KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

Am 22. Januar 1926 wurde ich in Berlin-Lichterfelde geboren, als Tochter des Kunstmalers Richard Z. und seiner Ehefrau Karoline Z., geborene B..

Am 1. November 1929 starb mein Vater.

1930 kam ich nach Köln.

Von 1933 - 1937 besuchte ich die Volksschule in Köln-Riehl.

Von 1937 - 1941 war ich Schülerin in der Mittelschule in der Niederichstraße, Köln.

Vom Herbst 1941 - Weihnachten 1941 war ich auf der Mädchenoberschule in Eschweiler.

Von Januar 1942 - August 1944 besuchte ich die Oberschule in Metz.

Im August 1944 kehrte ich nach Köln zurück.

Im November 1945 wurde ich Schülerin der Kaiserin-Augusta-Schule.

Ostern 1946 trat ich nicht in den Sonderkurs für Abiturienten ein, sondern machte die Obersekunda nochmals durch.

Ostern 1947 kam ich in die Unterprima.

Ostern 1949 wurde ich in die Oberprima versetzt.

Ich habe nur wenige Erinnerungen an das, was in meiner frühesten Kindheit besonders auf mich eingewirkt hat. Leider entsinne ich mich nur unklar meines lieben Vaters. Mir ist aber wohl bewußt, daß er mich mit zärtlicher Liebe umgeben hat und, so klein ich war, mir jeden Wunsch erfüllte. Er war ein stiller, guter Mann, von dem ich niemals ein strenges Wort hörte. Mir ist oft so, als hörte ich noch seine ruhige Stimme, und der Gedanke an ihn übt einen wohltuenden Einfluß auf mich aus.

Richtig zum Bewußtsein kam mir erst die Zeit, die ich nach dem Tod meines Vaters bei Verwandten in Köln-Riehl verlebte. Bei diesen guten Menschen fand ich eine zweite Heimat. Nie trübte ein Schatten meine Kindheit. In dieser Zeit wurde die Liebe zur Natur in mir wach. Wir besaßen einen schönen, großen Garten am Hause, in dem ich mich gerne aufhielt. Stundenlang konnte ich auf der Wiese liegen und die wandernden Wolken oder Vögel beobachten. Mit großer Sorgfalt pflegte ich die Blumenbeete.

Durch den Eintritt in die Schule änderte sich nur wenig in meinem Leben. Das Lernen fiel mir nicht schwer, aber ich hatte keine Freude daran, weil ich ständig in Furcht vor der Lehrerin schwebte. Ich lernte mehr aus Angst. Das erste Schuljahr mußte ich bald unterbrechen, da ich schwer erkrankte. Monatelang nahm ich nicht am Unterricht teil. Daher machte ich nach meiner Genesung ab Ostern die erste Klasse nocheinmal durch.

Als ich zehn Jahre alt war, mußte ich mich als „Jungmädel" anmelden. Nur widerwillig befolgte ich diese Anordnung. Ich fühlte mich bedrückt durch den Zwang, der dort ausgeübt wurde. Aus dem anfänglichen Widerwillen wurde später, als ich älter war, heftige Abneigung gegen diejenigen, die solche Zusammenkünfte anordneten. Ein Heimabend war für mich das Schlimmste, was es gab. Ich schämte mich, bei großen Umzügen mitmarschieren zu müssen. Natürlich stieß ich auf Widerstand und manch bittere Stunde trübte meine Jugend.

Im Herbst 1937 zogen meine Verwandten nach Potsdam, und ich kam in den Haushalt meiner Großmutter nach Weiden bei Köln. Hier wohnte auch meine Mutter. Ich wäre gerne Onkel und Tante nach Potsdam gefolgt, aber meine Mutter wollte mich in ihrer Nähe behalten. In den folgenden Jahren verbrachte ich regelmäßig die Sommerferien bei den Verwandten. Ich habe viel gesehen in dieser Zeit und neue Eindrücke gewonnen von der Landschaft und den Menschen Norddeutschlands. Ostern 1940 wurde ich konfirmiert. Man sah in der Konfirmation ein wichtiges Ereignis und einen Eintritt in die Welt der Erwachsenen. Auch trat die Frage nach der Berufswahl an mich heran. Ich hatte mir bisher noch keine Gedanken über einen Beruf gemacht. Meine Großmutter riet zum pharmazeutischen Studium. Sie befaßte sich sehr viel mit mir und versuchte, allein schon durch ihre Gespräche meine Gedankenwelt zu erweitern. Der Familienrat beschloß, ich sollte Apothekerin werden. Mir wurden die Vorzüge dieses Berufes gepriesen und ich glaubte allmählich selber daran, daß er für mich geeignet sei. Dieses Studium forderte als Voraussetzung das Abitur. Folglich mußte ich auf eine höhere Schule. Ich besuchte diese zuerst in Eschweiler.

Von der größten Bedeutung für mein Leben war der Aufenthalt in Metz. Infolge der Luftangriffe siedelte ich nach Metz um und wohnte dort bei Verwandten. Nie ist mir eine Stadt so lieb und vertraut gewesen wie diese. Ich erwarb mir einen großen Bekanntenkreis und kam durch den Umgang mit freundlichen und entgegenkommenden Menschen aus meiner bisher etwas abgeschlossenen Lebenshaltung heraus. Vor allen Dingen ging ich sehr gerne zur Schule. Unsere Lehrer waren so vertraut mit uns Schülerinnen, daß uns das Lernen eine wahre Freude wurde. Mit unvergleichbarer Geduld nahmen sie sich derer an, denen es nicht so leicht fiel, zu lernen. Sie wollten jedem helfen.

Theater und Konzerte gehörten zu meinen Unterhaltungen. Oft durchstreifte ich auch die alte Stadt. Vor dem erhabenen Bauwerk der gotischen Kathedrale erfaßte mich tiefe Ehrfurcht.

Während meines Aufenthaltes in Metz unternahm ich viele Ausflüge und Reisen in das Elsaß.

Der Abschied von Metz fiel mir unsagbar schwer. Ich kehrte nach Köln zurück. Bei der allgemeinen Umsiedlung der Kölner Bevölkerung fuhren wir nach Naumburg. Ich war tief beeindruckt von der Schönheit der Thüringer Landschaft, aber die Menschen dieser Gegend gefielen mir nicht. Wir wurden als ungebetene Gäste behandelt. Nur ungern denke ich an jene Zeit zurück.

Nach dem Zusammenbruch folgten für uns schwere Jahre in der Heimat, aber die Hauptsache war, man konnte wieder zu Hause sein. In der Fremde lernte ich die Heimat lieben.

Den Wiederbeginn der Schulen 1945 begrüßte ich sehr. Leider hatte ich nicht die gewünschten Erfolge. Lücken in verschiedenen Fächern, eine Folge des häufigen Schulwechsels, und meine verschlechterte Gesundheit hemmten die Fortschritte.

Auf der Kaiserin-Augusta-Schule gefiel es mir gut. Dies lag besonders an dem wohlwollenden Entgegenkommen unserer Lehrer und Lehrerinnen. Der Unterricht förderte mich vor allem in den Fächern Deutsch und Geschichte.

Nun bin ich endlich bis Oberprima aufgerückt und hoffe, Ostern 1950 mein Reifezeugnis zu bekommen. Seit kurzem habe ich meine Berufsabsichten geändert und beschlossen, Studienrätin zu werden. Ich möchte gerne die Fächer Latein und Geschichte wählen.