DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Oberprima 1951

Klassencharakteristik

Die Oberprima 1950/51 zählt 24 Schüler. Alle haben die Oberstufe erfolgreich durchlaufen. Seit dem Eintritt in die Oberstufe sind 2 Schüler mit unzureichenden Leistungen aus der Klasse ausgeschieden. Das Durchschnittsalter der Klasse beträgt 20,6 Jahre. Der älteste Schüler ist 22, der jüngste 19 Jahre. Der nicht unerhebliche Altersunterschied erklärt sich aus den Schulverhältnissen der Kriegs- und Nachkriegszeit. Mehr als die Hälfte der Klasse entstammt Beamten- und Handwerkerfamilien, 9 Schüler gehören Familien des gehobenen Mittelstandes an, darunter 7 Akademikersöhne, 2 sind Söhne von Arbeitern.

Die 24 Primaner sind zu einer Klassengemeinschaft zusammengewachsen, deren Glieder sich durch vorbildliche Haltung innerhalb und ausserhalb der Schule auszeichnen.

Die Arbeit in dieser Klasse war den Lehrern eine lohnende Aufgabe. Die überdurchschnittliche Begabung einzelner Schüler, die gute Begabung einer grösseren Zahl, der sittliche Ernst des Strebens bei allen bildete eine günstige Voraussetzung für fruchtbare geistige Arbeit. Der gute Leistungsstand lässt erkennen, dass Interessen und Neigungen auf alle Gebiete der Schulwissenschaften gleichmässig gerichtet waren. Das entschiedene Streben, die gewonnenen Kenntnisse und Einsichten philosophisch zu vertiefen, kennzeichnet diese Klasse.

Man darf daher annehmen, dass die Berufswahl der Schüler, von denen 20 ein Hochschulstudium anstreben, der ausgesprochen theoretischen Begabung der meisten entspricht.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1951

1.) Auswandern oder in der Heimat aufbauen?

2.) Wie ist die Ansicht eines zeitgenössischen Naturwissenschaftlers zu beurteilen, daß Rundfunk und Presse eine größere Gefahr für die Menschheit bedeuten als die Atombombe?

3.) Paul Ernsts Novelle „Am Weiher“ ist nach Gehalt und Form zu würdigen.


Bewertung

K., Ludwig

K. ist einer der begabtesten und geistig regsten Schüler der Klasse. Sein Bildungsinteresse ist auf alle wissenschaftlichen Disziplinen gerichtet. Auch ausserhalb des Unterrichts sucht er seine Bildung durch Besuch von Vorträgen, künstlerischen und sonstigen kulturellen Veranstaltungen zu erweitern und zu vertiefen. Seine Leistungen waren immer in allen Fächern gut. Sein Ehrgeiz lässt ihn zuweilen unausgeglichen erscheinen. Er neigt dazu, seine Arbeitskraft zu überschätzen. Er hilft im Geschäft des Vaters mit und trägt durch Erteilen von Privatstunden zum Unterhalt der Familie bei.

Bei seinen Mitschülern, auf die er auch ausserhalb der Schule einen günstigen Einfluss ausübt, ist er wohlgelitten.

Er will Philologie studieren.

Lebenslauf

Hiermit bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1951.

Auf Ostersonntag, den 5. April des Jahres 1931, wurde ich als Sohn des Schreinergesellen Klaus K. und seiner Ehefrau Elisabeth geb. P. zu Köln geboren und nach zwei Wochen auf den Schutz des heiligen Ludwig getauft. Unter der Obhut meiner Eltern wuchs ich in ruhiger Kindheit, die nur von einer heftigen Diphtherie und den üblichen Kinderkrankheiten getrübt wurde.

Am 13. April 1937 trat ich in die Volksschule in der Mainzerstraße ein. Der Beginn des dritten Schuljahres sollte für mein Leben bereits entscheidend werden: Meine damalige Lehrerin, Fräulein Meng, eine gefürchtete, aber gerechte Frau, riet meinen Eltern, mich eine höhere Schule besuchen zu lassen. Dieser Rat wurde meinem Vater zum Entschluß.

