KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 21. August 1929 kam ich als erstes Kind des Kaufmanns Max K. und seiner Ehefrau Adele K., geborene G., in Köln zur Welt.

Von 1935 - 1939:
Besuch der Volksschule Klingelpütz.

Von 1939 - 1940:
Gereonschule. (Katholische Privatschule)

Von 1940 - 1944:
Ursulinenschule Machabäerstraße.

Von 1944 - 1945:
Im Siebengebirge; ohne Unterricht.

Von 1946 - heute:
Schülerin der Kaiserin-Augusta-Schule-Köln.

Ein Jahr nach meiner Geburt kam als zweites und letztes Kind ein Junge zur Welt. Mit meinem Bruder habe ich selten glückliche Kinderjahre verleben dürfen, weil meine Eltern in der Lage waren, uns alles Schöne und Gute, wonach ein Kinderherz verlangt, vermitteln zu können. Da meine Eltern vollständig vom Geschäft in Anspruch genommen wurden, blieb ihnen nicht viel Zeit, sich mit uns zu beschäftigen. Hier liegt vielleicht der Grund dafür, daß sich die Geschwisterliebe bei meinem Bruder und mir besonders stark entwickelte. Dieses schöne Verhältnis hat sich bis heute nicht geändert. Es ist aber nicht so, daß meine Eltern uns nur fremden Händen zur Erziehung überlassen haben; jede Minute, die sie ihrer Arbeitszeit abgewinnen konnten, verbrachten sie bei uns. Es war für uns jedesmal eine besondere Freude, wenn wir mit unseren Eltern länger zusammen sein durften, vor allem an Festtagen. Unvergeßlich überstrahlen die Weihnachtstage meiner Kindheit mein Leben; jene friedlichen, glücklichen Tage, an denen unsere Eltern nur für uns da waren.

Von den vier ersten Jahren in der Volksschule Klingelpütz ist mir eine Lehrerin wegen ihrer außergewöhnlichen Strenge und Genauigkeit besonders im Gedächtnis geblieben.

Das Ziel unserer Direktorin an der Gereonschule, Fräulein Surmann, war, uns zu tüchtigen Menschen und zu guten Christen zu erziehen. Der streng christliche, gütige und gegen uns Schülerinnen mütterliche Geist Fräulein Surmanns übertrug sich auch auf die anderen Lehrer. Ich weiß, daß es mir als kleines Mädchen sehr leid tat, daß die Schule geschlossen wurde.

1942 begann dann die Zeit der furchtbaren Luftangriffe, die ich alle in unserem Keller miterlebte. Die schreckensvollen Nächte haben sich mit allen Einzelheiten in mein Gedächtnis eingegraben und zählen mit zu den Erlebnissen, die mich in wenigen Stundenn viel nachdenklicher und ernster gemacht haben.

Am Ende des Jahres 1944 schickten unsere Eltern meinen Bruder und mich ins Siebengebirge. Dort blieben wir bis Kriegsende. Im Mai 1945 kehrten wir nach Hause zurück. In der ganzen Zeit, die ich im Siebengebirge verbrachte, hatte ich keine Gelegenheit, in irgendeinem Fach Unterricht zu nehmen. In Köln konnte ich meine Kenntnisse, die ich in der fünften Klasse erworben hatte, wieder befestigen und mich 1946 für die sechste Klasse anmelden.

Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern an der Kaiserin-Augusta-Schule war für mich ganz neu. Die Lehrer und Lehrerinnen stehen uns nicht nur als Vermittler des Wissens gegenüber, sondern sie versuchen, jede Schülerin zu verstehen und sie auch als Mensch zu beurteilen. Dadurch gewinnen sie unser Vertrauen, und wir sind ihnen gegenüber aufgeschlossener, als Schüler es im allgemeinen sind.

Ich möchte mein Abitur machen, weil ich von Kindheit an den Wunsch hatte, Ärztin zu werden. Dieser Gedanke tauchte zum ersten Mal auf, als mein Bruder an einer sehr schmerzhaften Mittelohrentzündung litt und ich tagelang an seinem Bett saß, ohne seine Qualen lindern zu können. Mein Entschluß wurde noch bestärkt, als meine Mutter vor zwei Monaten ins Krankenhaus eingeliefert wurde, in dem sie heute noch mit einer Darmkrankheit liegt. Da meine Mutter nach ihrer schlimmen Krankheit nicht mehr arbeiten darf, werde ich vorläufig zu Hause meinem Vater helfen. Aber ich hoffe, daß in zwei bis drei Jahren die Möglichkeit bestehen wird, mein Studium zu beginnen.