KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

10.12.1930:
in Radom geboren als zweite Tochter des Ingenieurs Ludwig G. und seiner Ehefrau Gertrud, geborene B..

1933:
Umzug nach Posen.

1934:
plötzlicher Tod meines Vaters.

1935:
vorübergehender Aufenthalt bei den Großeltern in Oberschlesien.

1936:
Umsiedlung nach Zoppot (Freie Stadt Danzig).

Herbst 1937:
Eintritt in die Volksschule.

1941:
Umschulung in die Mädchenoberschule Zoppot.

1942:
Wiederverheiratung der Mutter; mein zweiter Vater wurde der Architekt Max Apitz.

Januar 1945:
Flucht vor den Russen; Vorpommern, Eisleben, Hameln waren die Abschnitte unserer Flucht.

Oktober 1945:
Vaters Einberufung zur Bauabteilung des Oberfinanzpraesidiums Köln.

November 1945:
Eintritt in das Internat der freien Waldorfschule Hannover (einheitliche Grund- und höhere Schule); entsprechend meiner bisherigen Schulbildung trat ich in das achte Schuljahr ein und übersprang nach kurzer Zeit eine Klasse.

Ostern 1948:
Verlegung des Internats in die Lüneburger Heide (Benefeld); Übersiedlung nach Benefeld.

März 1949:
Abgang von der Waldorfschule, Umzug nach Köln.

Ostern 1949:
Eintritt in die Oberprima der Kaiserin-Augusta-Schule.

Den Einfluß, den Ereignisse während der Kindheit auf meine seelische und geistige Entwicklung ausübten, habe ich nicht bewußt wahrgenommen; wirklich wach erlebt habe ich Lebensumstände und mich selbst erst nach der Flucht. Was ich aus jener Zeit in der Erinnerung festgehalten habe, ist vor allem, daß mir das Schulleben vom ersten Tag an eine Freude war. Schwierigkeiten hatte ich nirgends, und meine Neigungen gingen - vielleicht deshalb - in die verschiedensten Richtungen. Dennoch hatte ich schon damals ein festes Berufsziel vor Augen; ich wollte Ärztin, am liebsten Kinderärztin werden. Als ich dreizehn Jahre alt war, half ich freiwillig in einem Lazarett bei der Verwundetenpflege, und meine Zuneigung zu dem Arztberuf verstärkte sich da noch mehr.

Den festen Entschluß, Medizin zu studieren, habe ich später in der Einsicht aufgegeben, daß wir in Deutschland zu viele Mediziner haben. Ich ließ mein vorgestecktes Ziel nicht gerne fallen, tröstete mich aber mit dem Gedanken, daß es auch anderes neben der Medizin gäbe, was mich ausfüllen könnte.

Nach der Flucht nämlich begann sich mein Interesse auf bestimmte Dinge zu richten, das war auf die Kunst in allen ihren Erscheinungsformen. Besonders hat dies Interesse die Waldorfschule gefördert. Dort wurden im Unterricht viele Kunstbetrachtungen angestellt, und außerdem wurden wir Schüler angeregt, uns weitgehendst selbst künstlerisch zu betätigen. Wir plastizierten, führten Schauspiele auf, musizierten, alles mit größter Hingabe. Dort habe ich die Kunst überaus lieben gelernt.

Aus der Liebe zur Kunst und aus dem Verlangen heraus, im menschlichen Leben die Kultur zu fördern, ergab sich bei mir auch die Frage nach dem Beruf. In etwa mußte ich meine Neigungen den vorhandenen Fähigkeiten anpassen und entschied mich also für Architektur.

Im letzten Jahr an der Kaiserin-Augusta-Schule eröffneten sich mir im Unterricht viele neue Möglichkeiten, dank derer ich glaube, meine Schulbildung um vieles bereichert zu haben.