KAS (Köln)

Die Klasse 8a

[Von der Klasse 8a sind im Schularchiv weder die Beurteilungen noch die Lebensläufe überliefert. Auch die Aufstellung der eingereichten Aufsatzthemen konnte nicht aufgefunden werden. Die folgende Aufgabenstellung wurde den Aufsätzen direkt entnommen. Er wurde offenbar on sämtlichen Schülerinnen ausgewählt.]

 

1.) Entspricht die Haltung des Leutnants Siewers meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier? (Im Anschluß an Beumelburgs Novelle „Der Feigling“)


Abituraufsatz

Entspricht die Haltung des Leutnants Siewers meinen Vorstellungen vom deutschen Offizier?

{Im Anschluß an Beumelburgs Novelle „Der Feigling")

Es war in Frankreich im Jahre 1917. Leutnant Siewers kehrte von seinem Heimaturlaub zurück und sollte nun zum erstenmale als Führer vor seinem alten Zug stehen. Dieser Zug hatte viele Ausfälle gehabt. Es war Ersatz eingetroffen, den Siewers mit kritischen Augen betrachtete. Ein ganz Junger Bursche fesselte seinen Blick. Er war kaum älter als Erich Siewers. Der Kleine stand stramm und forsch da, als wollte er sagen: „Ich kann es, laß es mich nur ruhig versuchen."

In der Nacht lagen sie in Laon. Französische Flieger bombardierten die Stadt. Leutnant Siewers bekam Befehl, bei dem Ausgraben Verschütterter zu helfen. Der Kleine, er hieß Buschenhagen, mußte auch mit. Diese Nacht war für ihn ein schreckliches Erlebnis, und als er hörte, daß sie noch in der Nacht zum Chemin des Dames marschieren mußten Z._ weil der Franzose eingebrochen war, da brach er zusammen. Vor dem Abmarsch kam Buschenhagen zu Siewers und meldete sich krank; es sei eine alte Geschichte, und sie sei schlimmer geworden. Siewers verstand den Kleinen; er hatte das ja schon so oft miterlebt. Der Leutnant ließ Buschenhagen von zwei Soldaten in die Mitte nehmen. Der Kleine brach ganz zusammen, bettelte und flehte und rutschte auf den Knien umher. Da wurde Siewers hart und Stilbefahl den Marsch . Kurz Stilvor den Höhen von Chemin des Dames wurde die Marschstraße mit Granaten belegt. Gr.Siewers Zug hatte Ausfälle. Als der Zug auf den Höhen angelangt war, fragte Siewers nach Buschenhagen. Er war fort, er hatte die Gelegenheit bei dem Tumult erfaßt und war geflohen. Nach vier Tagen brachten zwei Soldaten Buschenhagen zurück. Er sah jämmerlich aus. In einem Felsloch hatte man ihn gefunden. Die Anzeige an das Kriegsgericht war schon erfolgt. Buschenhagen sollte bis zu seiner Verhaftung bei seinem Zug bleiben.

Siewers war sehr besorgt um den Kleinen, bot ihm Essen und Trinken an, doch Buschenhagen lehnte alles ab. Er hatte sich verändert, er war ein ganz anderer Mensch geworden. Siewers erzählte ihm ganz aus dieser Lage heraus, daß er auch selber einmal feige geworden sei, und daß er doch wieder zurück zu seinen Kameraden gefunden hätte. Nach diesem Bericht schickte Siewers Buschenhagen zu seinem Freund, Unteroffizier Schwarzkopf Z._ und ließ ihn rufen. Mit ihm Zeitwill er besprechen, was mit Buschenhagen geschehen soll. Schwarzkopf und Siewers waren beide der Ansicht, daß Buschenhagen eine Gelegenheit gegeben werden mußte, sein A.Fehlen gutzumachen.

Ein Tank lag im Niemandsland. Er sollte gesprengt werden. Der Leutnant Zeitläßt den Kleinen kommen und Zeitteilte ihm mit, daß er diesen Auftrag ausführen könne, doch bestünde für ihn kein Zwang dazu. Buschenhagen war paßt dieser Ausdruck hier?ganz begeistert davon und wollte es machen. Doch nun zog Siewers den Auftrag wieder zurück. Er hatte Angst um diesen Jungen und wollte es selber machen. Da bat und flehte Buschenhagen, ihm doch diese Gelegenheit zu geben, und Siewers mußte einwilligen.

