DKG (Köln)

Oberprima (Realgymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner K, Wolfgang

Regelmässig versetzt. Der Jüngste der Klasse. Er ist lauter und begeisterungsfähig bis zum letzten Einsatz und von starkem Willen, anderseits selbstbewusst, reizbar und empfindlich, im Urteil zuweilen voreilig.

Nur im Deutschen zeigte er dauernd gute Leistungen, besonders durch seine glänzende Ausdrucksfähigkeit, die er sich durch umfangreiche schriftstellerische Arbeiten erwarb. Mit diesem füllte er wohl zwei Jahre lang seine gesamte Freizeit aus. Seine Hauptteilnahme gilt dem Verkehrswesen, besonders Eisenbahn und Flugwesen. Er kennt alle Eisenbahnstrecken Europas.

Schon im Juni 1932 gehörte er dem NSS an, später dem DJ, wo er 1934 als Jungenzugführer bestätigt wurde.

Im national-politischen Lager 1936 wurde er besonders gelobt. Im Sommer 1936 erwarb er das SA-Sportabzeichen.

Er ist ein guter Schwimmer und ausdauernder Radfahrer.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937 am staatl. Dreikönigsgymnasium.

Ich wurde am 19. November 1918 als Sohn des Studienrates Dr. Richard K. und seiner Ehefrau Else, geb. T., zu Dortmund geboren.

Meine Vorfahren väterlicherseits stammen aus Niedersachsen, meine Ahnen mütterlicherseits aus einem alten westfälischen Bauerngeschlecht.

Meine Kindheit verbrachte ich ausschließlich in Köln.

In meiner frühesten Jugend fand ich am meisten Gefallen an den Werken des isländischen Dichters Jón Svensson, die ich sämtlich besitze und mindestens fünfmal gelesen habe. Danach beschäftigte ich mich eine Zeitlang mit den spannenden Erzählungen Karl Mays. Aber auch dessen ward ich bald überdrüssig, und ich wandte mich nun zu einem Gebiet, das ich zum ersten Male restlos durcharbeitete: Zur Kriegsliteratur. Die wichtigsten Werke über den Weltkrieg wurden mir damals bekannt. Da ich beim Lesen dieser Erzählungen und Beschreibungen den Inhalt selbst miterlebte, faßte ich den Plan, selbst einmal eine Sammlung von Erlebnissen und Geschehnissen niederzuschreiben. Diesem Fantasiewerk, dem ich den Namen „Krieg" gab, widmete ich in den Jahren 1932 bis 1934 meine ganze Freizeit. Dieses Schaffen bot mir vollste Befriedigung. Als ich nun älter wurde, fand ich keinen Gefallen mehr an diesen Fantasiegebilden, und so schließt jene Sammlung mit 1300 Seiten im März 1934 ab. Das Positive dieser riesigen Arbeit war, ich lernte die Opfer des deutschen Soldaten im Weltkriege durch eigenes Miterleben richtig kennen und schätzen. Die Hauptsache jedoch war, ich hatte mir durch die jahrelange Übung einen flüssigen Stil angeeignet. Ich habe überhaupt immer einen großen Teil meiner Kraft auf Dinge verwendet, die unmittelbar leider recht wenig mit der Schule zu tun hatten. Aber nur durch sie erwarb ich in einigen Sondergebieten ein großes Wissen.

Nach dieser Zeit beschäftigte ich mich mit den Werken Paul Kellers. Seine Romane sind mir sämtlich bekannt.

Erst in letzter Zeit kümmerte ich mich um die Dramen der deutschen Klassiker. An diesem Stoff fand ich ein so großes Gefallen, daß ich nicht genug lesen konnte. In jener Zeit studierte ich die Werke von Goethe, Shakespeare, Schiller, Lessing, Hebbel, Kleist, Grabbe und Grillparzer. Wurde eines von diesen mir nun bekannten Stücken im Schauspielhaus aufgeführt, so war ich sicherlich dort anzutreffen.

Von den Opernkomponisten schätze ich am meisten Richard Wagner. Da ich selbst musikalisch bin, studierte ich vor Besuch einer Wagner-Oper die einzelnen Themen, so daß mir allein das Hören einen hohen Kunstgenuß vermittelte. Leider ist es mir bis heute noch nicht gelungen, die schönste Wagner-Oper zu besuchen, den Parsifal.

In letzter Zeit besuchte ich neben den Wagner-Opern, die ich alle schon zwei- oder dreimal gehört habe, auch Opern von Verdi, Mozart, Weber und Lortzing.

Die wichtigsten Bücher der Neuzeit sind mir ebenfalls bekannt. Unter anderem las ich das Buch des Führers, Günthers „Rassenkunde des deutschen Volkes" und Rosenbergs „Mythos des zwanzigsten Jahrhunderts".

Ein Gebiet, das mich während dieser ganzen Zeit und auch heute noch stark interessiert, ist die Reichsbahn. Schon früh schenkten mir meine Eltern eine elektrische Eisenbahn, die in den folgenden Jahren immer mehr vervollkommnet wurde. Auch als ich älter wurde, spielte ich immer noch mit dieser Eisenbahn, nur daß mir das willkürliche Umherfahren und Halten allmählich langweilig wurde. Aus diesem Grunde schuf ich mir in jahrelanger Arbeit einen eigenen Fahrplan. Die erste „Auflage" war natürlich noch sehr ungenau, mit meinem jetzigen Plan jedoch, der sechsten „Auflage", bin ich vollkommen zufrieden. Er umfasst rund 650 Seiten. Mehr als 6000 Stationen des In- und Auslands sind in ihm verzeichnet. Spielte ich nun mit meiner Eisenbahn, so lernte ich die einzelnen Ortschaften kennen, so daß ich heute die meisten Orte ihrer Lage nach genau kenne, vorausgesetzt natürlich, daß sie an einer Hauptstrecke liegen. Durch diesen Fahrplan erreichte ich, daß ich nun nicht  mehr willkürlich meine Züge mit irgendwelchen Wagen umherfahren zu lassen brauchte. So kommt es, daß heute nicht nur ich, sondern auch Erwachsene an meiner „organisierten" Eisenbahn viel Freude haben und sich nicht schämen, mit mir auf dem Boden zu liegen.

Durch die Vielgestalt meiner häuslichen Lektüre fand ich am deutschen Unterricht den größten Gefallen. Aber auch Geschichte und Erdkunde sind Fächer, mit denen ich mich immer gerne beschäftigt habe.

Im Juli 1932 trat ich in den „Nationalsozialistischen Schülerbund" (N.S.S.) ein. Nach kurzer Zugehörigkeit zur Stahlhelmjugend wurde ich in das Deutsche Jungvolk überführt und im Oktober 1934 als Zugführer bestätigt.

Die national-politischen Schulungslehrgänge bildeten für mich eine wichtige Ergänzung der Schularbeit. Durch sie war mir Gelegenheit geboten, einzelne Teile des deutschen Bodens und seiner Bevölkerung in ihrem tiefsten Innern kennen zu lernen.

Ich habe vor, die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Da es jedoch wahrscheinlich ist, daß ich wegen meiner Brille nicht als Offizier eingestellt werden kann, werde ich nach meiner Militärzeit Zeitungswissenschaft studieren.

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung wähle ich Französisch.

Mein Wahlfach ist Deutsch.