Inzwischen war am 3. September 1939 der Krieg ausgebrochen, und mein Vater wurde im März des Jahres 1940 eingezogen. Damit begann für mich eine Zeit des ständigen Schulwechsels, eine Zeit, die mich mit neun Jahren auch von meiner Mutter trennte und durch Schlesien, später noch weiter nach Osten führte. Nach einem kurzen Aufenthalt im thüringischen Mühlhausen und anschließend in Berlin kam ich in ein Lager der Kinderlandverschickung nach Sagan, von dort nach Neukammer in Schlesien, nach Altwasser bei Glogau und schließlich nach Kirschberg ins Riesengebirge. Dort verlebte ich in den Bergen wohl die schönste Zeit meiner Kinderlandverschickung, und noch heute wandere ich in Gedanken gern über die umwölkten Kämme an den Schneegruben vorbei zur Schneekoppe, deren kahle, felsige Kuppe hoch über den Wald und die Zwergkiefern emporragt.

Die schulische Ausbildung jener Zeit war lückenhaft und erschwerte es mir hernach in Köln, wo ich am 15. Oktober 1941 ins Friedrich-Wilhelm-Gymnasium eintrat, den Anschluß zu gewinnen. Das Jahr 1942 war für mich vor allem durch den Empfang der ersten heiligen Kommunion und der heiligen Firmung bestimmt. Es war nochmal ein Jahr in der Heimat, bevor ich, da meine Mutter berufstätig wurde, abermals das Elternhaus verlassen mußte und am 1. September 1942 in die Deutsche Heimschule in Kooten[=?] an der Obra eintrat. In dieser Schule stand die „körperliche Ertüchtigung" im Vordergrund, die eigentliche Aufgabe der Schule trat zurück. Man versuchte, die damals erst zwölf- und dreizehnjährigen Schüler unterschriftlich für die Militär- bzw. SS-Laufbahn zu verpflichten. Dieser Schulgeist, zu dem noch eine gewisse Verachtung für die „weichen" Menschen aus dem Westen und für die Katholiken kam, trieb mich, am 4. Oktober 1943 die Schule auf eigenen Entschluß zu verlassen und meine Mutter, die damals in Posen arbeitete, aufzusuchen. Rückblickend muß ich aber hinzufügen, daß trotz allem diese Schule auch einen guten Einfluß auf mein Leben hatte, da sie mich früh lehrte, auf eigenen Füßen zu stehn.

Nachdem ich das Posener Gymnasium bis Anfang des Jahres 1944 besucht hatte, reiste meine Mutter mit mir nach Köln zurück, wo ich die Quarta des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums besuchte. In dieser Zeit trat das damalige D.J. (Deutsches Jungvolk, nationalsozialistische Jugendorganisation für Jungen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren) näher an mich heran und veranlaßte mich, da im Herbst die Schule geschlossen wurde, zu Hilfseinsätzen nach Fliegerangriffen. Damals machte der Heroismus der nationalsozialistischen Weltanschauung trotz aller Vorstellungen der Mutter einen tiefen Eindruck auf mich.

Nach der Geburt meiner Schwester Ulrike im Juli 1944 verließ die Mutter mit uns Kindern Köln im August dieses Jahres. Wir kamen nach Thüringen und schließlich nach Halle an der Saale. Nachdem ich dort noch kurze Zeit die Latina der Frankeschen Stiftung besucht hatte, wurden wir „in Marsch gesetzt" und gelangten nach dreitägigem Transport nach Nienburg an der Weser. Hier erlebten wir das Kriegsende mit allen Schrecknissen der Plünderung, wie sie überall dort herrschten, wo freigewordene Ostarbeiter sich zu rächen suchten.