Um drei Uhr morgens Wendung!zog der Kleine los . Der Leutnant und Schwarzkopf lehnten sich an die Grabenwand. Bald mußte der Kleine am Tank sein. Sobald dieser in die Luft flog, A.würden deutsche Minenwerfer die ersten französischen Gräben mit Feuer belegen. Siewers hatte es angeordnet. Da, Gewehrfeuer, Maschinengewehre ballerten los. „Er hat sich erwischen lassen", schrie Siewers. Eine Detonation zerriß den Tank in Stücke. Immer heftiger wurde das Feuer. „Das gibt einen französischen Angriff!" rief Schwarzkopf, „"Wir müssen Sperrfeuer anfordern!" „Nein, noch nicht", schrie Siewers zurück, „er kann noch durchkommen!" Da wollte Schwarzkopf die Leuchtkugelpistole holen, um Signale zu geben. Siewers brüllte ihn an: „Jetzt habe ich hier alleine zu befehlen. Es wird nicht geschossen!" Und wirklich, in langen Sprüngen keuchte Buschenhagen über das Feld. Die Uniform war zerrissen und verdreckt. Noch zehn Meter, noch fünf Meter bis zum Graben, da wendete sich der Kleine um und breitete beide Arme aus. „Herr Leutnant", rief er, „Herr Leutnant, nun ist alles gut!" Plötzlich hielt er in der Bewegung inne, machte eine halbe Drehung um sich selbst und warum?glitt Fl.rückwarts in die Arme des Gr.Leutnant Siewers.

Siewers ist schon als junger Mensch Führer von vielen, ?zum Teil jüngeren, zum Teil älteren Männern . Seine Stellung ist daher nicht einfach. Seine Haltung seinen Männern und sich selbst gegenüber ist vorbildlich. Viele seiner Kameraden kennt er seit langem, doch im Dienste sind es soll das herabsetzend klingen? und wie ist es außerdienstlich?nur seine Untergebenen, die seine Befehle auszuführen haben. Seine Haltung gegenüber seinen Soldaten, insbesondere Buschenhagen, ist so, wie ich sie mir von einem deutschen Offizier vorstelle. Siewers kennt seine Leute, er weiß, wo er sie einsetzen kann, und er ist traurig , wenn einer von ihnen ihn enttäuscht. Über Buschenhagens Verfehlung ist Siewers wiederholttraurig , und er versucht, ihm mit allen Mitteln zu helfen, ihm eine Gelegenheit zu geben, seine Ehre wiederherzustellen. Dabei muß der Leutnant sich über es ist nicht klar, was damit gesagt sein soll.etwas hinwegsetzen . Ist es ihm als Leutnant erlaubt, eigenmächtig einem Mann, der sich bald vor dem Kriegsgericht zu verantworten hat, einen Auftrag zu übergeben, von dem er vielleicht nicht zurückkehren wird? Darf und kann er die Verantwortung dafür übernehmen? Er hat den Kleinen gern und will ihm helfen. Er hat es ja selbst erlebt, wie es ist, als Feigling dazustehen; er hat es erlebt, daß ihm dann ein Kamerad zur Front zurückgeführt hat. Durch dieses eigene Erlebnis, das Siewers nie vergessen wird, und das ihn stärker und reifer machte, konnte er Buschenhagen verstehen. Er weiß auch, was er zu tun hat; er muß Buschenhagen zurückführen. Doch als er nun den Kleinen vor sich sieht, da will er nicht, er fürchtet sich davor, den Kleinen ins Feuer zu schicken. Siewers kämpft mit sich, seine Gedanken verwirren sich, bis er dann doch A.zugeben muß , Stildaß Buschenhagen geht . Dieses Sichhineinfühlen und Miterleben zeugt von zu übertriebengroßem Geist und von Gr.Siewers Vorstellung des Führertums. Als Offizier wäre er wohl in der Lage gewesen, irgend einem anderen diesen Auftrag zu übergeben.

Als auf deutscher Seite erkannt wird, daß ein französischer Angriff erfolgt, es ist nicht klar, was hiermit gesagt sein soll.muß sich der Leutnant entscheiden. In dieser Stunde will er vollkommen Mensch sein, der nur die Aufgabe hat, auf den anderen zu warten .

Das tragische Ende des Kleinen erschüttert Siewers innerlich sehr stark.

Siewers ist als Führer ein wahres Vorbild. Er birgt in sich alle Fähigkeiten, die ein Führer besitzen muß. Er ist Sie wollen wohl „Jugend" sagen.trotz seines Alters bei seinen Männern angesehen. Respekt verschafft er sich nicht durch halten Sie das für das rechte Mittel?Brüllen , sondern durch bestimmtes Befehlen. So finde ich, daß Siewers Haltung meinen Vorstellungen von einem deutschen Offizier vollkommen entspricht. Sein Wahlspruch könnte lauten:

„Leutnant sein, heißt Z._ seinen Leuten vorleben!"

Die Inhaltsangabe ist sehr breit angelegt. Das Bild des Offiziers könnte eingehender gezeichnet werden. Stilistisch nicht immer befriedigend.

ausreichend (4)

2.3.43