Täler waren für mich unerschöpfliche Fundgruben, ein jeder Tag brachte neue und beglückende Erlebnisse. Diese ganze Zeit steht in meiner Erinnerung wie ein einziger schöner Tag, der durch keinen Schatten getrübt wird. Wieviel mir das Leben „da draußen" bedeutet hat, weiß ich erst jetzt richtig einzuschätzen, nachdem ich es mehr oder weniger verloren habe. Ich bin und werde nie ein Stadtmensch sein, und ich habe den einen großen Wunsch, später wieder dort hinzugehen, wo ich meine schönsten Jahre verleben durfte. Für die Zwischenzeit finde ich Ersatz in Naturbeschreibungen und Tiergeschichten, von Schriftstellern wie Löns, Bengt-Berg und Paul Eiper. Diese Schriftsteller sind mir lieb, da sie in der Welt zu Hause sind, die auch die meine ist. -

Bedeutsam wurde für mich ein Erlebnis eigener Art. Mein Vater hatte eine besondere Liebe für das Puppenspiel. Er besaß eine eigene Bühne; die Kulissen hatte er selbst gemalt und geschnitzt - und für Jahre erregten die Laienspiele - teils heiterer teils aufregender Art - mein höchstes Interesse. „Die Reise zur Dracheninsel" versetzte mich wechselweise in höchstes Entzücken und großes Entsetzen. Ich erlebte die tragische Geschichte bis zum „glücklichen Ende" als meine eigne mit.

Von dieser frühen Beschäftigung mit dem Theater rührt mein heutiges Interesse für Oper und Schauspiel her. Die Vorliebe für dramatische Geschehnisse ist geblieben, „die Braut von Messina", „Clavigo" und andere gehören zu meinen Lieblingsdramen.

Auch die Musik hat eine besondere Rolle in meinem Leben gespielt. Als Kind fand ich ein großes Vergnügen darin, mit Händen und Füßen das Piano zu bearbeiten und dann den Mißtönen andächtig nachzulauschen. Daß die Eltern, besonders der musikalische Vater, an dieser Form des Musiktreibens wenig Freude hatten, und meine musikalische Betätigung ein jähes Ende fand, verstehe ich heute. Damals war ich sehr gekränkt und traurig, und erst das Versprechen, Klavierunterricht zu erhalten, vermochte mich zu trösten.

Heute gehört die geringe Zeit, die mir neben meiner Vorbereitung zur Reifeprüfung bleibt, den Büchern und der Musik. Mozart, Haydn, Brahms und Grieg sind die Tondichter, denen meine besondere Liebe gehört. Das leicht vertrauliche, romantische Element dieser Musik entspricht völlig meinem Wesen, und ich habe mehr als einmal die befreihende Wirkung spüren können, die etwa von einer heiteren Mozart-Sonatine ausgeht. -

Die Kameradschaft, die mich auf dem Lande mit meinen Freunden verband, erfuhr eine wertvolle Ergänzung durch das schöne Verhältnis, das gerade auf der Kaiserin-Augusta-Schule zwischen Lehrern und Schülern herrscht. Besonders erfreute mich der Au[s]spruch meines Klassenlehrers, er sei unser Klassenvater. Dieses Verhältnis weckte in mir ein aufrichtiges Vertrauen zu ihm. Ein Vertrauen, das ich Zeit meines Lebens dankbar würdigen werde. Von dieser kameradschaftlichen Einstellung der Lehrer zu den Schülern war auch der ganze Unterricht getragen, so daß man weniger mit Angst als mit Freude am Unterricht teilnahm. Eine besondere Freude machte mir der Deutschunterricht, weil er uns besonders in den letzten zwei Jahren zu ruhigem, klarem und logischen Denken erzog. Dass ein solcher Unterricht auch für das Seelische Zucht und Ordnung bedeutet, habe ich wohltuend erfahren. Außerdem nahm ich mit besonderem Interesse an den Lehrstunden in Englisch und Biologie teil. In den englischen Sprachstunden wurden meine Kenntnisse wesentlich gefördert. Im Biologieunterrichte erhielt ich einen vertieften Einblick in die geheimnisvollen Vorgänge des Lebens und in die Welt der Bakterien. Ich hatte häufig Gelegenheit, mich im Laboratorium eines Freundes meines Vaters - einem Biologen - aufzuhalten. Die Beschäftigung mit den kleinen und kleinsten Lebewesen zog mich überaus an, und es machte mir besondere Freude, sie unter dem Mikroskoph zu beobachten. Die Freude an diesen Dingen ist geblieben, und ich habe den Wunsch Bakteriologin zu werden.