Jene Ereignisse nahmen mir, als ich den Nationalsozialismus zusammenbrechen und sich enthüllen sah, die Hoffnung auf einen wirklichen Aufbau, zumal ich im Trubel des Geschehens nur noch Sinnlosigkeit zu erblicken vermochte und die Festigkeit des religiösen Haltes verloren hatte. Glücklicherweise kam mein Vater schon wenige Tage nach Kriegsende, am 25. Mai 1945, nach Hause. Dieser verstand es, mich bald wenigstens aus meinem stumpfen Nichtstun zu befreien. Da nach dem Morgenthau-Plan Deutschland in einen Agrarstaat umgewandelt werden sollte, begann ich zunächst eine landwirtschaftliche Lehre, um so für die Zukunft gerüstet zu sein.

Wenn ich auch diese Lehre im Herbst des Jahres 1945 abbrach und mit meinem Vater nach Köln zurückfuhr, hat mir der Umgang mit Ochsen und Pferden eine Arbeit und damit eine Aufgabe gegeben, aber auch Muße, zu mir selber zurückzufinden. Ich lernte verstehen, was der Spruch aus Vergils Georgica besagt:

„Labor omnia vincit improbus".

Daneben aber steht jener andere Vers aus der Bucolica:

„O Meliboee, deus nobis haec otia fecit".

Nachdem ich in Köln noch einige Zeit beim Aufbau unserer Wohnung und bei der Schutträumung in der Stadt gearbeitet hatte, wurde ich endlich am 26. November 1945 in die Untertertia, kurz darauf in die Obertertia des Dreikönigsgymnasiums eingestuft. Damit begann ein neuer Abschnitt meines Lebens. An die Stelle der bis dahin nur lückenhaften Schulbildung trat eine gründliche. Darüber hinaus begegnete mir hier auch ein Geist, der bewußt die Antwort auf die sokratische Urfrage: „[........]" mit dem Leben aus Christus gibt. Ich sage dies nicht, um die Schule zu loben, vielmehr um ihr schon jetzt zu danken, weil sie mir die seelische Verfassung meines vorherigen Lebensabschnittes endgültig überwinden half. Aus demselben Grunde gedenke ich an dieser Stelle meiner Pfarre St. Maternus, die mir ebenfalls eine geistige Heimat wurde und mich mit der Pfarrjugend herausführte zu vielen herrlichen Fahrten, um mir die Schönheit der Welt in Natur und Kultur zu zeigen.

Auf der Schule zogen mich besonders stark die Philosophie mit ihrer noch größeren Schwester, der Theologie, und die Kunst in ihren Bann. So verschieden diese drei sind, bilden sie doch auch eine Einheit. Denn sie haben letztlich dasselbe Ziel, nämlich die Wahrheit. Ihre Wege aber sind verschieden. Gerade deswegen, scheint mir, muß man diese drei Wege zugleich gehen, um so die unendliche Fülle der Wahrheit recht tief zu erfassen. Man muß die Wahrheit in Begriffen erkennen, muß sie in den Werken der Kunst anschauen und muß letztlich im Gebet um sie ringen.

Auf diesen Wegen ist die Schule nur Anreger und Wegweiser. Man muß sich mit ihnen auch im privaten Studium befassen. Drei Bücher waren es vor allem, die meine Entwicklung in dieser Richtung beeinflußten: zunächst die „Bunten Steine" von Adalbert Stifter mit ihrem Vorwort über das wahrhaft Große, sodann „Über das christliche Menschenbild" von Josef Pieper und schließlich das Buch von Theodor Haecker „Metaphysik des Fühlens", in dem der Philosoph auch das Fühlen „in genau derselben emphatischen Weise zum Geiste" rechnet „wie das Denken und das Wollen,... und zwar nicht nur zum menschlichen Geiste, sondern zum göttlichen, und zwar wie beim Denken und Wollen, analogisch." Damit ist nicht gesagt, daß dem Fühlen, losgelöst von Denken und Wollen, eine intuitive, d.h. unmittelbar erkennende Kraft zukommt - das hat Papst Pius XII. in seiner Enzyklika „Humani generis" verworfen -, wohl aber, daß bei einem Erkenntnisakt, der an die Grenze menschlicher Erkenntnisfähigkeit rührt, die volle Mithilfe des Fühlens unabdinglich ist und daß somit das rechtgebildete Fühlen zur rechten Verfassung des Geistes gehört. Dasselbe meint wohl auch unser Heiliger Vater, wenn er in der genannten Enzyklika schreibt:

