DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1941

1.) Bildung verpflichtet und Bildung macht frei.

2.) Durch welche Mittel lassen sich die sozialen Unterschiede und Gegensätze in der Volksgemeinschaft mildern?

3.) Organisation und Betrieb eines heutigen Zeitungsverlages (dargestellt auf Grund einer Besichtigung des Westdeutschen Beobachters).


Beurteilung

Schüler P., Karl Alexander.

P. besucht das Dreikönigsgymnasium seit 1937, nachdem er die ersten Schuljahre in Rostock verbracht hatte. Der Wechsel bereitete ihm in den ersten zwei Jahren große Schwierigkeiten. P. ist in seinem ganzen Wesen ein echter Norddeutscher und hatte daher große Mühe, sich an die lebendigere und leichtere Art seiner neuen Kameraden wenigstens äußerlich einigermaßen anzupassen. In seinem Wissen hatte er einen beträchtlichen Vorsprung seiner Klassengenossen einzuholen. Es gelang ihm jedoch bald, den Anschluß zu finden und überall wenigstens ausreichende, in den Fremdsprachen sowie in den Naturwissenschaften und in der Mathematik sogar befriedigende Leistungen zu erreichen. Diesen Erfolg verdankt er seinem ernsten Streben und der strengen Gewissenhaftigkeit, mit der er seine mittelmäßige Begabung ausnutzte.

Bei seinen Kameraden ist er wegen seiner lauteren und freundlichen Art beliebt, bei seinen Lehrern erfreut er sich ungeteilter Sympathie wegen seines bescheidenen und höflichen Auftretens. Seine verhältnismäßig schwache Konstitution befähigte ihn nicht zu besonderen turnerischen und sportlichen Leistungen, abgesehen vom Schwimmen, wo er sich das Fahrtenschwimmerzeugnis erwarb.

Seit 1936 gehört P. der H.J. an.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung Ostern 1941.

Geboren wurde ich, Karl-Alexander Reinhard P., am 20. September 1923 in Schwerin als Sohn des Regierungsbaurats, jetzigen Oberreichsbahnrats, Alexander P. und seiner Ehefrau Lina P. geb. W.. Im Jahre 1926 wurde mein Vater nach Rostock versetzt, wo ich auch den größten und bisher schönsten Teil meiner Jugendzeit verlebte. -

Im Jahre 1930 kam ich dort in eine Privatvorschule. Nachdem ich diese drei Jahre besucht hatte, wurde ich 1933 nach einer gut bestandenen Aufnahmeprüfung in die Sexta des humanistischen Gymnasiums aufgenommen. Mit gutem Erfolg machte ich auf dieser Schule alle Klassen bis zum Jahre 1937, in dem ich die Obertertia besuchte, durch. Im Herbst desselben Jahres wurde mein Vater an die Reichsbahndirektion in Köln versetzt. So kam ich in das Staatliche Dreikönigsgymnasium. Zu Anfang fiel es mir sehr schwer, mich in Köln und der Schule selbst einzuleben. Hier trat mir nämlich ein ganz anders gearteter Menschenschlag als der des Mecklenburgers entgegen. Außerdem mußte ich im ersten Jahre in der Schule größere Schwierigkeiten überwinden, da die Schüler hier infolge der anderen Veranlagung erheblich weiter vorgeschritten waren als in Mecklenburg. Aber das alles meisterte ich, wenn es auch nicht leicht war, nach und nach. Trotzdem hänge ich aber noch sehr an Mecklenburg, das für mich meine Heimat ist. Dort trat ich auch im Jahre 1936 in die H.J. ein. - Den ersten Abschnitt meines Lebens bildete dann meine Konfirmation am 26. März 1939. Nachdem ich nun hier in Köln die 6. und 7. Klasse erfolgreich besucht habe, bin ich jetzt in der 8. Klasse. In meiner Freizeit lese ich viel und gern und treibe Sport. Als Wahlfach nehme ich Erdkunde. Nach dem Abitur will ich zuerst meine Arbeits- und Heeresdienstpflicht ableisten. Danach beabsichtige ich Jura zu studieren, da mir dieser wissenschaftliche Zweig auf Grund der juristischen Tätigkeit meines Großvaters besonders zusagt.

