DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner B., Hans.

Seit OII auf der Anstalt. Durch Wechsel von Realgymnasium zum Gymnasium und wieder zurück, und durch Anstaltswechsel von Opladen nach Köln wurde seine Vorbildung zersplittert. Ferner benachteiligte ihn sein weiter Schulweg (Kendenich !). So hat er nur mit Mühe die Versetzung nach OI erreicht, ohne dass es ihm überzeugend gelungen wäre, alle Lücken völlig auszufüllen. Steigerung der Leistungen in einer Gruppe von Fächern zog meist deren Absinken in anderen Fächern nach sich. Auf dem letzten Zeugnis ist nur noch Französisch mangelhaft. Er besitzt Phantasie, Interesse, guten Willen und Eifer. Seine Urteilsfähigkeit lässt im Unterricht mitunter zu wünschen.

Der Jugendorganisation seines Wohnorts Kendenich hat er sich mit Aufopferung gewidmet und sich da besonders betätigt durch Entwerfen von Bühneneinrichtungen, Bedienung der technischen Anlage der Bühne und durch schauspielerische Tätigkeit.

Er ist eine reife Persönlichkeit.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung.

Am 20. März 1909 wurde ich in Kendenich, Kreis Köln, geboren, als Sohn der Eheleute Rektor J. B. und seiner Ehefrau A., geborene H.

Mit dem fünften Lebensjahre besuchte ich die hiesige Volksschule, die ich in fünf Jahren durchlief. Alsdann trat ich in die Sexta des humanistischen Gymnasiums in Brühl ein und besuchte diese Anstalt bis Untertertia. Auf Wunsch meines Vaters ging ich zum Realgymnasium (Friedrich-Wilhelm-Gymnasium) nach Köln und machte hier die Klassen Untertertia und Obertertia durch. Infolge schwachen Gesundheitszustandes, sowie sehr ungünstiger Fahrtverhältnisse konnte ich mich dem Studium nicht vollständig widmen, weshalb ich auf Anraten einiger Herren des Lehrerkollegiums die Klasse Obertertia wiederholte. Da sich mein Gesundheitszustand bedeutend verschlechterte, sollte ich auf ärztlichen Rat hin am Schulort wohnen. Deshalb trat ich in die Klasse Obertertia des Erzbischöflichen Aloysianums zu Opladen ein. Hier erhielt ich die Obersekundareife unter Befreiung von der mündlichen Prüfung. Auf Anraten des dortigen Herrn Direktors wandte ich mich der humanistischen Abteilung dieses Instituts zu, da dort der realgymnasiale Zweig der Anstalt nicht ausgebaut war. Ich versuchte in einem Jahre das für den humanistischen Zweig erforderliche Pensum für die Klassen Untertertia bis Obersekunda nachzuholen, was mir aber nicht gelang. Deshalb faßte ich den Entschluß, wieder zum Realgymnasium zurückzukehren und kam so Ostern 1928 zu der hiesigen Anstalt.

Meine Lieblingsfächer sind: Religion, Biologie und Englisch. Da ich aus einer religiösen Familie stamme, ist mir die katholische Weltanschauung das Fundament für die Lebensauffassung und mein Studium geworden. - Die wachsende Erkenntnis der Natur und die Freude an derselben, insbesondere der Lebewesen in ihrer formvollendeten Harmonie gibt mir Veranlassung, mich dem Studium der Biologie zuzuwenden. - Die englische Sprache ist mir wegen ihrer Bedeutung als Weltsprache und ihrer Mannigfaltigkeit in Aufbau und Aussprache zum Lieblingsfach geworden.

Während der Studienzeit in Opladen war ich Gruppenführer der Neudeutschen. Außer dem Studium für die Schule beschäftigte ich mich mit Bühnentechnik. Ich habe selbst Bühnenbilder entworfen und war bei vielen Aufführungen technischer Leiter. Infolge der Inneneinrichtung unseres Jugendheimes, insbesondere der Bühne, die nach den modernsten Gesichtspunkten und Normen der Baukunst angelegt ist, mußte ein weitverzweigtes und kompliziertes Netz für die elektrischen Anlagen eingebaut werden. Dadurch wird die Bedienung der gesamten Lichtleitung des Heimes so sehr erschwert, daß sie zur Bedienung eine fachmännische Kraft beansprucht. Durch eingehenden Unterricht seitens des Bauingenieurs sowie durch theoretisches Studium und praktische Übungen ist es mir im Laufe einiger Monate möglich geworden, die gesamte Bedienung des Lichtes für die einzelnen Räume und vor allem für die Bühne bei größeren Theatervorführungen selbständig vorzunehmen.

Als zweite Fremdsprache für die Prüfung wähle ich Englisch.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung wähle ich Religion.

Nach Ablegung der Reifeprüfung beabsichtige ich, Medizin zu studieren.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich mein Religionsbekenntnis zu vermerken.