„Imno Doctor Commununis cenet intellectum altiora bona ad ordinem moralem sive naturalem sive supernaturalem pertinentia, aliquo modo percipere posse, quatenus experiatur in animo affectivam quamdam 'connaturalitatem' cum eisdem bonis sive naturalem, sive dono gratiae additam."[=??] (Pius P.P. XII: Humani generis, die XII mensis Augusti, anno MDCCCCL, §§ 33)

Diese „affectiva connaturalitas" meint auch Goethe in seinem

„Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt' es nie erblicken."

Theodor Haecker bezieht seine These aber nicht nur auf den menschlichen, sondern in der gleichen Weise auf den göttlichen Geist. Man erhebt hiergegen den Vorwurf, diese These lasse sich nicht mit dem Begriff der Dreifaltigkeit vereinbaren, da die Zeugung des göttlichen Sohnes dem göttlichen Denken, das Ausgehen des Heiligen Geistes aus Vater und Sohn dem göttlichen Wollen zugeordnet sei. Wenn man so will, könnte man entsprechend fortfahren, daß dann die Menschwerdung des Sohnes dem göttlichen Fühlen, nämlich der göttlichen Liebe zugeordnet sei. Mir scheint aber darüber hinaus die Grundkonzeption, den einzelnen Vermögen des göttlichen Geistes bestimmte Wirklichkeiten zuzuordnen, nicht mit der Vollkommenheit Gottes vereinbar zu sein. Denn in Gott müssen die Vermögen in eins zusammenfallen; nur der erkennende Mensch kann sie zwar theoretisch einzeln betrachten, um sie letztlich aber wieder als eine Ganzheit und Einheit zu sehen.

Um diese Frage nach den Kräften des Geistes, vor allem um das Verhältnis des Fühlens zu Wollen und Denken, bemühe ich mich, seit die Schule mir hierzu das erste Rüstzeug gegeben hat. Diese Frage wird wohl auch weiterhin im Mittelpunkt meines philosophischen und theologischen Suchens stehn und in meinem Bemühen, unsere großen Künstler zu verstehen. Es ist eine Frage, die mich wegen der möglichen Konsequenzen, vor allem für die Theodizee, bisweilen mit einer Furcht erfüllt, so daß ich die Frage vergessen möchte, die mich dann doch von neuem in ihren Bann zieht. Vielleicht auch, so scheint es mir bisweilen, kann erst die Reife des Alters auf diese Frage eine Antwort geben, vielleicht auch ist alles vorzeitiges Bemühen ein jugendlicher Frevel. - -

