KAS (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Erinnerung an ...

2.) Wie verwirklicht Michael in Wiecherts „Hirtennovelle“ das Wort Carossas „Im engsten Kreise wag’s, dich reich zu leben“?

3.) Nicht der ist auf der Welt verwaist,
dem Vater und Mutter gestorben,
sondern wer für Herz und Geist
keine Lieb’ und kein Wissen erworben.
(Rückert)


Lebenslauf

Am 21. Juni 1928 wurde ich in Köln als erstes Kind des Kaufmanns Walter B. und seiner Gattin Emma, geborene F., geboren und später evangelisch getauft.

1934 kam ich in Poll auf die Volksschule. Das Lernen machte mir keine Schwierigkeiten, aber es fiel mir doch schwer, mich an Pflichten zu gewöhnen, weil ich sehr verspielt war.

Ostern 1938 wurde ich auf der Oberschule Antoniterstrasse in Köln aufgenommen. Voll Erwartung sah ich allem Neuen im Schulleben entgegen. Vor Allem war ich gespannt auf die erste englische Stunde. Es schien mir wundervoll, dass ich die Sprache eines anderen Volkes einmal sprechen und verstehen können sollte. Auch viel es mir nicht leicht, mich an so viele verschiedene Lehrkräfte zu gewöhnen; selbst unter den neuen Kameradinnen fühlte ich mich unsicher und hielt mich zuerst zurück, aber die begierig begonnene neue Arbeit führte uns Kinder zusammen zu einer frohen Schülergemeinschaft. Der Schulbetrieb änderte sich nach wenigen Jahren, als die Antoniterschule geschlossen in die Oberschule am Georgsplatz überführt wurde.

Vom Anbruch des Krieges an habe ich häufig die Schule wechseln oder gar das Lernen unterbrechen müssen. Das hat für mich nachteilige Folgen gehabt, und ich empfinde noch heute in manchen Fächern Lücken in meinem Wissen. Ich besuchte abwechselnd Schulen in Köln, Siegburg, Bonn, Bensberg und dem Schwarzwald, bis ich am 26. November 45, beim Wiederbeginn der Schulen, in die Kaiserin Augusta-Schule eintrat.

Auf Ferienreisen habe ich viel gelernt, was meine Schulbildung ergänzte. Meine Eltern nahmen mich mit in die Schweiz, nach Holland, in den Schwarzwald und an die See, sodass ich Gelegenheit hatte, anderes Land und andere Menschen kennenzulernen. Die Verschiedenheit der Natur in den einzelnen Gebieten lehrte mich, angeleitet durch meine Mutter, das Charakteristische einer Landschaft erkennen und daraus das Wesen der Menschen zu verstehen.

Als ich 7 Jahre alt war, begann ich Unterricht im Klavierspielen zu nehmen. Später brachte ich mir selbst das Musizieren mit Guitarre und Flöte bei. Bei Schulfeiern hatte ich oft Gelegenheit, durch kleinere Darbietungen einen Teil mit zum Gelingen beizutragen. Ich liebe besonders Mozart, der mir wegen der graziösen Anmut seiner Werke sehr gefällt, und Schubert, in dessen Liedern ich die Schwermut so liebe.

Seit vielen Jahren ist es mein sehnlichster Wunsch Pferdesport zu treiben, aber leider ist mit die Erfüllung dieser Sehnsucht im wesentlichen noch immer versagt geblieben. Zwar habe ich jede Gelegenheit zum Reiten ergriffenergriffen zum Reiten und habe auch schon viele schöne Stunden mit einem vierbeinigen Kameraden erlebt, aber ich bin noch immer weit davon entfernt, sagen zu können: ich kann reiten.

Wenn ich jetzt über meinen zukünftigen Lebensweg nachdenke, dann wird mir oft ganz bange. Ich habe schon seit Jahren die Absicht, Chemie zu studieren, weil ich glaube, dass ich auf diesem Gebiet etwas leisten kann, und weil es überdies meiner Neigung entspricht. Nach diesem verlorenen Krieg sind aber die Aussichten für das Studium und die praktische Berufsausübung sehr gering geworden. Trotzdem will ich die Hoffnung nicht aufgeben, und wenn ich auch nicht glaube, dass viel Hilfe von aussen kommt, so vertraue ich doch auf meine eigene Ausdauer und Liebe zur Sache.