KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

14.12.28. geb. in Köln als zweite Tochter der Eheleute Werner L. und Anna, geb. K..

23.12.28 katholisch getauft.

1935-40 Besuch der Volksschule Köln Lochnerstraße.

1940 Eintritt in die zweite Klasse einer höheren Privatschule in Köln-Lindenthal.

1941 Eintritt in die dritte Klasse der Oberschule für Mädchen Köln, Machabäerstraße.

1943-45 durch Kriegseinwirkung Unterbrechung des Unterrichts und Aufenthalt in der Eifel und in Gymnich a/d Erft.

November 45 Wiederaufnahme des Unterrichtes in der Kaiserin-Augusta-Schule.

Ostern 1946 Eintritt in die neugebildete Untersekunda.

Ostern 1947 Versetzung nach Obersekunda.

Meine erste Kindheit verlebte ich im Kreis unserer Familie. Ich spielte nur mit meinen Schwestern in unserm großen Garten. Mit sechs Jahren kam ich in die Volksschule. Ich ging nicht gerne hin, denn ich fand keinen rechten Anschluß an meine Kameradinnen. Deshalb war ich sehr froh, als Vater mich zur Höheren Schule schickte, weil ich dadurch in einen kleinen Kreis kam. Auch beglückte es mich, auf diese Weise meinen kindlichen Zielen für die Zukunft näherzurücken. Wenn ich nämlich vorhabe, mich der Naturwissenschaft zu widmen, so kann ich behaupten, daß dieser Plan von Kindheit an in mir gewachsen und gereift ist. Schon als Kind beschäftigte ich mich viel mit Blumen und Tieren. Einen Teil unseres Gartens nannten wir Kinder unsern „Zoologischen". Es waren dort allerlei Tiere, wie Salamander, Meerschweinchen usw. All diese Tiere ließen mir tausend Erinnerungen, die mich noch heute vom Verstand der Tiere überzeugen.

Mein Vater liebte es sehr, mit seiner Familie sonntags zu wandern. Durch ihn angeregt, war ich immer darauf bedacht, mir fremde Dinge in der Natur zu suchen. Um mein Interesse zu unterstützen, schenkten mir meine Eltern zu Weihnachten eine vollständige Ausgabe des Großen Brehm. Vater wollte auch nichts wissen von sog. Mädchenbüchern. Deshalb erhielt ich nur Tiergeschichten und Sagen. Später las ich Reisebeschreibungen, die einen starken Einfluß auf mich hatten. Das Leben der Forscherin Amalie Dietrich begeisterte mich so, daß ich mich entschloß, hauptsächlich die Wissenschaften, in denen jene Frau Großes geleistet hat, zu studieren. Das Leben berühmter Forscher, wie Livingstone, Stanley, Nansen, Johannsen und Gedin wurden mir vertraut. Auch legte ich damals schon eine Pflanzensammlung an. Eine Bekannte schenkte mir einmal einen rosaroten Kristall. Dies bewog mich, Mineralien, Steine und Fossilien zu sammeln. Als ich ein gut erhaltenes Mäuseskelett fand, kam ich auf neue Gedanken und legte verschiedene Tiere in Weingeist ein. Bis zu meinem 15. Lebensjahr liebte ich es, Tiere, die mir gefielen, mehr oder weniger kunstvoll und ähnlich zu zeichnen. Dann lernte ich photographieren. So konnte ich nun alle jene schönen Dinge im Bild festhalten und werde sie um so weniger vergessen.

Wenn ich zuweilen an die Schwierigkeiten denke, die ich in meinem zukünftigen Beruf haben werde, dann kommt mir immer ein bestimmter Abschnitt meines bisherigen Lebens in den Sinn. Es ist die Zeit von 1943-45, in der ich für ein Mädchen außergewöhnliche Arbeit geleistet habe. Vater hatte in seinem Urlaub ein Behelfsheim gebaut und konnte es wegen Zeitmangels nicht fertigstellen. So mußten meine Schwester und ich die Wände aufbauen und verputzen und vieles andere. Nach Kriegsende ging ich meinem Vater als Geselle zur Hand. Ich war immer sehr stolz, wenn die Leute mich anstaunten, denn eine Frau mit blauem Anzug und Werkzeug ist immerhin etwas Außergewöhnliches. Neben der körperlichen Arbeit lernte ich auch den Hunger kennen. Ich werde all dies nie vergessen, aber auch nie bedauern, denn ich habe erfahren, welche Kräfte der Mensch entwickeln kann, wenn Not am Manne ist. Ich bin also fest entschlossen, an meinem Lebensziel festzuhalten und nach meinem Abitur Naturwissenschaften zu studieren.