Zu dem Erlebnis jener drei Bücher kam im Herbst 1949, als ich nach einer schweren Krankheit besonders empfänglich war, das Erlebnis der Stadt Trier. Sie war einst in römischer Zeit in der mörderischen List ihrer Porta Nigra und in der grausamen Technik des Amphitheaters groß, wie eben die Welt groß ist, nämlich in der Sünde. Daneben aber steht das heilige Trier mit seinem erhabenen Dom, der geisterfüllten Liebfrauenkirche und der verschwenderischen Fülle der Paulinuskirche mit ihrer Sinnenfreude und religiösen Inbrunst, die den Menschen zu Gott emporhebt und spricht: „Alles ist Dein, o Gott!" - Aus diesen Erlebnissen erwuchs mein Vorsatz, mich in meinem Leben vordringlich um Philosophie und Kunst zu bemühen. Wenn die wirtschaftliche Lage des Schreinereibetriebes, den mein Vater 1949 eröffnete, es zuläßt, hoffe ich nach bestandener Reifeprüfung Kunstgeschichte, Philosophie und, weil die Antike als Quelle mithinzugehört, auch die alten Sprachen zu studieren. Ein solches Fachstudium setzt, wenn es aus katholischem, d.h. allumfassendem humanistischem Geist kommt, eine große Offenheit gegenüber allen Gebieten des menschlichen Geistes voraus, sowohl gegenüber den andern Geisteswissenschaften, als auch gegenüber den Naturwissenschaften, die uns die Ordnungsgesetze des Kosmos sichtbar machen. Nach dem Studium hoffe ich dann, an die Schule gehen zu dürfen und der Schule, die mir die Augen für die Welt des Geistes öffnete, am besten dadurch danken zu können, daß ich später ebendiese geistige Welt als Lehrer der Jugend in ihrem Streben nach Wahrheit sichtbar mache.

Abituraufsatz

Wie ist die Ansicht eines zeitgenössischen Naturwissenschaftlers zu beurteilen, daß Rundfunk und Presse eine größere Gefahr für die Menschheit bedeuten als die Atombombe?

Die Entscheidung über Krieg und Frieden ist seit dem Ende des zweiten Weltkrieges noch ernster und verantwortungsschwerer geworden, als sie es ohnehin ist. Wenn die Verantwortlichen sich nicht scheuen, in einem künftigen Krieg die Atombombe einzusetzen, wird das Morden des vergangenen WKrieges im Verhältnis zu jenem_ gering erscheinen. Dieser Gefährdung des physischen Lebens durch die Atombombe ist man sich in den Parlamenten wie auf der Straße wohl bewußt. Sie ist aber nicht die Unklareigentliche .

Die Atombombe bedeutet Macht. Sie kann dem Guten wie dem Bösen dienen; sie kann ein Zeichen zur Warnung, zur Umkehr A (sinngemäßer): werdensein ; in ihr liegt aber auch eine Versuchung, A (zu gedrängt): deren Anziehungskraft wächst mit dem Maß an Macht, das sie verheißt.welche ihre Größe von der Größe der Macht bekommt . Die Technik hat die Macht des Menschen gesteigert; sie Gedk. (Bezug unklar)vermochte aber nicht, in der gleichen Weise sein Gewissen zu schärfen. Daher ist es gekommen, daß der moderne Mensch nicht reif für seine Versuchung ist. Aus dieser Unreife gegenüber seiner Macht erwächst die Gefahr.

Diese ist zutiefst eine Gefahr für die Seelen. Sie A: beschränkt sichbezieht sich nicht nur auf die RWenigen , A Gedk. (gemeint ist: welche die Verantwortung für die A. tragen.die sich an der Verantwortung, die Atombombe einsetzen zu können, bewähren müssen . Die Gefahr ist allgemeiner. Denn der R. A (genauer): das bloße VorhandenseinExistens der Atombombe A: ruft hervorentspricht eine Daseinsangst. Diese könnte an sich_ zur Besinnung auf die eigentliche Begr. (gemeint ist): BestimmungAufgabe des Menschen führen; stattdessen Wführt sie zur Begr.: PreisgabeAufgabe der Menschenwürde. Denn in weiten Kreisen antwortet der Angst das Bestreben, vom Leben mitzunehmen, was möglich ist. A (blaß): Die philosoph. Begründung...; Gedk. (zu billige Kritik).Charakteristisch für diese geistige Haltung ist der Existentialismus. Ein ursprünglich philosophisches Bemühen scheint in Paris in übelbeleumdeten Nachtlokalen zu enden .

