KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

17.11.28. wurde ich in Siegburg als Tochter der Eheleute Anton S. und Maria, geb. B., geboren.

1935 - 1939 Besuch der Volksschule Köln-Ehrenfeld

1939 - 1940 Besuch des Lyzeums der Schwestern vom Armen Kinde Jesu.

Ostern 1940 Aufnahme in die Quinta der Oberschule für Mädchen Machabäerstrasse.

Ostern 1944 Abgang von dieser Schule, mit der Versetzung zur sechsten Klasse.

Sept. u. Okt. 1944 Gastschülerin der Kaiserin-Augusta-Schule.

Nov. 1945 Rückkehr zur Kaiserin-Augusta-Schule. Eingliederung in die sechste Klasse.

Ostern 1946 Mittlere Reife in der Lyzeumsklasse und Abgang von der Schule, um einen Beruf zu ergreifen.

Dez. 1946 Aufnahme in die sechste Klasse der Studienanstalt der Kaiserin-Augusta-Schule.

Ostern 1947 Versetzung in die Obersecunda.

Ostern 1948 Versetzung in die Unterprima.

Ostern 1949 Versetzung in die Oberprima.

Meine ersten Kindertage verbrachte ich auf dem Lande. Diese Zeit hat einen großen Einfluß auf mich ausgeübt, der mir erst heute so recht zum Bewußtsein kommt. Die Stadt ist mir fremd geblieben. Mein Streben geht dahin später einmal ausserhalb der Stadt zu leben.

Mit Beginn der Schulzeit hörte das Landleben auf. Die folgenden Jahre brachten keine besonderen Ereignisse. In der Schule fiel mir das Lernen sehr leicht. Zu Hause wachten die Eltern mit großer Liebe über meine Entwicklung.

Meine ersten Sorgen begannen mit dem Besuch der höheren Schule. Die große Zahl der Fächer war mir gänzlich fremd. Besonders vermißte ich die enge Verbindung mit den Lehrerinnen, die mir in der Volksschule eine Selbstverständlichkeit gewesen war. Ich bedauerte es auch sehr, dass die Spielzeit sehr gekürzt wurde. Nur langsam fand ich mich zurecht.

Als mein Vater zur Polizei einberufen wurde, spürte ich zum ersten Male so etwas wie Selbstbewußtsein. Meine Mutter brauchte meine Hilfe, da sie allein das Geschäft führen mußte. In dieser Zeit wurde ich sehr selbständig. Die Schule sah ich nun mit anderen Augen an. Ich erkannte, daß ich für mich und nicht für die Lehrer oder meine Eltern lernte. Meiner Mutter wäre es vielleicht lieber gewesen, ich hätte ihr in dieser Zeit mehr helfen können. Im Gedanken an sie und den Vater, der an der Front war, ging ich mit größerem Eifer als früher zur Schule.

Meine Mutter zog sich ein Nervenleiden zu. Wir mußten Köln verlassen. In Hennef, unserem Zufluchtsort, blieben wir jedoch auch nicht vor Fliegerangriffen verschont. Die Zerstörung war grauenhaft. Was ich damals erlebte, werde ich wohl nie vergessen.

Auf abenteuerliche Weise kamen wir wieder nach Köln. Es ist klar, dass ich nach diesen Kriegsereignissen und der Not der ersten Nachkriegsjahre, dem Schulleben ganz anders gegenüberstand. Es war mein Bemühen, schnellstens die Schulzeit zum Abschluß zu bringen, um dann einen Beruf ergreifen zu können.

In den letzten Jahren wurde mein Interesse sehr für die naturwissenschaftlichen Fächer geweckt. Überhaupt wich langsam mein Widerwillen gegen den Schulzwang. Das mag zum großen Teil an der Art der Behandlung gelegen haben; die Lehrer erkannten, daß wir durch die Kriegserlebnisse reifer als frühere Generationen geworden waren.

Nach einer Zeit tiefgehenden Hasses zwischen den Völkern war es besonders gut, daß wir im Unterricht der Fremdsprachen angeleitet wurden, unsere ehemaligen Feinde in ihrem Wesen und Werte verstehen und schätzen zu lernen. In Deutsch, Musik und Religion wurden wir angehalten, uns mit den tieferen Lebensfragen ernstlich auseinanderzusetzen. Das Wichtigste ist wohl, daß wir gelernt haben, uns nicht mit oberflächlichen Betrachtungen zu begnügen, sondern in das innere Wesen der gebotenen Lehrstoffe zu dringen.

Wenn ich die Reifeprüfung bestanden habe, werde ich zur Textilschule nach Krefeld gehen.