Ich bitte um einen Vermerk über mein religiöses Bekenntnis auf meinem Zeugnis.

Abituraufsatz

Deutsche Prüfungsarbeit.

Durch welche Mittel lassen sich die sozialen Unterschiede und Gegensätze in der Volksgemeinschaft mildern?

Gliederung.

1) Klarstellung der Begriffe

a) Unterschied,

b) Gegensatz.

2) Milderung der sozialen Unterschiede.

a) Durch Maßnahmen, die die niederen Schichten gleichberechtigt neben die führenden Schichten des Volkes stellen.

b) Durch materielle Maßnahmen.

3) Milderung der sozialen Gegensätze.

a) Durch Klarlegung der Stellung des Arbeiters und des Gebildeten im Volke.

Zur Beantwortung dieser Frage muß man sich zuerst einmal über die Begriffe Unterschied und Gegensatz klar werden. Unterschied ist der Begriff, den man braucht, wenn beide Begriffsbestimmungen sind unklar und ungenau.es sich z.B. um das Verhältnis zwischen klein und groß handelt. Das Wort Gegensatz drückt eine schon teilweise feindliche Stellung eines Menschen zum anderen aus .

Soziale Unterschiede und Gegensätze, man kann wohl auch sagen Klassenunterschiede und Z._Gegensätze , bestanden schon immer und werden auch immer bestehen bleiben. Jedoch ist man heute im dritten Reich bestrebt, diese sozialen Unterschiede und Gegensätze auf ein Mindestmaß zu beschränken. Man versucht Flickwortnun die sozialen Unterschiede dadurch zu mildern, daß man den A. besser: unterenniedrigen Schichten des Volkes das zugänglich macht, was sonst nur den höheren Schichten, die es sich eben leisten konnten, zugänglich war. So ist es ihnen möglich gemacht Z._ Reisen mit Kraft durch Freude zu unternehmen, Dichterlesungen und Konzerte zu besuchen. Dadurch lernen sie die Schönheiten ihres Vaterlandes kennen und werden den unübertrefflichen Werken großer deutscher Dichter und Musiker näher gebracht. Ein Beweis dafür sind die Bayreuther Festspiele des letzten Jahres, die der Führer für die Arbeiter bestimmt hatte. Die Lehrgänge der Deutschen Arbeitsfront tragen auch zur Allgemeinbildung des Arbeiters bei. Durch all diese Vergünstigungen will man A. den unbemittelten Volksgenossendiesen Leuten einen Einblick in das deutsche Kulturschaffen der Vergangenheit und Gegenwart verschaffen und sie so den unrichtig: an den früher nur den Gebildeten und Vermögenden zugänglichen Werken teilnehmenGebildeten in etwa gleichstellen . Es soll eben nicht mehr so sein, daß nur der an den Schönheiten des menschlichen Lebens teilhat, der über das genügende Geld verfügt. Somit wird das Ziel, diese Klassenunterschiede zu vermindern, allmählich erreicht.

Ein weiterer, sehr wichtiger A. MittelFaktor für die Milderung der sozialen Unterschiede ist die Erziehung der Kinder durch die Schule. Jeder, der früher genug Geld besaß, konnte seine Kinder auf eine höhere Schule schicken und sie studieren lassen. Ob sie dazu Fähigkeiten zeigten oder nicht, darauf kam es nicht an. A. DagegenWährenddessen konnten sich die niederen Schichten des Volkes dieses nicht leisten. Sie waren gezwungen Z._ ihre Kinder, nachdem sie ihre Volksschulzeit hinter sich hatten, in die Lehre zu schicken. Unter diesen befand sich so manches Mal ein hochbegabter Junge. Jedoch war es den Eltern nicht möglich Z._ seine Begabung zu fördern, und der Staat kümmerte sich nicht darum. Heute spielt nun aber bei der Schulerziehung nicht das Geld eine große Rolle, sondern die Begabung des Schülers. So richtete man nationalpolitische Erziehungsanstalten ein, die begabte Jungen aus allen Kreisen des Volkes aufnehmen. Diese haben dann später die Möglichkeit, die höchsten Ämter im Staat einzunehmen. Dieses ist ein sehr wichtiger Punkt für die Überbrückung der sozialen Unterschiede. stimmt nicht. Es gilt dies vielleicht für die Schule, aber nicht für die außerschulische Umwelt.Diese Jungen bemerken die sozialen Unterschiede garnicht mehr, ja sie lernen sie nicht einmal kennen . Hier Gr. sitztsitzen nämlich geschieht auch auf der üblichen „höheren Schule".der Sohn eines Arbeiters mit dem eines Akademikers auf einer Schulbank nebeneinander . Keiner wird dem anderen vorgezogen, und alle tragen die gleiche Kleidung. Eine weitere Förderung begabter Kinder mittelloser Eltern bilden die Verteilung von Stipendien und besonders das Langemark-Studium[=?]. Das letztere gewährt einer gewissen Anzahl hochbegabter junger Leute freies Studium. Diese stammen ebenfalls aus allen Volksschichten. So zeigt es sich auch hier wieder, daß jeder, ganz gleich aus welchen Volkskreisen er herkommt, wenn er sich zu einem nur durch Studium erreichbaren Beruf als besonders fähig erweist, durch die geldliche Hilfe des Staates diesen Beruf ergreifen kann.