Es wäre töricht, derartige Erscheinungen allein auf die Erfindung der Atombombe zurückführen zu wollen. Sie ist nur eine von ungezählten Ursachen, die zusammenwirken und den Menschen in Gefahr bringen, gedankl. Wiederholung.aus Daseinsangst seine Menschenwürde aufzugeben .

Die genannte Gefahr ist möglich geworden, weil der Mensch schon geraume Zeit das Gefühl und das Bewußtsein seiner Würde, seines überzeitlichen Lebens Z: ,_ verloren hatte. Gedk. (aber auch selbst schon Folge dieses Vorgangs).Mitursächlich an diesem Verlust Gr (Plur).scheint mir Rundfunk und Presse zu sein. A Gedk. 2 Gedanken fließen ineinander: der natürl. Lebensraum d. Menschen sei a) unpersönlich, b) zum Weltraum ausgeweitet worden, u. daher beziehungslos.Denn diese haben dem Menschen seinen persönlichen Lebensraum genommen, haben ihn in die Größe der Welt gestellt . Was heute in Korea geschieht, wird fast im gleichen Augenblick in das Heim jedes Menschen getragen. So hat der moderne Mensch seinen festen Begr.: StandortStandpunkt in der Welt_ verloren, er steht ungesichert im Weltraum.

Nicht nur seinen s.o.Standpunkt , sondern auch sich selber hat der Mensch verloren. In Rundfunk und Presse denkt „man" für jeden einzelnen. „Man" versucht, das Denken und Erleben des Einzelnen zu lenken. A (logisch unscharf)Dabei ist es bezeichnend , daß in Rundfunk und Presse nicht ein bestimmter Mensch denkt, will und fühlt, sondern schon etwas Runpersönliches .

Dieses Unpersönliche ist für die „Masse" bezeichnend. Es soll hier dieser Begriff nicht von Rvorne herein abwertend gebraucht sein; vielmehr ist, wie RProff. Romano Guardini definiert, unter „Masse" die Gesellschaftsform, die zwar_ auf die Persönlichkeit, nicht aber auf die Person verzichtet, St.verstanden . Denn seinen Thema! (Diese Gedanken bleiben im folgenden unausgewertet).persönlichen Charakter, d.h. seine Verantwortung vor Gott, kann der Mensch, selbst wenn er will, nicht aufgeben ; seine A (gebräuchlicher): PersonseinPersonheit ist seinem Wollen entzogen. Wohl aber kann der Mensch auch diese s.o.Personheit aus dem Gefühl und aus dem Bewußtsein verlieren. Diese Gefahr A (gewählt): ist eine Gefahr, die mit der M. gegeben ist;eignet der Masse ; sie ergibt sich aus dem Verlust des festen s.o.Standpunktes und des RSelbstbewußtsein .

Wenn Rundfunk und Presse an diesem Verlust W u. A; wofür?mitursächlich geworden sind, war das möglich, Gedk. (flach).weil sie der menschlichen Bequemlichkeit entgegenkamen . Diese brachte den Menschen in Gefahr, gedankl. Wiederholungaus Bequemlichkeit seine Menschenwürde aufzugeben .

Beide Gefahren, aus Daseinsangst und aus Bequemlichkeit die Menschenwürde zu A (ungenau): hinzugebenverlieren , stehen in einem Begr. (Wechselwirkung)kausalen Zusammenhang. Denn einen Menschen, der sich seines s.o.Standpunktes und seines Selbst bewußt ist Sinn?und beides erlebt, vermag eine Bedrohung seiner physischen R ZExistens, , nicht seelisch in Gefahr zu bringen. Rundfunk und Presse zeigen sich als Wegbereiter der Gefahren, welche die RExistens der Atombombe geschaffen hat.

