KAS (Köln)

Klasse OI R

Von dieser Klasse konnten bislang lediglich die Lebensläufe der Schülerinnen aufgefunden werden.


Lebenslauf

16. Juni 1949 geboren in Köln als einziges Kind der Eheleute Kaufmann Max O. und Thea, geborene S., Köln Triererstrasse 53

April 1935: Aufnahme in die katholische Volksschule Köln Stolzestrasse.

April 1939: Aufnahme in die Kaiserin-Augusta-Schule (Klasse 1 b.)

Oktober 1944: Unterbrechung des Unterrichts durch Zerstörung der Kaiserin-Augusta-Schule.

November 1945: Wiederbeginn des Unterrichts an der Kaiserin-Augusta-Schule.

Ostern 1946: Einweisung in die UIIR.

Ostern 1947: Versetzung in die OIIR.

Ostern 1948: Versetzung in die UIR.

Ostern 1949: Versetzung in die OIR.

Meine Grundschulausbildung bekam ich in der katholischen Volksschule Köln, Stolzestrasse. Dort vermittelten mir gute Lehrpersonen in vier Schuljahren eine gediegene Grundlage für die Aufnahme auf die Oberschule, die im jahre 1939 erfolgte. Bis Oktober 1944 konnte der Schulunterricht, unterbrochen durch kleine Störungen infolge des Luftkrieges, durchgeführt werden, um dann mit der Zerstörung des Schulgebäudes abgebrochen zu werden. Die stark zerstörte Stadt Köln fand für unsere Schule keine neue Unterkunft, was dies für mich bedeutete, erkannte ich erst, als fast zur gleichen Zeit auch mein Elternhaus total zerstört wurde. Damit verlor ich die beiden Stätten, die mir bis dahin meine Heimat bedeutet hatten. Meine Eltern waren gezwungen, in Waldorf bei Bonn einen neuen Wohnsitz zu suchen, wodurch ich zunächst in eine neue, mir ungewohnte Umgebung kam. Getrennt von den Lehrern und Mitschülerinnen, fand ich dann aber bald wieder in meiner alten Lehrerin, Frau Studienrätin Reuß, in Brühl, die Verbindung zur Schule. Bis zum Einmarsch der amerikanischen Truppen am 6. März 1945 nahm ich von Waldorf aus regelmässig Privatunterricht in Brühl. Dadurch wurde der Lehrstoff erweitert und vertieft, sodass ich mich Frau Studienrätin Reuß zu besonderem Dank verpflichtet weiss. Im März 1945 wurde ich in Waldorf, und später in Bonn, von der Militärregierung als Dolmetscherin verpflichtet. Damit fand ich eine willkommene Gelegenheit, meine englischen Sprachkenntnisse praktisch zu verwerten, sie zu vertiefen und zu erweitern. Ausserdem sehe ich auf diese Zeit mit besonderer Freude zurück, weil mir dadurch die Möglichkeit gegeben war, die Ansichten der amerikanischen Truppen kennenzulernen, wie sie uns in der nationalsozialistischen Zeit niemals klar geworden waren. Mit Wiederbeginn des Unterrichts im Jahre 1945 gab ich die Dolmetschertätigkeit auf und erhielt über meine Tätigkeit ein gutes Zeugnis. Von Waldorf fuhr ich dann zunächst täglich, bei primitivsten Verkehrsmöglichkeiten, zur Schule nach Köln-Ehrenfeld. Nebenbei griff ich aber auch tatkräftig beim Aufbau des zerstörten Elternhauses in Köln zu. Ich betätigte mich nicht nur in der Herbeischaffung des Materials, sondern fasste selbst überall dort an, wo gerade Arbeit zu finden war, auch solche, die in normalen Zeiten nicht gerade Sache der Frauen ist. Der Krieg hatte mit seinen harten Forderungen auch mich in eine gute Schule genommen, da ich mich oft genug bei schwierigen Löscharbeiten, bei Aufräumungsarbeiten und provisorischen Aufbauarbeiten betätigen musste. Ich habe nicht die Meinung, dass meine charakterliche Entwicklung durch die Störungen des Krieges und die dadurch bedingten ausserordentlichen Belastungen negativ beeinflusst worden ist. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass es für mich eine harte Schule war, die mir für mein ganzes Leben eine Haltung vermittelte, mit der ich in der Lage bin, auch in der Not das Gute zu sehen.

Meine Eltern gaben mir eine gesunde geistige und körperliche Erbanlage, dazu in kluger Verantwortung alle Möglichkeiten zu einer umfassenden Persönlichkeitsbildung. So durfte ich 8 Jahre lang Klavierunterricht nehmen, dazu Gesangunterricht, und mich an einem Lehrgang in Sprechtechnik beteiligen. Weiterhin wurde mir Gelegenheit gegeben, Schreibmaschine und Stenografie zu lernen. Durch grössere Reisen lernte ich die Heimat und das Ausland kennen. Mit meinem Vater unternahm ich eine grosse Deutschlandreise (Berlin - Leipzig - München - Nürnberg - Hamburg) und eine Reise nach Holland (Nymwegen). Ausserdem war es mir gestattet, einen eindrucksvollen Flug über meine Vaterstadt zu unternehmen. Nach Beendigung des Krieges machte ich eine Reise an die Nordsee. Mein besonderes Interesse gilt dem Sport, ich betreibe Leichtathletik, Reiten, Schwimmen, Skilaufen und Autosport. Mit offenem Auge und Herzen gehe ich durch mein Leben mit all seinen Schönheiten, die es uns in Literatur, Musik, Malerei und Plastik bietet. Das, was uns der Krieg an einstmals herrlichen Bauwerken und Kunstschätzen in unserer Vaterstadt hinterlassen hat, nehme ich in mich auf als eine Bereicherung des Geistes. Bühne und Film sind mir Stätten der Weiterbildung und Bereicherung. In meinen Mussestunden beschäftige ich mich gerne mit Werken der schönen Literatur. Mit Interesse verfolge ich die Ereignisse des Tages mit dem Blick aus meiner kleinen Welt in das Geschehen der grossen. Die Geheimnisse der schöpferischen Natur sind mir der Forschung wert. So galt auch mein Interesse in der Schule besonders dem Biologieunterricht. Hier stand für mich die Lehre vom Menschen im Vordergrund. Grosse Freude machte mir auch die Beschäftigung mit der englischen Sprache und Literatur, hierbei besonders mit Shakespeare. Aber auch der Unterricht im Deutschen gab mir die Anregung, mich mit der deutschen Literatur näher zu befassen. Ich glaube, dass ich meine geistige Förderung in erster Linie der verständnisvollen Führung meiner Lehrer zu verdanken habe. So fühle ich mich allen meinen Lehrern zu Dank verpflichtet für das grosse Wohlwollen und Verständnis, die mir in der Schule entgegengebracht wurden.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich, mich dem Studium der Rechtswissenschaften zu widmen. Die für das Universitätsstudium herrschenden Schwierigkeiten gedenke ich damit zu überbrücken, dass ich mich vorläufig dem Textilfach zuwende.