Eine weitere sehr große Rolle für die Milderung der sozialen Unterschiede spielen die Steuererhebungen. Es ist ganz klar, daß jeder Steuern zu zahlen hat. Jedoch hängt die Größe der Steuern ganz von dem Einkommen und Vermögen eines jeden ab. So hat natürlich derjenige, der nur ein geringes Einkommen hat und kein Vermögen besitzt, wesentlich weniger Steuern zu zahlen, als der, der ein hohes Einkommen und großes Vermögen besitzt. Damit erreicht der Staat, daß keinem zu viel Steuern auferlegt werden (im Entw. richtig)_ und diese gemäß seines Einkommens und Vermögens Sb. festgesetzt_ . Zusammengefaßt kann man sagen, daß das dritte Reich die Gleichberechtigung aller der Volksgemeinschaft angehörenden erstrebt, um so mit aller Kraft die Klassenunterschiede zu mildern.

Ein weiteres, aber sehr wichtiges Problem ist die Milderung der sozialen Gegensätze. Es ist ganz klar, daß Klassengegensätze immer bestehen. Denn jede Klasse vertritt ja ihre eigenen Anschauungen Z._ und so kommt es leicht zu Gegensätzen, da die Anschauungen ganz voneinander abweichen. Der Arbeiter fühlt sich auch leicht vor den Gebildeten zurückgesetzt. Das kann man verstehen, Das ist kaum der Hauptgrund. Im übrigen dürfte das auch umgekehrt für manchen „Gebildeten" gelten.da der Arbeiter vielfach nicht weiß, was für ihn die Gebildeten bedeuten . Um diese Gegensätze zu vermindern, macht man dem Arbeiter klar, daß er in der Kette des Volkes ein sehr wichtiges Glied ist. Wenn der Arbeiter nicht da wäre, gäbe es in Deutschland keine Industrie, die für uns von größter Bedeutung ist. Jedoch müssen auch die Gebildeten da sein, die die Arbeiter mit Hilfe ihres größeren Wissens führen und lenken müssen. Auf diese Weise tut der Gebildete genauso wie der Arbeiter seine Pflicht. Dieses macht man den Arbeitern klar, indem man ihnen dasselbe immer wieder vorhält.

So zeigt es sich auch wieder am Schluß, daß das dritte Reich sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für die Milderung der sozialen Gegensätze einsetzt.

Vf. hat nach einem ganz unzulänglichen Versuch theoretischer Begriffsbestimmung das Thema ausschließlich auf die Maßnahmen des dritten Reiches bezogen, hat es also sehr eingeengt. Dabei sind die eigentlichen Gesinnungsmittel der Erziehung (Opferbereitschaft, gemeinsame große Aufgaben, Volksverbundenheit) ganz außer Acht gelassen. Im Einzelnen finden sich manche unreife Auffassungen. Doch sind die in der praktischen Staatsführung ergriffenen Maßnahmen erkannt und richtig dargestellt. Der Ausdruck ist von schweren Fehlern frei, aber ungewandt.

ausreichend.

Die Klassenleistungen schwankten zwischen befriedigend und ausreichend.

12.2.41