Wenn wir über die Gefahren sprechen, die RRundfuck , Presse und Atombombe Gr: für dieder Menschheit bedeuten, muß gerechterweise auch auf die positiven Möglichkeiten, die sich aus A (einfach): aus ihnenbeiden ergeben, hingewiesen sein. So kann eine Selbstbesinnung auf die Gr.eigentliche Kräfte des Menschen und auf seine Verantwortung vor Gott von Rundfunk und Presse gefördert werden. Wenn es überhaupt gelingen wird, Herr über die Atombombe un ihre Gefahren, oder allgemeiner Z_ Herr über A (zu allgemein)die Macht zu werden, müssen Rundfunk und Presse hierzu entscheidend beitragen. Dies setzt voraus, daß eine Besinnung Gedk. (eher auf die Bestimmung des Menschen)bei Rundfunk und Presse anzusetzen hat; denn die Gefahren, Rwelch Rundfunk und Presse der Menschheit bringen, sind, wie wir gesehen haben, tieferliegend und allgemeiner. Eine Gesundung muß fällt (Füllwort)ja an der Wurzel ansetzen.

Ich habe versucht, in diesem Aufsatz zu zeigen, wie Rundfunk und Presse der Menschheit allgemeinere Gefahren gebracht haben als die Atombombe. Sie sind nur nicht so offensichtlich, und das erhöht Wdie Gefahr . An den Gefahren muß sich der A (ungenau) d. Mensch unserer Zeitmoderne Mensch bewähren, er_ wird in den Versuchungen fallen oder Wwird unter Aufbietung aller Kräfte, vor allem der religiösen, bestehen. Denn im letzten ist jede Versuchung ein Anruf Gottes.

Planskizze.

1.) Die Atombombe stellt den Menschen neben der physischen Bedrohung in die Versuchung, seine Menschenwürde aus Daseinsangst aufzugeben.

2.) Rundfunk und Presse bringen den Menschen in Gefahr, seine Menschenwürde aus Bequemlichkeit aufzugeben. Sie machen den Menschen geistig Runselbstständig ; sie nehmen ihm seinen sicheren_ Begr.: StandortStandpunkt und Rseine Selbst.

3.) Letzteres ist die Voraussetzung, Gr.: dafür, daß sich ... auswirkenwelche die Gefährdung durch die Atombombe sich auf die Seele auswirken läßt .

4.) Wegen dieses RKausalszusammenhangs muß eine Gesundung bei Rundfunk und Presse ansetzen.

5.) Da die Gefahren R; A (sprachl. ganz mißglückt)aus Rundfunk und Presse tieferliegend und allgemeiner liegen als die Gefahren aus der Existens der Atombombe , stimme ich der Ansicht des zeitgenössischen GrNaturwissenschafters zu.

Der Verfasser fühlt, daß er von den Vorgängen unserer Zeit persönlich mit betroffen ist u. bemüht sich, allen in ihnen liegenden Problemen gerecht zu werden. So beantwortet er die gestellte Frage nicht einseitig positiv oder negativ; denn er sieht, daß auch die Atombombe nicht nur eine äußerliche Bedrohung des Leibes, sondern gleichzeitig eine der Seele darstellt, insofern sie nämlich die ohnehin schon bestehende Daseinsangst bei vielen in ein resigniertes Genießen des Augenblicks steigert. Er erkennt ferner die wechselseitige Bezogenheit der Gefahren, die von Funk u. Atombombe herrühren. Er ist der Ansicht, daß wir die Versuchung, in die uns d. Machtsteigerung durch d. Technik hineingestellt hat, nur vom Religiösen her u. mit verschärftem Gewissen bestehen können.

Die Arbeit zeugt von Eigenständigkeit, Ehrlichkeit u. Fähigkeit, wesentl. zu denken. Jedoch ist es dem Verf. in der 2. Hälfte nicht geglückt, der Tiefe seiner Gedanken Herr zu werden.

Trotz dieser Mängel kann die Arbeit wegen der Beweglichk. u. Reife des Denkens

Gut

genannt werden.

Kl. Lstg.: gut.

Köln, den 6. Febr. 1951